Marija Alexandrowna Romanowa
Großfürstin Marija Alexandrowna von Russland, VA (* 5. Oktoberjul. / 17. Oktober 1853greg. in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg; † 24. Oktober 1920 in Zürich) war durch Heirat Prinzessin von Großbritannien und Irland sowie Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha.
Leben
Herkunft
Großfürstin Marija wurde in Zarskoje Selo, Russland, als zweite Tochter des russischen Thronfolgers Alexander und seiner ersten Frau, Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein, der Tochter von Großherzog Ludwig II. von Hessen und bei Rhein, geboren. Sie war die Tante von Zar Nikolaus II., der 1918 ermordet wurde. Ihr Bruder Großfürst Sergei wurde 1905 in Moskau von Iwan Kaljajew ermordet, ein anderer Bruder, Großfürst Pawel, 1919 im damaligen Petrograd.
Von 1893 bis zu ihrem Tod war Marija gleichzeitig eine russische Großfürstin von Geburt an, eine britische königliche Duchess durch Heirat und die Gattin (und später Witwe) eines souveränen deutschen Herzogs. Von ihrer Geburt bis zu ihrer Heirat mit dem Prinzen Alfred, Duke of Edinburgh, war sie Ihre Kaiserliche Hoheit Großfürstin Marija Alexandrowna von Russland. Von ihrer Hochzeit bis zur Nachfolge ihres Mannes als Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha war sie Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit Die Herzogin von Edinburgh. Dann war sie Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit Herzogin Maria von Sachsen-Coburg und Gotha.
Ehe
Am 23. Januar 1874 heiratete Großfürstin Marija im Winterpalast, St. Petersburg, Seine Königliche Hoheit Prinz Alfred von Großbritannien und Irland, Duke of Edinburgh. Die Ehe war nicht glücklich, zumal Marija in der Londoner Gesellschaft unbeliebt war. Das Bestehen von Zar Alexander II., dass seine Tochter mit „Kaiserliche Hoheit“ anzureden war und Vorrang gegenüber ihrer Schwägerin, der Princess of Wales und späteren Königin Alexandra von Großbritannien und Irland, haben solle, verärgerte Königin Victoria. Die Königin bestand darauf, dass die Anrede „Königliche Hoheit“, die Großfürstin Marija durch die Ehe erwarb, der Anrede „Kaiserliche Hoheit“ vorgehen solle, die Marijas Anrede von Geburt war. Großfürstin Marija selbst fand sich schwer damit ab, dass sie, die Tochter eines Zaren, gegenüber ihrer Schwägerin, der Princess of Wales, „nur“ der Tochter des dänischen Königs, nach dem Protokoll Nachrang hatte. Nach der Ehe wurde Marija als „Königliche Hoheit“, „Königliche und Kaiserliche Hoheit“ oder auch „Kaiserliche und Königliche Hoheit“ bezeichnet.
Gedenkmedaille zur silbernen Hochzeit
Der Porträtmedailleur Max v. Kawaczynski (1860–1912) gestaltete die Wachsmodelle einer Erinnerungsmedaille an die Silberhochzeit des Herzogspaares von Sachsen-Coburg-Gotha, die der Berliner Künstler im Auftrag des Herzogs Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha ausgeführt hat[1]. Die Vorderseite zeigte die von Medailleur "nach den Leben modellierten Brustbilder mit der Umschrift Alfred – Marie 1874 – 99, die Rückseite das Ehewappen mit dem Spruch: In Treue fest und dem Vermählungsdatum 23. Januar".[2]
Nachkommen
Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh hatten sechs Kinder:
- Erbprinz Alfred „Young Affie“ (* 15. Oktober 1874; † 6. Februar 1899)
- Prinzessin Marie „Missy“ (* 29. Oktober 1875; † 18. Juli 1938) ⚭ 10. Januar 1893 König Ferdinand I. von Rumänien (1865–1927)
- Prinzessin Victoria Melita „Ducky“ (* 25. November 1876; † 2. März 1936) ⚭ 19. April 1894 (geschieden 21. Dezember 1901) ihren Cousin väterlicherseits Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (1868–1937); ⚭ 8. Oktober 1905 ihren Cousin mütterlicherseits Großfürst Kyrill von Russland (1876–1938)
- Prinzessin Alexandra „Sandra“ (* 1. September 1878; † 16. April 1942) ⚭ 20. April 1896 Prinz Ernst von Hohenlohe-Langenburg (1863–1950)
- eine Tochter, die bei der Geburt starb (*/† 13. Oktober 1879)
- Prinzessin Beatrice „Baby Bee“ (* 20. April 1884; † 13. Juli 1966) ⚭ 15. Juli 1909 Don Alfonso, Infant von Spanien, 3. Duque de Galliera (1886–1975)
Späteres Leben
Nach dem Tod seines Onkels, Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, am 22. August 1893 fiel das Herzogtum an den Duke of Edinburgh, da sein älterer Bruder, der Prince of Wales und späterer König Eduard VII., auf seine Erbrechte verzichtete. Prinz Alfred gab seine Apanage von 15.000 Pfund pro Jahr sowie seine Sitze im House of Lords und Privy Council auf, aber behielt 10.000 Pfund Apanage, um seine Londoner Residenz Clarence House aufrechterhalten zu können. Marija wurde nun zusätzlich zu ihren anderen Titeln zur Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha. Als Gattin eines souveränen deutschen Herzogs genoss sie theoretisch nach dem Protokoll Vorrang gegenüber ihren Schwägerinnen beim diamantenen Thronjubiläum von Königin Viktoria.
