Marianne Britze
Marianne Britze (* 11. Juni 1883 in Bautzen; † 20. Mai 1980 ebenda) gilt als eine der bedeutenden Malerinnen der Oberlausitz des 20. Jahrhunderts.
Leben
Marianne Britze war die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns. Die Geschichte ihrer Familie ist eng mit dem Unternehmen verbunden, in dem zum ersten Mal der Bautz’ner Senf hergestellt wurde. Sie selbst war aber der Kunst zugeneigt.
Von 1890 bis 1899 besuchte sie die Städtische Höhere Töchterschule Bautzen. 1900 nahm sie ein Jahr lang Privatunterricht in neueren Sprachen, Kunst-, Literatur- und Weltgeschichte, Mal- und Zeichenunterricht. 1900 bis 1901 folgte ein Aufenthalt in Neuchatel/Schweiz. Ab 1904 begann sie in Weimar mit Vorstudien in Malerei und Zeichnen, die sie von 1904 bis 1908 mit privaten Studien in Bautzen fortsetzte. Die Begegnung mit Lyonel Feininger hatte entscheidenden Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung. Es folgte die Ausbildung an der privaten Malschule von Ferdinand Dorsch in Dresden von 1909 bis 1914.[1] Dort lernte sie Conrad Felixmüller kennen, den sie „ihren lieben Freund“ nennt[2], und bekam sie Kontakt zu den Malern der „Brücke“. 1914 bis 1918 war Marianne Britze Rote-Kreuz-Schwester in einem Bautzener Lazarett. Seit 1919 arbeitete sie freiberuflich in Bautzen. Sie war Mitbegründerin und Geschäftsführerin verschiedener Lausitzer Künstlervereinigungen, darunter 1919 Mitbegründerin der „Freien Künstlervereinigung Bautzen“. 1923 unternahm sie Studienreise nach Österreich und Italien, vor allem Florenz. 1927 wurde sie mit Max Liebermann, Oskar Kokoschka, Otto Dix, Ernst Heckel und Max Beckmann Mitglied im Deutschen Künstlerbund. 1928 wurde sie Mitglied des von Käthe Kollwitz geleiteten Berliner Frauenkunstvereins und der Künstlervereinigung Dresden und pflegte die Freundschaft zu Otto Dix, Conrad Felixmüller und Karl Schmidt-Rottluff. 1936 gehörte sie zu den ausstellenden Künstlern der letzten Künstlerbund-Ausstellung im Hamburger Kunstverein, die nach nur zehn Tagen vorzeitig von der Reichskunstkammer zwangsgeschlossen wurde.[3] 1937 führte sie eine Studienreise zur Weltausstellung in Paris. Ebenfalls 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ ihr Holzschnitt „Bautzen“ (1924) aus dem Stadtmuseum Bautzen beschlagnahmt und danach zerstört.[4] 1944 war sie dann mit einem Pastellbild ("Rittersporn") auf der Großen Deutsche Kunstausstellung in München vertreten.[5]
Obwohl sie 1945 zahlreiche Arbeiten verlor, war es ihr möglich, auf der 1. Deutschen Kunstausstellung 1946 in Dresden vertreten zu sein. 1948 stellte sie auf der 2. Jahresausstellung Lausitzer Künstler in Bautzen zwei Ölgemälde mit Blumen aus.[6] 1950 wurde sie Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR (VBK).
Marianne Britze war, vor allem durch ihre Freundschaft zu Conrad Felixmüller, vom Expressionismus beeinflusst. In ihren Werken bevorzugte sie vor allem zwei Sujets: Das auf einem Felsen erbaute mittelalterliche Bautzen und Blumenmotive.
Darstellung Marianne Britzes in der bildenden Kunst
- Conrad Felixmüller: "Frauenporträt" Marianne Britze (Radierung, 1912; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)[7]
- Conrad Felixmüller: Porträt Marianne Britze (Tafelbild, Öl; 1913; im Bestand der Berliner Nationalgalerie)[7]
- Conrad Felixmüller: Marianne Britze (Radierung in Rotbraun; 1913; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)[7]
- Carl Lohse: Die Malerin Marianne Britze (Tafelbild; um 1960; im Bestand der Dresdener Gemäldegalerie Neue Meister)[8]
Werke (Auswahl)
Einzelausstellungen
- 1958 Bautzen, Stadtmuseum (zum 75. Geburtstag; mit Rudolf Enderlein)
- 1968 Bautzen, Stadtmuseum (zum 85. Geburtstag)
- 1983 Bautzen, Stadtmuseum (zum 100. Geburtstag)
- 1984 Dresden, Galerie Comenius
- 1988 Frankfurt/Oder, Galerie Junge Kunst
- 2003 Bautzen, Stadtmuseum Bautzen (Leben und Werk; Gemälde, Zeichnung, Druckgrafik)
Literatur
- Britze, Marianne. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 317.
- 75 Jahre Marianne Britze – Rudolf Enderlein 50 Jahre, Katalog zur Jubiläumsausstellung, Stadtmuseum Bautzen (Hrsg.), Oberlausitzer Druckwerkstätten, Bautzen 1958
- Lothar Lang: Marianne Britze. In: Begegnungen im Atelier. Henschelverlag Berlin 1975, S. 186–190
- Schmidt, Martin: Britze, Verlag der Kunst, Dresden 1990 (Maler und Werk), S. 26, ISBN 978-3-364-00177-7
- Rook, Andrea: Für mich bitte ich um Nachsicht. Die Bautzener Malerin Marianne Britze war eine bedeutende Expressionistin; Sächsische Zeitung vom 6. Juni 1998
- Helene und Martin Schmidt: Marianne Britze (1883–1980) – die Malerin Bautzens. In: Neues Lausitzisches Magazin, Neue Folge, Band 4. Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Verlag Gunter Oettel, Görlitz-Zittau 2001, ISBN 3-932693-67-1.
- Prof. Dr. Dr. Friedbert Ficker: Zum 20. Todestag von Marianne Britze. In: Oberlausitzer Kulturschau, 5/2000; Lusatia Verlag, Bautzen
- Galerie Neue Meister Band 2 Illustriertes Bestandsverzeichnis, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.), König, Köln 2010, ISBN 978-3865607379
- Marianne Britze 1883-1980. Leben und Werk; Gemälde, Zeichnung, Druckgrafik, Katalog Stadtmuseum Bautzen (Hrsg.), Lusatia-Verlag, Bautzen 2003
Weblinks
Einzelnachweise
- Britze, Marianne. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 317.
- Lothar Lang: Marianne Britze. In: Begegnungen im Atelier. Henschelverlag Berlin 1975, S. 188
- s. Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes 1936, in: 1936 verbotene Bilder, Ausstellungskatalog zur 34. Jahresausstellung des DKB in Bonn, Deutscher Künstlerbund, Berlin 1986. (S. 98/99)
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
- Rittersporn — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 6. August 2021.
- https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/344402/5
- Bildindex der Kunst & Architektur
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70224542/df_hauptkatalog_0252437