Martinikerk (Groningen)
Geschichte
Archäologisch sind mehrere Vorgängerbauten der Martinikerk nachgewiesen. Eine hölzerne Kirche entstand um 800, die vermutlich im frühen 10. Jahrhundert durch einen Bau aus Tuffstein ersetzt wurde.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde an deren Stelle aus Backstein eine Kreuzbasilika im Stil der Romano-Gotik errichtet, als deren herausragendes Kennzeichen Domikalgewölbe gelten. Diese Kirche ist auf dem Stadtsiegel von 1245 dargestellt.
Im frühen 15. Jahrhundert setzte ein durchgreifender hochgotischer Umbau des ganzen Gebäudes ein. In den 1450er Jahren wurde der Chor zu einem basilikalen Umgangschor erweitert.[1] Das Kirchenschiff wurde als Hallenkirche ausgebaut. Wie bei drei Bremer Kirchen wurde das Hallenschiff mit Querdächern versehen. Deren Giebeldreiecke tragen Spitzbogenblenden mit weiß verputzten Hintergründen, wie sonst für den Ostseeraum typisch. 1468 stürzte der alte Kirchturm ein, wobei das Kirchenschiff beschädigt wurde. Das Kirchenschiff wurde nach Westen erweitert und ein neuer Turm entstand zwischen 1469 und 1482. Der Kirchturm (Martiniturm) kann bestiegen werden.
1559 wurde die Martinikerk Bischofskirche des Bistums Groningen. Nach der Einnahme der Stadt Groningen durch Moritz von Oranien am 22. Juli 1594 wurde das Bistum aufgelöst. Aus der Martinikerk wurden die Altäre und die Heiligenbilder entfernt; die Kirche wurde in eine reformierte Kirche umgewandelt. 1611 wurde der Kommandant des Staatenkastells Groningen, Johannes Corputius im Chor der Kirche beigesetzt. Corputius war Angehöriger des calvinistischen Glaubens und hatte für Moritz von Oranien und Wilhelm Ludwig von Nassau im Achtzigjährigen Krieg gekämpft.
Im 17. Jahrhundert wurde die Dachlandschaft der Kirche bei Renovierungen stark verändert. Diese Maßnahme wurde auch wegen konstruktiver Mängel in den 1970er Jahren rückgängig gemacht.
Orgel
Die erste Bauphase der berühmten Orgel der Martinikerk geht auf 1450 und 1482 zurück. Ihre heutige Gestalt verdankt sie den Erweiterungen durch Arp Schnitger (1692), seinem Sohn Franz Caspar Schnitger (1729) und Albertus Antonius Hinsz (1740).
Nutzung
Die Martinikerk wird heute werktags vor allem durch die Universität genutzt. An Sonn- und Feiertagen dient sie nach wie vor gottesdienstlichen Zwecken.
Weblinks
- Website der Kirche (niederländisch)
- Ronald Stenvert, Chris Kolman, Ben Olde Meierink, Margreet Tholens …: Monumenten in Nederland, 12 Bände (1996–2006), verfügbar als PDF zum kostenlosen Download von der digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren → Band Groningen
- S. 22 – Chor als Beispiel der Hochgotik im Kapitel Stijl en Verschijningsvoormen
- S. 99 ff. – Beschreibung der Kirche
- Interview mit Frau de Haan von der Martinikerk auf YouTube
Fußnoten
- Baubeschreibung des Rijksdienst voor Archeologie, Cultuurlandschap en Monumenten, abgerufen am 31. Oktober 2018.