Franz Caspar Schnitger
Franz Caspar Schnitger (* 15. Oktober 1693; † 1729 vermutlich in Zwolle oder Groningen) war ein Orgelbauer.
Leben
Franz Caspar Schnitger war einer der Söhne des berühmten Arp Schnitger. Nach dessen Tod, 1719, verlegten er und sein Bruder Johann Jürgen (Georg) (1690– 1734 oder später) die Werkstatt in die Niederlande und ließen sich zunächst in Zwolle nieder. Dort vollendeten sie die noch den von Arp Schnitger geplanten, großen Neubau (1719–1721) der Orgel der Sint-Michaëlskerk in Zwolle.
Franz Caspar wird gelegentlich mit seinem Sohn gleichen Namens verwechselt. Albertus Antonius Hinsz übernahm nach dem frühen Tod von Franz Caspar sr. dessen Werkstatt und führte die Schnitger-Tradition fort. Hinsz heiratete die Witwe des Franz Caspar sr. und wurde so zum Stiefvater von Frans Casper Snitger (jr.), der die Werkstatt nach dem Tod Hinsz’ zusammen mit Heinrich Hermann Freytag leitete. Dessen Sohn Herman Eberhard Freytag (1796–1869) wiederum war der letzte Vertreter der Schnitger-Schule in den Niederlanden, der die Tradition bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts aufrechterhielt, während sie in Deutschland nach dem Tod Arp Schnitgers und seiner unmittelbaren Schülergeneration weitgehend abbrach.
Werkliste
Folgende Arbeiten sind von ihm nachgewiesen:
Jahr | Ort | Kirche | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|
1709–1710 | Weener | Evangelisch-reformierte Kirche | II/p | 22 | F. C. Schnitger fertigte für diese Orgel das Gehäuse in Neuenfelde (heute II/P/29)[1] → Orgel der Evangelisch-reformierten Kirche (Weener) | |
1720 | Vollenhove (NL) | St. Nicolaaskerk | II/p | 19 | Eingreifender Umbau der Orgel von A. Bosch (1686) durch Schnitger; 1860 um Pedaltürme ergänzt (II/P/25)[2] | |
1721 | Zwolle (NL) | Michaelskirche | IV/P | 64 | Zusammen mit seinem Bruder Johann Georg Schnitger nach Plänen seines Vaters; zum Großteil erhalten[3] → Orgel der Michaelskirche (Zwolle) | |
1720–1722 | Deventer (NL) | Lebuinuskirche | III/p | 35 | Umbau durch Schnitger, von dem noch 17 Register erhalten sind; 1836–1839 durch Johann Heinrich Holtgräve erweitert (III/P/45)[4] | |
1722 | Meppel (NL) | Mariakerk | III/p | 27 | Vollendung des Orgelneubaus durch Jan Harmens Kamp nach dessen Tod 1721; später umgebaut und erweitert (III/P/38); von Schnitger 2-3 Register erhalten[5] | |
1723 | Duurswoude (NL) | Hervormde Kerk | I/P | 10 | Ursprünglich gebaut als Geschenk für die Lutherische Kirche in Zwolle; 1917 nach Duurswoude verkauft | |
1723–1725 | Alkmaar (NL) | Laurenskerk | III/P | 56 | Erweiterungsumbau; Großteil von Schnitger erhalten[6] | |
1728/1729 | Groningen (NL) | Martinikerk | III/P | 47 | Diese Erneuerungsarbeit wurde zwar von Schnitger begonnen, konnte aber nicht mehr von ihm fertiggestellt werden und wurde nach seinem Tod von Albertus Antonius Hinsz 1730 zu Ende geführt.[7] → Orgeln der Martinikerk (Groningen) |
Literatur
- Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1 (books.google.de).
- Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7.
- Ibo Ortgies: Die Praxis der Orgelstimmung in Norddeutschland im 17. und 18. Jahrhundert und ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Musikpraxis. Göteborgs universitet, Göteborg 2004 (gbv.de [PDF; 5,4 MB] rev. 2007; S. 117–146 zu Schnitgers Tätigkeit in Alkmaar und Zwolle).
- Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild Verlag, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
Einzelnachweise
- Schnitger-Orgel in Weener, abgerufen am 5. September 2019.
- Bosch-Orgel in Vollenhove, abgerufen am 5. September 2019.
- Schnitger-Orgel in Zwolle (niederländisch), abgerufen am 5. September 2019.
- Orgel in Deventer, abgerufen am 5. September 2019.
- Kamp/Schnitger-Orgel in Meppel, abgerufen am 5. September 2019.
- Hagerbeer/Schnitger-Orgel in Alkmaar. Abgerufen am 5. September 2019.
- Orgel in Groningen, Martinikerk, abgerufen am 5. September 2019.