Luise von Göchhausen
Luise von Göchhausen (eigentlich Luise Ernestine Christiane Juliane von Göchhausen; * 13. Februar 1752 in Eisenach; † 7. September 1807 in Weimar) war Erste Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Leben
Luise von Göchhausen war von Kind auf klein und buckelig und hatte kaum Chancen, eine standesgemäße Verbindung einzugehen. Darum war sie glücklich, dankbar und treu ergeben, 1783 in den Kreis der Hofdamen von Weimar aufgenommen zu werden. Die Herzogin schätzte sie sehr wegen ihres Humors, ihrer Klugheit und ihrer Schlagfertigkeit. Mitunter konnte sie auch boshaft sein.[1] Obwohl häufig Opfer von Streichen im Freundeskreis, war sie nicht nachtragend.
Zu Johann Wolfgang von Goethe hatte Luise von Göchhausen rasch ein gutes Verhältnis. Er bediente sich oft ihrer „mobilen Feder“. Sie fertigte die Abschriften des Tiefurter Journals aus dem literarischen Zirkel der Herzogin und des sogenannten Urfausts an. Goethe überließ ihr nach seinen Vorleseabenden mehrfach Manuskripte zur Abschrift. Darunter waren unter anderem auch die ersten Szenen der Faust-Dichtung, die er in einem Anfall wie so manches vernichtete. Somit galten sie als verschollen. Goethe ließ sich von ihr die briefliche Anrede Liebster aller Geheimen Räthe! gefallen.[2] Am 17. Oktober 1790 schreibt Goethe aus Weimar an Knebel: Die Herzogin-Mutter ist schon seit einem Jahr mit der Göchhausen radikaliter broulliert [entzweit], es ist nicht möglich, daß sich das Verhältniß wieder herstelle; die Herzogin wünscht sie je eher je lieber loszuwerden.[3] Auch wenn einige Zeit nicht von einer Versöhnung ausgegangen wurde, versöhnten sich die beiden Frauen doch wieder.
1780 bezog Herzogin Anna Amalia mit zwei Dienern das Obergeschoss des Tiefurter Schlosses. Ihre Hofdame Luise von Göchhausen wurde im Nebengebäude untergebracht. Während Napoleon auch das Weimarer Herzogtum bedrohte und besetzte, gingen die Herzogin und ihre Erste Hofdame für kurze Zeit ins Exil. Luise von Göchhausen starb fünf Monate nach dem Tod ihrer Herzogin.
Nachlass und Rezeption
1887 wurden die von Luise von Göchhausen abgeschriebenen Szenen des Faustes, die man längst verschollen glaubte, in ihrem Nachlass gefunden. In der Freude über diesen Fund gab man den Szenen die Bezeichnung Urfaust, die sich – wenn auch umstritten – bis heute gehalten hat.
Ein im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Klassik Stiftung Weimar durchgeführtes groß angelegtes Forschungsprojekt, im Rahmen dessen geklärt werden sollte, ob einer der beiden als Schillerschädel ausgezeichneten Totenköpfe in der Weimarer Fürstengruft wirklich zu Schiller gehört, hatte im Frühjahr 2008 zum Ergebnis, dass der sogenannte Froriep-Schädel Luise von Göchhausen zuzuordnen sei.[4]
Weblinks
Literatur
- Hugo Schramm-Macdonald: Göchhausen, Louise. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 303–305.
- August von Froriep: Schädel, Totenmaske und lebendes Antlitz des Hoffräuleins Luise von Göchhausen. Barth, Leipzig 1917.
- Werner Deetjen: Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1923.
- Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt. Insel-Verlag, Leipzig 1932, S. 67.
- Toni Deneke: Das Fräulein Göchhausen. Gustav Kiepenheuer Verlag, Weimar 1955.
- Alfred Zastrau: Göchhausen, Louise Ernestine Christiane Juliane von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 506 f. (Digitalisat).
- Gabriele Henkel, Wulf Otte: Herzogin Anna Amalia – Braunschweig und Weimar, Stationen eines Frauenlebens im 18. Jahrhundert. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 1995.
- Charlotte Marlo Werner: Goethes Herzogin Anna Amalia – Fürstin zwischen Rokoko und Revolution. Droste, Düsseldorf 1996.
- Elke Orlac: Louise, Hofnärrin zu Weimar. Scholastika Verlag, Stuttgart 2019. ISBN 978-3-947233-17-5
Einzelnachweise
- Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Insel-Verlag, Leipzig 1932 S. 67 und 254
- z. B. Brief vom 2. Januar 1801, zitiert in: Deetjen, S. 127
- Deetjen, S. 8
- Der Spiegel:Rätsel um Schillers Schädel-Double