Der einzige Sohn des Paares, Erbprinz Alfred, verursachte einen Skandal, als er sich im Januar 1899 erschießen wollte. Er überlebte, seine Eltern schickten ihn zur Erholung nach Meran, doch zwei Wochen später starb er. Der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha und Edinburgh starb am 30. Juli 1900 an Kehlkopfkrebs auf Schloss Rosenau, Coburg. Der Herzogsthron ging an seinen Neffen, Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha und Albany. Die Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha wohnte weiterhin in Schloss Rosenau bei Coburg.
Sie starb im Oktober 1920 in Zürich und wurde im Herzoglichen Mausoleum in Coburg bestattet.
Archivinformationen
Marija Alexandrownas Briefe an ihre dritte Tochter Alexandra werden im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein im Schloss Neuenstein (Neuenstein (Hohenlohe), Baden-Württemberg) aufbewahrt.[3][4][5][6]
Titel von Geburt an
- Ihre Kaiserliche Hoheit Großfürstin Marija Alexandrowna von Russland
- umstrittener Titel:
- Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit Die Duchess of Edinburgh
- Ihre Königliche und Kaiserliche Hoheit Die Duchess of Edinburgh
- Ihre Königliche Hoheit Die Duchess of Edinburgh
- Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha
Abstammung
Paul I. (Kaiser von Russland) | Sophie Dorothee (Kaiserin von Russland) | Friedrich Wilhelm III. (König von Preußen) | Luise (Königin von Preußen) | Ludwig I. (Großherzog von Hessen) | Luise (Großherzogin von Hessen) | Karl Ludwig (Erbprinz von Baden) | Amalie (Erbprinzessin von Baden) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alexander I. (Kaiser von Russland) | Nikolaus I. (Kaiser von Russland) | Charlotte von Preußen (Kaiserin von Russland) | Friedrich Wilhelm IV. (König von Preußen) | Ludwig II. (Großherzog von Hessen) | Wilhelmine von Baden (Großherzogin von Hessen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Olga (Königin von Württemberg) | Alexander II. (Kaiser von Russland) | Marie von Hessen-Darmstadt (Kaiserin von Russland) | Ludwig III. (Großherzog von Hessen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nikolai (Russischer Thronfolger) | Alexander III. (Kaiser von Russland) | Wladimir (Großfürst von Russland) | Alexei (Generaladmiral der Kaiserlich Russischen Marine) | Marija (Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha) | Sergei (Großfürst von Russland) | Pawel (Großfürst von Russland) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weblinks
- Artikel in Brockhaus-Efron (russisch)
- Илья С. Семенов: Христианские династии Европы. ОЛМА-пресс, Москва 2002, ISBN 5-224-02516-8, S. 134, (russisch; Christliche Dynastien in Europa).
Einzelnachweise
- Norddeutsche Allgemeine Zeitung, 11. März 1899, S. 5
- Die Auszeichnung an den Porträtmedailleur v. Kawaczynski selbst mit der von ihm geschaffenen Erinnerungsmedaille wurde dokumentiert in einer Ordensträgerdatenbank; Nachweis: LANDESARCHIV THÜRINGEN – STAATSARCHIV GOTHA, Akte Oberhofmarschallamt Nr. 544
- Briefe an Alexandra und ihre Geschwister von ihren Eltern Herzog Alfred (1844–1900) und Herzogin Marie (1853–1920) von Sachsen-Coburg-Gotha, 1886–1893.
- Briefe an Alexandra von ihrer Mutter Herzogin Marie von Sachsen-Coburg-Gotha, geb. Großfürstin von Russland, 1894–1896.
- Briefe und Telegramm an Alexandra von ihrer Mutter Herzogin Marie von Sachsen-Coburg-Gotha, geb. Großfürstin von Russland, 1897–1898.
- Briefe und Telegramme an Alexandra von ihrer Mutter Herzogin Marie von Sachsen-Coburg-Gotha, geb. Großfürstin von Russland, 1899–1900.