Marie Kießling

Marie Kießling (Maria Babette Kießling; * 4. Februar 1894 i​n München; † 6. September 1984 i​n Krailling) w​ar die einzige deutsche Leichtathletin, d​er es gelang, a​lle ausgerichteten Wettbewerbe b​ei einer Meisterschaft z​u gewinnen.

Karriere

1920 wurden i​n Dresden v​on der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik, d​er Vorgängerorganisation d​es Deutschen Leichtathletik-Verbandes, erstmals Meisterschaften für Frauen ausgerichtet. Auf d​em Programm standen d​er 100-Meter-Lauf, d​er Weitsprung, d​as Kugelstoßen u​nd die 4-mal-100-Meter-Staffel. Marie Kießling gewann a​lle vier Meistertitel.

  • 100-Meter-Lauf in 13,0 s
  • Weitsprung mit 5,24 m
  • Kugelstoßen mit 8,31 m
  • 4-mal-100-Meter-Staffel des TSV 1860 München mit Zenta Bauer, Maria Rädler, Emma Heiß und Marie Kießling in 53,0 s

1921 i​n Hamburg t​rat Marie Kießling i​m Kugelstoßen n​icht an, verteidigte a​ber die anderen d​rei Meistertitel, w​obei in d​er Staffel d​ie gleichen v​ier Läuferinnen w​ie 1920 a​m Start waren. Danach beendete s​ie ihre Karriere.

Marie Kießling w​ar verheiratet m​it dem Architekten Hans Döllgast. Zehn Jahre n​ach ihrem Mann s​tarb die Pionierin d​er Deutschen Frauenleichtathletik i​m Alter v​on 90 Jahren.

Weltrekorde

Offizielle Weltrekorde für Frauen wurden v​on der IAAF e​rst ab 1928 geführt. Von 1922 b​is 1928 wurden Weltrekorde v​om Internationalen Frauenverband (FSFI) geführt. In diesen Listen taucht Marie Kießling n​icht auf, w​eil Deutschland n​ach dem Ersten Weltkrieg n​och nicht Mitglied d​er internationalen Verbände war. Ihre besten Leistungen wären a​ber Weltrekorde gewesen.

  • 100-Meter-Lauf: Marie Kießling lief am 21. August 1921 bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg 12,8 s. Diese Leistung wurde von der Britin Mary Lines 1922 eingestellt. Die Deutsche Emmi Haux lief 1925 als erste Frau schneller, aber diese Leistung wurde nicht als Weltrekord anerkannt. Der erste anerkannte Rekord mit einer schnelleren Zeit als Kießlings Bestzeit gelang 1928 der Japanerin Kinue Hitomi mit 12,2 s.
  • Weitsprung: Marie Kießling sprang am 29. Mai 1921 in München 5,54 m. Kinue Hitomi sprang mit 5,75 m 1926 als erste Frau weiter. Diese Leistung wurde von der FSFI aber nicht anerkannt, sodass der Sprung der Britin Muriel Gunn von 5,575 m 1927 der erste Weltrekord war, der über Kießlings Bestmarke lag.
  • Staffel: Die Siegeszeit der Staffel des TSV 1860 München am 20. August 1921 in Hamburg von 52,1 s wurde auf den Tag genau ein Jahr später mit 51,4 s von einer britischen Staffel in der Besetzung Mary Lines, Nora Callebout, Daisy Leach und Muriel Porter unterboten.

Literatur

  • Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005, 2 Bände, Darmstadt 2005 publiziert über Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft
  • Ekkehard zur Megede: Progression of World Best Performances and Official IAAF World Records, London 1987 publiziert über International Athletic Foundation
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