Marine Ice Sheet Instability
Unter Marine ice sheet instability (MISI) deutsch Marine Eisschild-Instabilität versteht man die Möglichkeit mariner Eisschilde, die unterhalb der Meeresoberfläche gründen, in unkontrollierbar fortschreitender Weise instabil zu werden. Johannes Weertman erkannte in den 1970er Jahren diesen Mechanismus erstmalig.[1][2] In der Antarktis befinden sich mehrere Eisschilde, die das Potential für einen derartigen Kollaps haben, so beispielsweise das Westantarktische Eisschild, speziell das Eisschild vor dem Thwaites-Gletscher und das Aurora-Subglazialbecken. In der Ostantarktis ist der Totten-Gletscher davon bedroht.[3]
Aufgrund der im Vergleich mit Eis höheren Dichte von Salzwasser sind marine Eisschilde nur dort stabil, wo das Eis dick genug ist, um das Gewicht des darunter liegenden Meerwassers zu verdrängen. Die Linie, an der ein marines Eisschild seinen Kontakt zum Boden verliert und beginnt aufzuschwimmen, wird grounding line genannt. Eisschilde, die von MISI bedroht sind, zeigen ein Profil, bei dem die 'grounding line' eine in Richtung Meer ansteigende Topologie zeigt. Bei einem stabilen Eisschild schmilzt im Meer etwa so viel Eis, wie von Land nachströmt und das Eisschild ist stabil. Bei einem durch die globale Erwärmung instabilen Eisschild schmilzt dieses, verringert damit sein Gewicht und wenn eine kritische Grenze überschritten wird, fängt es an aufzuschwimmen und wird so immer mehr von Wasser unterwandert. Bei Eisschilden, die MISI-Potential haben, wandert die grounding line nun weiter in Richtung tieferes Wasser, das darüber befindliche Eisschild wird leichter und es beginnt sich immer schneller in Richtung Meer zu bewegen.
Weblinks
- European Geosciences Union: Marine Ice Sheet Instability "For Dummies"
- E. Rignot, J. Mouginot, M. Morlighem, H. Seroussi, B. Scheuchl: Widespread, rapid grounding line retreat of Pine Island, Thwaites, Smith, and Kohler glaciers, West Antarctica, from 1992 to 2011. In: Geophysical Research Letters. Band 41, Nr. 10, 2014, S. 3502–3509, doi:10.1002/2014GL060140.
Einzelnachweise
- J. Weertman: Stability of the Junction of an Ice Sheet and an Ice Shelf. In: Journal of Glaciology. Band 13, Nr. 67, 1974, ISSN 0022-1430, S. 3–11, doi:10.3189/S0022143000023327.
- Robert H. Thomas, Charles R. Bentley: A Model for Holocene Retreat of the West Antarctic Ice Sheet. In: Quaternary Research. Band 10, Nr. 2, September 1978, ISSN 0033-5894, S. 150–170, doi:10.1016/0033-5894(78)90098-4.
- Duncan A. Young, Andrew P. Wright, Jason L. Roberts, Roland C. Warner, Neal W. Young: A dynamic early East Antarctic Ice Sheet suggested by ice-covered fjord landscapes. In: Nature. Band 474, Nr. 7349, Juni 2011, ISSN 1476-4687, S. 72–75, doi:10.1038/nature10114 (nature.com [abgerufen am 20. Februar 2022]).