Mathilde Planck
Johanna Friederike Mathilde Planck (* 29. November 1861 in Ulm; † 31. Juli 1955 in Gochsen) war Lehrerin und eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Landtag von Württemberg. Sie wird zu den wichtigsten Frauen der bürgerlichen Frauen- und Friedensbewegung in Südwestdeutschland gerechnet.
Leben
Mathilde Planck wurde als viertes Kind des Professors und Gymnasiallehrers Karl Christian Planck (1819–1880) und seiner Frau Auguste geb. Wagner (1834–1925) in Ulm geboren. Nach einigen Jahren der Mithilfe im elterlichen Haushalt absolvierte sie 1884 bis 1886 eine Ausbildung zur Lehrerin am Lehrerinneninstitut des Fräuleins von Prieser in Stuttgart. 1886 machte sie ihr Lehrerinnenexamen in den Fächern Englisch, Deutsch und Mathematik und unterrichtete anschließend bis 1899 an einer Privatschule in Stuttgart. Von 1906 bis 1916 war Mathilde Planck Vorsitzende des Württ. Lehrerinnenvereins, ebenfalls seit 1906 zugleich Vorsitzende des Verbands württ. Frauenvereine. Die Aktivistin der Frauenbewegung engagierte sich seit Anfang der 1900er Jahre als Redakteurin der Zeitschrift „Die Frauenwacht“, von 1921 bis 1927 als Redakteurin der Frauenbeilage „Die Rosa Frau“ des Stuttgarter Neuen Tagblatts. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Friedensgesellschaft unterstützte sie 1914 Frida Perlen bei der Gründung eines Frauenverbands der DFG.
Sie gehörte 1921 zu den Gründungsmitgliedern der ersten gemeinnützigen Bausparkasse Gemeinschaft der Freunde, die 1924 als GdF Wüstenrot firmierte. Bis 1936 war sie dort Vorstandsmitglied und Mitglied im Aufsichtsrat und blieb dem Gründer der Kasse Georg Kropp lebenslang verbunden. Eines der ersten modernen Altenheime errichtete Mathilde Planck 1930 in Ludwigsburg.
Einen Teil ihrer Bibliothek gab sie 1945 an die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart.[1]
Politik
1918 gehörte Mathilde Planck zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Württemberg und auf Reichsebene, 1918/1919 war sie Mitglied des provisorischen Reichs-Hauptvorstands, von 1919 bis 1920 und von 1925 bis 1930 auch des Reichs-Parteiausschusses. 1919 wurde sie als Vertreterin der DDP in die Verfassungsgebende Landesversammlung Württembergs gewählt. Von 1920 bis 1928 gehörte sie dem Landtag an.
Zwei Reichstags-Kandidaturen 1919 und 1920 führten nicht zum Erfolg.
1953 kandidierte Mathilde Planck für die Gesamtdeutsche Volkspartei im Wahlkreis Ludwigsburg zum Deutschen Bundestag.[2] Mit 91 Jahren war sie dabei bundesweit die älteste Kandidatin.
Auszeichnungen
1951 erhielt Mathilde Planck als erste Frau das Bundesverdienstkreuz[3]. Das Mathilde-Planck-Mentoringprogramm zur Förderung von Frauen in den Wissenschaften wurde nach ihr benannt.[4]
Der Landkreis Ludwigsburg benannte ein Berufsschulzentrum nach Mathilde Planck (Mathilde-Planck-Schule), ebenso der Landkreis Lörrach[5].
Schriften
- Der Berufsstaat. Nach der Rechtslehre Karl Chr. Plancks. Diederichs, Jena 1918.
- Deutsche Zukunft. Ausgewählte politische Schriften, hg. v. Mathilde Planck. Drei Masken, München 1925.
- Das unsichtbare Reich. Mayer, Stuttgart 1946.
- Vom Sinn des Lebens. Hess, Ulm 1947.
- Karl Christian Planck. Frommanns, Stuttgart 1950.
Einzelnachweise
- Dagmar Jank: Bibliotheken von Frauen: ein Lexikon. Harrassowitz, Wiesbaden 2019 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 64), ISBN 9783447112000, S. 153.
- vgl. Ina Hochreuther, Frauen im Parlament, 3. Aufl. Stuttgart 2012, S. 86; Frank Raberg, Biographisches Handbuch der württ. Landtagsabgeordneten, Stuttgart 2002, S. 670
- Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 3, Nr. 250, 29. Dezember 1951.
- Mentoring-Programm (Memento des Originals vom 12. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Startseite. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
Literatur
- Ina Hochreuther: Frauen im Parlament - Südwestdeutsche Abgeordnete seit 1919. Im Auftrag des Landtags herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung, Theiss-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-1012-8.
- Johannes Mehner: Mathilde Planck (1861–1955). In: Birgit Knorr; Rosemarie Wehling (Hrsg.): „Frauen im deutschen Südwesten. Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs“. Bd. 20, Stuttgart 1993, S. 292 ff.
- Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 670.
- Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S. 317 f.
- Maja Riepl-Schmidt: Mathilde Planck. Gegen jede Falschheit. In: Maja Riepl-Schmidt (Hrsg.): Wider das verkochte und verbügelte Leben. Frauen-Emanzipation in Stuttgart seit 1800. Silberburg, Stuttgart 1990, ISBN 3-925344-64-0, S. 150–156.
- Mascha Riepl-Schmidt: Mathilde Planck. Für Frieden und Frauenrechte, DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2009, ISBN 978-3-87181-715-1.
- Elsbeth Stockmayer (Hg.): Mathilde Planck, Erinnerung und Auszüge aus ihren Werken, Ludwigsburg, 1959.
Weblinks
- Mascha Riepl-Schmidt: Mathilde Planck (1861–1955) (Landeszentrale für Politische Bildung) (PDF-Datei; 709 kB)
- Mathilde Planck - Vorkämpferin für sozialen Fortschritt
- Personenbeschreibung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
- Mathilde-Planck-Schule Ludwigsburg
- Mathilde Planck bei leo-bw, dem landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg