Marie Trintignant
Marie Trintignant ([maʁi tʁɛ̃tiɲɑ̃], * 21. Januar 1962 in Paris; † 1. August 2003 in Neuilly-sur-Seine) war eine französische Schauspielerin.
Leben und Werk
Marie Trintignant war die Tochter des Schauspielers Jean-Louis Trintignant und der Autorin und Regisseurin Nadine Trintignant. Marie hatte zwei Geschwister. Als sie 14 Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. Sie hatte vier Söhne von vier verschiedenen Lebensgefährten; mit dem Vater ihres jüngsten Kindes, dem Schriftsteller, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Samuel Benchetrit, war sie verheiratet. Roman Kolinka, Sohn Trintignants aus einer Beziehung mit dem Filmkomponisten Richard Kolinka, ist ebenfalls Schauspieler.
Als Kind stand Trintignant 1971 erstmals im Vorspann zu Das passiert immer nur den anderen zusammen mit Benoît Ferreux vor der Kamera. Der Film thematisiert den Kindstod ihrer Schwester; Regie führte ihre Mutter, die insgesamt zwölf Filme mit ihr drehte. Marie Trintignant trat auch mit ihrem Vater auf, unter anderem in dem Film La Terrazza (1980) von Ettore Scola. In ihren bekanntesten Spielfilmen spielte sie hintergründige, teils düstere Frauenrollen, etwa in Eine Frauensache (1988, neben Isabelle Huppert) und Betty (1992, neben Stéphane Audran) von Claude Chabrol.
Trintignant wurde mehrfach für den César als beste Darstellerin nominiert, für ihre Rollen in Der Schrei der Seide (1996) und Lügen wie gedruckt (1998) als beste Hauptdarstellerin.
Marie Trintignant fand auch als Theaterschauspielerin Beachtung, etwa im Jahr 1981 in Les nuits blanches nach Dostojewski, 1990 am Théâtre national de Chaillot mit ihrem damaligen Lebenspartner, François Cluzet, in Y'a pas que les chiens qui s'aiment, einem Stück, das sie mit Cluzet zusammen geschrieben hatte, 1994 in Le retour d'Harold Pinter am Théâtre de l'Atelier sowie zusammen mit ihrem Vater, Jean-Louis Trintignant, in zwei Regiearbeiten ihres Ehemanns Samuel Benchetrit, Poèmes à Lou de Guillaume Apollinaire (1999) und Comédie sur un quai de gare (2002).
Tod
Im Juli 2003 hielt sich Trintignant zu Dreharbeiten für einen TV-Film über das Leben der Schriftstellerin Colette in Vilnius auf. Ihre Mutter führte dabei Regie. Ebenfalls anwesend war ihr Freund, Bertrand Cantat, Sänger der Band Noir Désir. In der Nacht zum 27. Juli 2003 versetzte Cantat ihr im Laufe eines Eifersuchtsstreits Schläge, die schwere Kopfverletzungen verursachten. Cantat rief erst nach mehreren Stunden einen Notarzt. Marie lag mehrere Tage im Koma, wurde am 31. Juli 2003 in die Hartmann-Klinik in Neuilly bei Paris überführt und starb einen Tag später. Die Autopsie ergab, dass sie einem Schädel-Hirn-Trauma erlegen war, das durch Schläge ins Gesicht verursacht wurde. Am 6. August 2003 wurde sie auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Cantat wurde 2004 wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung zu acht Jahren Haft verurteilt, die er nur teilweise verbüßte. Der Tod Trintignants, der anschließende Gerichtsprozess und die vorzeitige Haftentlassung Cantats lösten in der französischen Öffentlichkeit heftige Debatten aus.[1]
In memoriam
Nadine Trintignant drehte den zweiteiligen TV-Film Colette im Gedenken an ihre Tochter zu Ende. Anfang Oktober 2003 veröffentlichte sie das Buch Ma fille Marie[2], in dem sie Bertrand Cantat als Mörder bezeichnet. Dieser wurde am 29. März 2004 von einem Strafgericht in Vilnius wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung zu acht Jahren Haft verurteilt und bereits im Oktober 2007 wegen guter Führung auf Bewährung entlassen.[3] Im Jahr 2020 porträtierte Nadine Trintignant ihre Tochter in der Dokumentation Marie Trintignant – Tes rêves brisés (Marie Trintignant – Dein viel zu kurzes Leben).[4][5]
Filmografie (Auswahl)
- 1971: Das passiert immer nur den anderen (Ça n’arrive qu’aux autres)
- 1973: Die Angst vor der Wahrheit (Défense de savoir)
- 1979: Série noire
- 1980: Die Terrasse (La terrazza)
- 1982: Der Morgen der Rache (Un matin rouge)
- 1983: Die Inseln (Les îles)
- 1985: Die Familienpyramide (L’été prochain)
- 1987: Ertrinken verboten (Noyade interdite)
- 1988: Eine Frauensache (Une affaire de femmes)
- 1988: Die Junggesellin (La garçonne)
- 1990: Hotel zur Unsterblichkeit (Wings of Fame)
- 1990: Eine Sommernacht in der Stadt (Nuit d’été en ville)
- 1990: Alberto und die Tradition (Alberto Express)
- 1991: Die Liebenden von Pont-Neuf (Les amants du Pont-Neuf) (Off-Stimme)
- 1992: Betty
- 1993: Der Killer und das Mädchen (Cible émouvante)
- 1993: Les marmottes
- 1994: Flucht nach Biarritz (Arrêt d’urgence, TV)
- 1995: Die Anfänger (Les apprentis)
- 1996: Nachrichten vom Lieben Gott (Des nouvelles du bon Dieu)
- 1996: Der Schrei der Seide (Le Cri de la soie)
- 1996: Ponette
- 1996: Sex, Lügen und Intrigen (Portraits chinois)
- 1997: Le Cousin – Gefährliches Wissen (Le cousin)
- 1998: Lügen wie gedruckt (… Comme elle respire )
Auszeichnungen
- 1989: César-Nominierung, Beste Nebendarstellerin in Eine Frauensache
- 1994: César-Nominierung, Beste Nebendarstellerin in Les marmottes
- 1997: César-Nominierung, Beste Hauptdarstellerin in Der Schrei der Seide
- 1998: César-Nominierung, Beste Nebendarstellerin in Jenseits aller Regeln
- 1999: César-Nominierung, Beste Hauptdarstellerin in Lügen wie gedruckt
Weblinks
- Literatur von und über Marie Trintignant im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marie Trintignant in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- https://www.stern.de/lifestyle/leute/prozess-der-tod-der-marie-trintignant-3073842.html, aufgerufen am 27. Januar 2022.
- Marie – Meine Tochter, mein Leben. Knaur Verlag TB, München 2004, ISBN 3-426-62798-1.
- Rockstar Bertrand Cantat kommt frei, Welt-Online, 15. Oktober 2007
- Marie Trintignant – Dein viel zu kurzes Leben, Arte, Video verfügbar bis 25. April 2022
- Le Journal des Femmes vom 18. Januar 2022 (in Französisch)