Mati Randow
Mati Randow (* 1. Juli 2004 in Wien) ist ein österreichischer Schüler und Schulsprecher des GRG 6 Rahlgasse in Wien. Er wurde bekannt durch mehrere offene Briefe, die er mit anderen Schulsprechern an die Politik richtete. In den Briefen ging es vor allem um Bildungspolitik, Pandemiemanagement an Schulen und Kinderrechte.[1][2]
Leben
Herkunft und Ausbildung
Randow lebt seit seiner Geburt im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring. Seine Mutter kommt ursprünglich aus Deutschland, sein Vater aus Kärnten.[3] Er besuchte die Volksschule Pfeilgasse und geht seit 2014 auf das GRG 6 Rahlgasse.
Engagement
Im Schuljahr 2018/19 brachte Randow drei Ausgaben der Schülerzeitung "ginkgo" heraus, deren Medieninhaber er war. Für die Zeitung führte er unter anderem Interviews mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Christian Kern und Zeit im Bild Moderator Armin Wolf.[4][5] Im Frühjahr 2019 war er bei Fridays for Future Wien aktiv und organisierte den ersten weltweiten Klimastreik am 15. März 2019 in Wien mit. Mit 14 Jahren hielt er am Heldenplatz eine Rede vor knapp 25 000 Menschen.[6] Später verließ er die Bewegung und beklagte "politische Vereinnahmung".[7] Von Juli 2020 bis März 2021 engagierte er sich bei der SPÖ-Vorfeldorganisation Aktion kritischer Schüler innen Wien als Pressesprecher und bildungspolitischer Referent. Er organisierte mehrere Kampagnen und Pressekonferenzen zu schulpolitischen Themen mit.[8][9]
Schülervertretung und offene Briefe
Seit September 2019 ist Randow Schulsprecher an seiner Schule, dem GRG 6 Rahlgasse. Im Verlauf der COVID-19-Pandemie in Österreich erregte er durch verschiedene Aktionen öffentliche Aufmerksamkeit. Er verfasste Gastkommentare, etwa für die Tageszeitungen Der Standard und Wiener Zeitung,[10][11] in denen er sich vor allem dafür aussprach, Schüler vor COVID-19 zu schützen und "Solidarität mit Jungen" zu zeigen.[12]
Im Jänner 2021 wirkte er bei der von Schülern der Sir-Karl-Popper-Schule ins Leben gerufenen Schülerinitiative "COVWADA" mit, die in einem offenen Brief die Verschiebung der Deadlines für die vorwissenschaftliche Arbeit und Diplomarbeit forderte. Eine dazugehörige Petition sammelte über 2000 Unterschriften, die Forderung der Initiative wurde letztendlich umgesetzt.[13] Wenig später war Randow federführend bei einem offenen Brief der Plattform "Schulen Gegen Abschiebungen", die im Zuge der öffentlich gewordenen Abschiebung einer Familie mit ihren Kindern nach Georgien im Jänner 2021 gegründet wurde.[14] Bei der Initiative setzten sich Vertreter von knapp 50 Schulen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland für die Rückholung der abgeschobenen Familie ein und sprachen sich dafür aus, mehr Kinderrechte in der Österreichischen Bundesverfassung zu verankern.[15]
Größere Bekanntheit erlangte Mati Randow im September 2021 durch einen offenen Brief an den damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), den damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Im Brief rechnete er mit der Corona-Politik der Österreichischen Bundesregierung im Schulbereich ab. Der offene Brief wurde von 32 Schulsprechern – jedes dritten Wiener Gymnasiums – unterschrieben.[16] Der Forderungskatalog des Briefes beinhaltete eine Impfpflicht für Kindergarten- und Volksschulpersonal, die Kürzung von Lehrstoff und mehr Einbindung von Schülern in sie betreffende Entscheidungen.[17] Randow wurde in Folge in die ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" eingeladen, wo ihm Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, "Arroganz" unterstellte. Nach seinem Fernseh-Auftritt bezeichnete Der Standard Randow als "Sprachrohr einer politisierten Generation".[3]
Nachdem die Infektionszahlen im Herbst 2021 in Österreich erneut anstiegen und gerade bei 5-14- und 15-24-Jährigen neue Höchstwerte erreichten, richtete sich Randow erneut an die Politik. Mit über 100 Schulsprechern, Wissenschaftlern, Ärzten, Lehrern und Eltern formulierte er einen weiteren offenen Brief. Der Brief forderte "einschneidende Maßnahmen an Schulen". Selbsterklärtes Ziel des Briefes war es, Schutz für diejenigen zu schaffen, "die sich selbst nicht schützen können".[18] Keiner der drei Adressaten – Heinz Faßmann, Alexander Schallenberg und Wolfgang Mückstein – antwortete, Faßmann und Schallenberg traten knapp zwei Wochen nach Veröffentlichung des Briefes im Zuge der Formierung der Bundesregierung Nehammer zurück.
