Mater Matuta
Mater Matuta (lateinisch für „morgendliche Mutter“) ist in der römischen Mythologie die Göttin des Frühlichts, der Geburt und des Wachstums. Sie ist eine durch Weihinschriften und die Römische Literatur bezeugte sehr alte Göttin nicht nur im Römischen Reich, sondern auch in weiten Teilen Italiens vor der römischen Eroberung.
Bedeutung und Kult
Mater Matuta war eine gutherzige Göttin, zu deren Ehren jährlich am 11. Juni die Matralia (Fest der Mütter) gefeiert wurden.[1] Mater Matuta wurde von den Römern ab der späten Republik mit der griechischen Leukothea identifiziert. Als solche war sie die Mutter des Portunus, mit dem sie zusammen die Seefahrt und die Häfen beschützte.
Ihr zugeordnete Heiligtümer finden sich in Rom nahe dem Forum Boarium in der Area sacra di Sant’Omobono als Zwillingstempel mit einem Heiligtum der Fortuna[2] und in Satricum, nahe dem heutigen Le Ferriere, Stadtteil von Latina.[1]
Ihr Name hat dieselbe Wurzel (maturus = rechtzeitig, früh, reif) wie das lateinische matutina („Morgenstunde“, vgl. Matutin), aus dem sich in der deutschen christlichen Terminologie die Mette herausgebildet hat.
Quellen
Titus Livius erwähnt Mater Matuta in seinem Werk Ab urbe condita mehrfach. Er nennt die 396 v. Chr. gelobte Wiederherstellung ihres Tempels in Rom durch Marcus Furius Camillus, die einen bereits durch den römischen König Servius Tullius im 6. Jahrhundert v. Chr. geweihten Bau ersetzt haben soll.[3] Er schreibt auch über ihren Tempel im volskischen Satricum.[4] Über den Kult der Göttin erfahren wir allerdings wenig. Auch Marcus Terentius Varro berichtet nur knapp von den Kuchen, die die Matronen am Festtag der Göttin, den Matralien, buken.[5]
Die am Ausgang der Römischen Republik einsetzende Gleichsetzung der Mater Matuta mit der griechischen Leukothea wurde durch Parallelen im Ritual begründet[6] und war für Ovid sowie Plutarch Anlass, den Mythos der Ino Leukothea zur Grundlage der mit dem Kult der Mater Matuta verbundenen Kulthandlungen zu machen.[7] Doch bereits Cicero war die Gleichsetzung bekannt.[8] Das von Ovid gezeichnete Bild der Verbindung der Mater Matuta mit Leukothea fand ihren Niederschlag auch in der späteren Literatur, etwa bei Hyginus Mythographus,[9] Servius,[10] Augustinus[11] und Laktanz.[12]
Literatur
- Manfred Halberstadt: Mater Matuta. Frankfurter Studien zur Religion und Kultur der Antike Band 8, Dissertation 1934. Frankfurt 1934.
- Henry Link: Mater Matuta. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIV,2, Stuttgart 1930, Sp. 2326–2329.
- Francesca Prescendi: Mater Matuta. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 1000–1001.
- Georg Wissowa: Mater Matuta. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2462–2464 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Francesca Prescendi: Mater Matuta. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 1000–1001.; Ovid Fasti 6,473–562.
- Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Stadtführer. 1. Auflage. Verlag Herder, Freiburg 1975, ISBN 3-451-17247-X, S. 283–285.
- Livius, Ab urbe condita 5,19,6
- Livius, Ab urbe condita 6,33,5
- Varro, De linqua Latina 5,106
- Plutarch, Quaestiones Romanae 16.
- Ovid, Fasti 6,473–562; Plutarch, Camillus 5; Quaestiones Romanae 16. 17.
- Cicero, Tusculanae disputationes 1,28; De natura deorum 3,48.
- Hyginus, Fabulae 2. 224.
- Servius, Kommentar zu Vergils Aeneis 5,241 und Georgica 1,437.
- Augustinus, De civitate Dei 18,14.
- Laktanz, Divinae institutiones 1,21,23.