Martinskirche (Linz)
Die Martinskirche steht in der Linzer Innenstadt in Oberösterreich. Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Martin am Römerberg gehört zum Dekanat Linz-Mitte in der Diözese Linz. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Geschichte
Die Martinskirche galt lange als die älteste erhaltene Kirche Österreichs, was nach neueren Forschungen allerdings nicht mehr haltbar ist. Andere Kandidaten sind die ähnlich datierte Ruprechtskirche (Wien) und die Filialkirche St. Ulrich in Thaur bei Innsbruck.
Die erste urkundliche Erwähnung datiert in das Jahr 799. Im Zuge der Vorbereitungen für den Kampf gegen die Awaren bekundete der bayerische Präfekt Gerold der Jüngere († 1. September 799), der mit der Führung des Feldzuges betraut war, Interesse an St. Martin. Er bat seinen Schwager König Karl um Intervention bei Bischof Waldrich von Passau, ihm das Gotteshaus als Fruchtgenussberechtigten auf Lebenszeit zu überlassen.[1] Im Zuge einer Diözesansynode oder eines Treffens in Treisma wurde am 20. Juni 799 eine entsprechende Urkunde verfasst, deren älteste Abschrift aus dem 9. Jahrhundert[2] im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München verwahrt wird.[1]
In den folgenden Jahrhunderten kam es zur mehrfachen Umgestaltung und Erweiterung u. a. zu einem Zentralbau mit unvollendetem kleeblattförmigen Grundriss. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche schließlich im Stil der Gotik umgebaut. 1589 wurde die Westwand bis auf die Fundamente abgetragen und neu aufgebaut, wobei der seit 799 genutzte südliche Eingang durch ein Westportal ersetzt wurde.[3]
Während der Besetzung von Linz im Österreichischen Erbfolgekrieg durch Franzosen und Bayern wurde die Kirche 1742 als Pferdestall benützt, danach von 1810 bis 1832 als Militärdepot verwendet.[4] Bei der Renovierung der Kirche im Jahr 1841 wurde der westliche Eingang erneuert.[4]
Der ältere karolingische Zentralbau wurde 1978 ergraben.
Architektur
Der heutige Grundriss ergibt sich aus einem Umbau wahrscheinlich im 10. oder 11. Jahrhundert. Die frühesten Mauerreste aus der Romanik lassen einen Rechtecksaal mit Chorschranke erahnen.
Ausstattung
Im Inneren sind Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu sehen sowie römische Grabsteine mit Inschriften aus dem 3. Jahrhundert[5] und gotische Holzplastiken.
Siehe auch
- eine weitere Martinskirche aus karolingischer Zeit befand sich donauabwärts in Traismauer (an der Stelle der heutigen Pfarrkirche hl. Rupert), in der 833 der Slawenfürst Pribina getauft wurde.
Literatur
- Josef Simbrunner: Die Kirche St. Martin in Linz im Lichte der Urkunde vom 20.6.799. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2019, S. 69–77 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
- Willibald Katzinger: Linz ohne Phantomzeit. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz. Linz 2004, S. 327–340 (ooegeschichte.at [PDF]).
- Franz Juraschek: Wege, die zur Martinskirche führen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 1956, S. 84–94 (ooegeschichte.at [PDF]).
- Franz Juraschek: Die Baugeschichte der Martinskirche im hohen und späten Mittelalter. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1950. Linz 1951, S. 373–404 (ooegeschichte.at [PDF]).
- Wilhelm Jenny: Neues zum römischen und frühmittelalterlichen Linz (Nachtrag zur Martinskirche). In: Jahrbuch der Stadt Linz 1949. Linz 1950, S. 288–298 (ooegeschichte.at [PDF]).
- Caspar Jurasek: Beitrag zur Geschichte der St. Martinskirche in Linz anläßlich der 50jährigen Feier der Wiedereinführung des Gottesdienstes in derselben. Selbstverlag, Linz 1891 (landesbibliothek.at).
Weblinks
- Webpräsenz der Pfarre Linz-St. Martin am Römerberg
- Neues und Altes zur Martinskirche von Linz. Archäologentreff im Nordico - Museum der Stadt Linz. In: sciencev1.orf.at. Abgerufen am 26. Januar 2020.
Einzelnachweise
- Simbrunner 2019, S. 71f.
- Katzinger 2003, S. 334.
- Juraschek 1956, S. 86, 89 und 94.
- Martinskirche. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
- Artur Betz: Ein römischer Inschriftstein aus der Martinskirche in Linz. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1957. Linz 1957, S. 341–344 (ooegeschichte.at [PDF]).