Den bis dato letzten offenen Brief mit der Überschrift "Nicht mit uns!" verfasste Randow im Januar 2022 zusammen mit über 100 Schulsprechern. Im Brief wiesen die Schüler auf ihre Belastung durch das Pandemiemanagement der österreichischen Bundesregierung hin. Ihre Politik würde junge Menschen "im Stich lassen, psychisch belasten und körperlich gefährden". Gefordert wurden unter anderem "langfristige Sicherheitskonzepte für Schulen", "die Sicherung unserer Rechte auf Gesundheit und Bildung" und Anpassungen bei den Abschlussprüfungen des Maturajahrgangs 2022.[19] Mit Veröffentlichung des Briefes gaben die Schulsprecher Bildungsminister Polaschek (ÖVP) und der Regierung bis zum darauffolgenden Montag Zeit für eine Reaktion. Als diese nicht erfolgte, kündigten sie für Dienstag, den 18. Januar 2022 "Streiks" an. Laut eigenen Angaben beteiligten sich knapp 150 Schulen an den Protestaktionen. Eine Online-Petitionen, die unter dem Titel "Diese Schulpolitik? Nicht mit uns!" begleitend zum offenen Brief initiiert wurde, konnte innerhalb von fünf Tagen über 12.500 Unterschriften sammeln.[20]
Einzelnachweise
- 13 09 2021 Um 15:27: Die Anliegen der Jugend werden gekonnt ignoriert. 13. September 2021, abgerufen am 28. November 2021.
- Kathrin Glösel: Offener Brief: 60.000 Infizierte seit Schulstart - Regierung hat beim Schutz von Schülern versagt. In: Kontrast.at. 22. November 2021, abgerufen am 28. November 2021 (deutsch).
- Mati Randow, Sprachrohr einer politisierten Generation. Abgerufen am 28. November 2021 (österreichisches Deutsch).
- Interview mit Christian Kern | ginkgo. Abgerufen am 28. November 2021 (deutsch).
- Interview mit Armin Wolf | ginkgo. Abgerufen am 28. November 2021 (deutsch).
- Weltweiter Klimastreik: Junge Menschen nehmen ihre Zukunft in die Hand. Abgerufen am 28. November 2021.
- Fridays for Future: Wer streikt, schafft an. Abgerufen am 28. November 2021 (österreichisches Deutsch).
- AHS-Landesschulsprecherin Anna Blume (AKS): Distance Learning alleine reicht nicht! Abgerufen am 28. November 2021.
- AVISO: 10 November – 13.00 Uhr: AKS Wien-Pressekonferenz "Schule in der Krise – #klartextsprechen" am Minoritenplatz 5. Abgerufen am 28. November 2021.
- Schulen öffnen? Sicher nicht! Abgerufen am 28. November 2021 (österreichisches Deutsch).
- Mati Randow: Gastkommentar - Privilegiert uns alle! Abgerufen am 28. November 2021.
- Ihr seid geschützt. Und wir? Abgerufen am 28. November 2021 (österreichisches Deutsch).
- Junos Schüler_innen gratuliert „COVWADA“ zu Ihrer erfolgreichen Initiative. Abgerufen am 28. November 2021.
- Schüler eines Wiener Gymnasiums machen gegen Abschiebung mobil. Abgerufen am 28. November 2021 (österreichisches Deutsch).
- Alina Bachmayr-Heyda: Offener Brief an Nehammer: Mitschülerinnen und -Schüler wehren sich gegen Abschiebungen. In: Kontrast.at. 4. Februar 2021, abgerufen am 28. November 2021 (deutsch).
- Von Michael Jungwirth | 09 42 Uhr, 15 September 2021: Offener Brief: Wiens Schulsprecher werfen Politik Untätigkeit vor und fordern Impfpflicht bei Lehrern. 15. September 2021, abgerufen am 28. November 2021.
- 13 09 2021 Um 15:27: Die Anliegen der Jugend werden gekonnt ignoriert. 13. September 2021, abgerufen am 28. November 2021.
- 22 11 2021 Um 09:23: Die Situation an den Schulen ist außer Kontrolle. 22. November 2021, abgerufen am 28. November 2021.
- 13 01 2022 Um 10:37: Sehr geehrte Bundesregierung, so geht es nicht mehr weiter! 13. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Warnstreik: Schüler gingen auf die Straße. Abgerufen am 30. Januar 2022.