Martinskirche (Beedenbostel)
Die Martinskirche Beedenbostel ist eine ev.-luth. Kirche in Beedenbostel (Landkreis Celle, Niedersachsen). Kirchenpatron ist Martin von Tours. Die Kirche wurde 1735 in der Amtszeit des Pastors Johann Pflug erbaut. Der Holzglockenturm ist älter und stammt aus dem Jahr 1565/66.
Geschichte
Die Martinskirche ist die dritte Kirche an diesem Ort. Die Taufkirche von 1051 war die erste. Die zweite Kirche ist vor 1481 gebaut worden. Am 21. März 1735 wurde der Grundstein der jetzigen Kirche gelegt. Die Fläche vergrößerte sich von 60 m² auf 360 m². Altar und Orgel wurden aus der alten Kirche übernommen.
Ausstattung
Zusammen mit dem Neubau von 1735 errichtete man einen barocken Altaraufbau, in den der Mittelschrein eines flämischen Flügelaltars aus dem Spätmittelalter eingepasst wurde. Dieser ist von besonderer Qualität und kunstgeschichtlicher Bedeutung, weil er wichtige künstlerische uns ikonographische Tendenzen der niederländischen Kunst aufgreift. Bildthema ist die bühnenartig ausgebaute Szenerie eines "volkreichen Kalvarienbergs". Seine Qualität schließt aus, dass er ursprünglich für eine Dorfkirche bestimmt war. So vermutet man, dass das Bildwerk auf eine fürstliche Erwerbung oder Beauftragung zurückgeht und ursprünglich von Anna, der Witwe des Herzogs Friedrichs des Frommen für die 1485 geweihte Celler Schlosskapelle erworben wurde. Er wurde 1989/90 restauriert.[1]
Die nach 1635 gefertigte Kanzel auf der Südseite neben der Sakristei zeigt Reliefs der Evangelisten.
Orgel
Die aus der zweiten Kirche mit übernommene Orgel war zu klein für den großen Raum der neuen Kirche. Die erste Orgel verfügte über sieben Register. Das Prospekt der zweiten Orgel (Philipp Furtwängler, 1855) ist noch heute Prospekt der jetzigen Orgel. Durch die Wiederentdeckung der Barockmusik Anfang des 20. Jahrhunderts war die alte Orgel mit romanischem Klang dafür nicht geeignet. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit der Technik. Im Januar 1928 wurde mit dem Abbau der alten Orgel begonnen. Die neue Orgel mit pneumatischer Traktur wurde durch die Orgelbaufirma Wetzel (Hannover) nach Disposition von Christhard Mahrenholz erbaut und am 6. Mai 1928 eingeweiht. 1958/59 wurden klangliche Änderungen vorgenommen. Anfang der 1960er Jahre machten sich Verfallserscheinungen bemerkbar, bis sie 1968 nicht mehr spielbar war. So wurde 1972 durch die Firma Hammer (Hannover) die neue, vierte und jetzt aktuelle Orgel in das Prospekt von 1855 eingebaut. Nun verteilen sich 26 Register auf 2 Manuale (Hauptwerk, Oberwerk) und Pedal.[2]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken und Turm
Der Glockenturm stammt aus dem Jahr 1565/66. Vorher war er nur ein Gerüst aus Baumstämmen. In ihm sind zwei Glocken und die Turmuhr. Nachdem 1801 die erste Glocke von 1567 geborsten war, wurde aus ihrem und zusätzlichem Material eine Glocke gegossen. Sie trägt die Inschrift:
Höret und Kömt Ich rufe zur Weisheit und festlichen Freude Stimme die Herzen zur Trauer Und wecke zur schnellern Hülfe
Nachdem die Nachfolgerin der 1724 gesprungenen Glocke 1918 eingeschmolzen wurde, wurde eine weitere Glocke gegossen. Sie trägt die Inschrift:
O Land, Land, Land, höre des Herren Wort !
Geopfert für Deutschlands Wehr 1918,
'wiedererstanden zu Gottes Ehr 1935
Literatur
- BEEDENBOSTEL Kr. Celle. Ev. Martinskirche. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, S. 203; ISBN 3-422-03022-0
- Ernst Mertsch: Chronik der Gemeinde Beedenbostel. Band 1: Kirche und Schule. o. O. [1984]
Weblinks
Einzelnachweise
- Urs Boeck: Ein Brabanter Retabel in Niedersachsen. Der Kalvarienberg von Celle/Beedenbostel, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 67, 2004, S. 532–539.
- Die Orgel der Martinskirche Beedenbostel auf orgelinformation.de