Marienkirche (Hürup)
Die Marienkirche in Hürup, einer Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein, ist ein romanischer Backsteinbau vom Anfang des 13. Jahrhunderts mit einer besonders reichhaltigen mittelalterlichen Ausstattung. Sie gehört zusammen mit der Michaeliskirche in Rüllschau zur Kirchengemeinde Hürup-Rüllschau im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Geschichte
Die Hüruper Marienkirche ist ein schlichter, einschiffiger Backsteinbau mit flacher Holzdecke aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Der eingezogene Kastenchor wurde in gotischer Zeit um einen dreiseitigen Abschluss erweitert und eingewölbt. 1934 wurde das Vorhaus vor dem Süderportal angefügt.
Im 16. Jahrhundert wurde der Turm ergänzt. 1892 wurde die Turmhalle mit dem Kirchenschiff verbunden. 2014 wurde der mit Holzschindeln gedeckte Turm renoviert.
Ausstattung
Der romanische Taufstein aus Granit stammt aus dem 12. Jahrhundert, er wird dem Steinmetz Horder zugeschrieben. Es sind noch Spuren einer früheren farbigen Bemalung erhalten. Eine ähnliche Taufe befindet sich in Grundhof.
An der Nordseite der Kirche befindet sich ein sechs Meter langes Relief von etwa 1265, das zu den bedeutendsten Werken frühgotischer Plastik in Norddeutschland zählt. Ein ähnliches Werk besitzt nur noch St.-Jürgen-Kirche in Nordhackstedt. Dargestellt werden in den sieben Reliefs der Hüruper Passion Gefangennahme, Geißelung, Kreuzabnahme, Grablegung, Auferstehung, die drei Frauen am Grabe und Christus in der Vorhölle. Ursprünglich war die Passion möglicherweise für den Lettner der Klosterkirche des Zisterzienserklosters Rüde geschaffen worden. Sie wäre dann nach dem Abbruch des Klosters 1582 in die Hüruper Kirche gelangt. Lange befand sich die Passionsfolge wie in Nordhackstedt über dem Chorbogen und wurde vermutlich von einem nicht mehr vorhandenen Kruzifix gekrönt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Reliefs abgenommen und die Reste der ursprüngliche Bemalung entfernt. 2000 wurde die Passionsfolge restauriert und erhielt einen neuen Rahmen und eine vergoldetes Hintergrundbrett. Heute hängt sie an der Nordwand des Kirchenschiffs.[1]
- Altar mit Darstellung der Trinität
- Zwei Szenen der Hüruper Passion (Gefangennahme und Geißelung Jesu)
- Taufstein
Vielleicht sogar älter als die Passion ist eine sitzende Madonna mit Kind, die möglicherweise in derselben Werkstatt wie die Passion entstand. Im 15. Jahrhundert wurde der Kopf der Madonna ausgetauscht, vermutlich, weil der strenge romanische Madonnentyp nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach. Der neue, gotische Kopf zeigt ein mütterlich liebliches Lächeln.[2]
Der kleine Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert auf dem 1934 gemauerten Altartisch gehörte ursprünglich zu einem Nebenaltar. Er zeigt im Mittelschrein die Dreifaltigkeit in Form von drei Figuren, in der Mitte Gottvater mit der Weltkugel, in Form eines Reichsapfel, links Christus, rechts der Heilige Geist, als bärtiger junger Mann dargestellt, der in seiner Hand eine Taube hält. In den Seitenflügeln befinden sich Figuren des Erzengels Michaels und eines heiligen Bischof. Auf dem Altarschrein ist seit 1934 ein gotisches Kruzifix von etwa 1330 angebracht, das jedoch den steiferen romanischen Stil nachahmt. Möglicherweise war es als Ersatz für das ursprünglich zur Passionsfolge gehörende Kruzifix angefertigt worden.[3]
Die Triumphkreuzgruppe stammt von etwa 1500. Sie befindet sich heute an der Südwand des Chores. Die lebendigen, feingeschnitzten Figuren waren ursprünglich farbig, wurden aber 1892 mit einem braunen, holzimitierenden Anstrich versehen.[4] Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammen zwei der vier Apostelfiguren an der Nordwand des Chores. Die anderen beiden wurden wohl um 1900 ergänzt.
Die barocke Kanzel schnitzte Hans Buchholz in Flensburg 1698. Sie zeigt Christus und die Evangelisten. Die Orgel auf der Westempore im Turm mit neugotischem Prospekt baute Marcussen & Søn 1880.
Literatur
- Claus Rauterberg und Friedhelm Kummetz: Kirchen in Angeln und ihre Kunstschätze. Friedrich Wittig, Kiel 2001, ISBN 3-8048-4468-5
- Dehio-Handbuch. Schleswig-Holstein. Hamburg. 2009, S. 377f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 258–268.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 279–281.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 278f.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 273–276.