Margarete Jolande von Savoyen
Margarete Jolande von Savoyen (französisch Marguerite Yolande de Savoie, italienisch Margherita Violante di Savoia; * 15. November 1635 im Castello del Valentino in Turin; † 29. April 1663 in Parma) war Prinzessin von Savoyen sowie durch Heirat Herzogin von Parma.
Leben
Familie
Margarete Jolande war das fünfte Kind von Viktor Amadeus I., Herzog von Savoyen, und von Christina von Frankreich.[1] Über ihre Mutter war sie somit die Enkeltochter des französischen Königs Heinrich IV., zu ihren Cousins zählten somit unter anderem Ludwig XIV., dessen Ehefrau Maria Teresa von Spanien, sowie die Ehefrau des duc d’Orléans, Henrietta von England.
Jugend
Margarete Jolande wurde 1635 im Castello del Valentino im Herzogtum Savoyen geboren, das seit 1416 von ihrer Familie beherrscht wurde. Ihr Vater Viktor Amadeus starb, als sie noch keine zwei Jahre alt war, woraufhin ihr ältester Bruder, Franz Hyazinth, neuer Herzog von Savoyen wurde. Da Franz erst fünf Jahre alt war, agierte seine Mutter Christina als Regentin, was zu einem Konflikt mit ihren Schwagern Moritz von Savoyen und Thomas von Savoyen-Carignan führte, da sie eine frankreichfreundliche Politik führte.[2]
1642 heiratete als erste der Geschwister Margarete Jolandes Schwester Ludovica Cristina ihren Onkel Moritz von Savoyen, acht Jahre später heiratete die jüngste Schwester Henriette Adelheid Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern. Daraufhin nahm Christina Verhandlungen mit Frankreich auf, um für ihre letzte unverheiratete Tochter Margarete Jolande eine Heirat mit dem jungen Ludwig XIV. zu arrangieren. Dieser war Margarete Jolandes Cousin ersten Grades, da sein Vater Ludwig XIII. der älteste Bruder Christinas von Frankreich war.
Heiratsverhandlungen mit Frankreich
Bezüglich der Heirat mit Ludwig XIV. befand sich Margarete Jolande in Konkurrenz mit dem spanischen Hof, der die Infantin Maria Teresa von Österreich als Braut Ludwigs XIV. vorgeschlagen hatte. Die spanische Infantin war eine Tochter von Elisabeth von Frankreich, einer Schwester Ludwigs XIII. und Christinas.
Da Spanien mit den Heiratsverhandlungen zögerte, täuschte Kardinal Mazarin Verhandlungen bezüglich einer Verlobung Ludwigs mit Margarete Jolande vor, um König Philipp IV. dazu zu nötigen, seine Tochter mit dem französischen König zu verheiraten.[3] Margarete Jolande wurde gebeten, in Lyon auf den französischen Hof zu treffen, der von Paris aus innerhalb von einem Monat dorthin reiste. Mit auf der Reise waren Königin Anna von Österreich, Kardinal Mazarin und Maria Mancini, die Mätresse des Königs. In Lyon traf der savoyardische Hof schließlich auf die Franzosen, die von Margarete Jolandes Aussehen beeindruckt waren, obwohl sie einen olivfarbenen, gebräunten Teint hatte. Der junge Ludwig war ebenfalls von ihr angetan.
Kaum hatten die Heiratsverhandlungen begonnen, erschien der Gesandte des spanischen Königs, der die Nachricht überbrachte, dass dieser seine Tochter Maria Teresa als Braut für Ludwig XIV. vorschlug.[4] Daraufhin wurden die Gespräche mit dem savoyardischen Hof abgebrochen, was eine große Demütigung darstellte. Christina von Frankreich erhielt jedoch eine Kompensation von 100.000 Livres von Anna von Österreich.[5]
Heirat
Nach dem Abbruch der Verhandlungen mit Frankreich, heiratete Margarete Jolande am 29. April 1660 schließlich Ranuccio II. Farnese, Herzog von Parma und Piacenza. Das Paar bekam zwei Kinder: eine Tochter (* 14. Dezember 1661) kam tot zur Welt, ein Sohn (* 27. April 1663) starb wenige Tage nach der Geburt.
Tod
Margarete Jolande von Savoyen starb am 29. April 1663 im Alter von 27 Jahren nach der Geburt ihres Sohnes im Kindbett. Sie wurde in der Basilica di Santa Maria della Steccata in Parma beigesetzt.
Nach ihrem Tod heiratete ihr Mann Ranuccio zwei weitere Male: Zunächst Isabella d'Este, die später selbst im Kindbett verstarb, dann deren Schwester Maria d’Este. Der jüngste Sohn aus seiner Ehe mit Maria d’Este war Antonio Farnese, der letzte Herzog von Parma, bevor das Herzogtum an die Bourbonen fiel.
Vorfahren
Emanuel Philibert von Savoyen (1528–1580) | |||||||||||||
Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) | |||||||||||||
Margarete von Angoulême (1523–1574) | |||||||||||||
Viktor Amadeus I. von Savoyen (1587–1637) | |||||||||||||
Philipp II. von Spanien (1527–1598) | |||||||||||||
Katharina Michaela von Spanien (1567–1597) | |||||||||||||
Elisabeth von Valois (1545–1568) | |||||||||||||
Margarete Jolande von Savoyen | |||||||||||||
Antoine de Bourbon (1518–1562) | |||||||||||||
Heinrich IV. von Frankreich (1553–1610) | |||||||||||||
Jeanne d’Albret (1528–1572) | |||||||||||||
Christina von Frankreich (1606–1663) | |||||||||||||
Francesco I. de’ Medici (1541–1587) | |||||||||||||
Maria de’ Medici (1575–1642) | |||||||||||||
Johanna von Österreich (1547–1578) | |||||||||||||
Weblinks
- Margherita Violante di Savoia duchessa di Parma e Piacenza. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 24. Juni 2021.
Einzelnachweise
- Massimo Centini: La grande enciclopedia di Torino. Personaggi, monumenti, eventi storici, lingua, arte, curiosità e folclore di un'antica capitale, rimasta intatta nello spirito fino ai giorni nostri. Newton & Compton, Rom 2003, S. 728.
- Roberto Oresko: Reichsitalien im Dreißigjährigen Krieg. Das Haus Savoyen und der Dreißigjährige Krieg. In: Klaus Bußmann, Heinz Schilling (Hrsg.): 1648: Krieg und Frieden in Europa. Band 1. Münster 1998, S. 142–153.
- Jean-Philippe Cénat: Louis XIV. 2012, S. 40.
- Lucie Galactéros-De Boissier: Décor intérieur de l’Hôtel de Ville de Lyon au XVIIe siècle. 1996, S. 37.
- Joëlle Chevé: Marie-Thérèse d'Autriche, épouse de Louis XIV. Pygmalion, 2008.