Luhmühlen
Luhmühlen ist ein Ortsteil von Salzhausen. Es liegt an dem Fluss Luhe nahe der Bundesautobahn 7 auf Höhe des Wilseder Berges westlich von Lüneburg. Bekannt ist das Ausbildungszentrum Luhmühlen für die Vielseitigkeitsreiterei.
Geschichte
Frühgeschichtliche Funde, Hügelgräber und auch Urnen aus der Völkerwanderungszeit weisen auf eine durchgehende Besiedlung im Bereich Luhmühlen hin. Urkundlich wird die Luhemühle im 12. Jahrhundert genannt; sie ist im Besitz der Grafen von Wölpe. 1205 bis 1231 vermacht Graf Iso von Wölpe, Bischof von Verden seine Besitzungen dem Bistum Verden. Dessen Besitz wird vom Schloss Rotenburg aus verwaltet. Seit der Zeit ist der Name "Rotenburger Mühle" für die Wassermühle gebräuchlich. Sie war Dienstmühle des Fronhofes Salzhausen. Die mittelalterliche Heerstraße von Lüneburg nach Bremen kreuzte an der Mühle die Luhe. Geldmangel und Belehnungen führten zu vielen weltlichen und geistlichen Besitzerfolgen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch die Mühle zerstört. Im Celler Frieden von 1679 traten die Herzogtümer Bremen und Verden ihren Besitz im Lüneburgerischen an das Fürstentum Lüneburg ab.
Im Jahre 1764 entstand das Dorf Luhmühlen. Kurfürst Georg III., König von Großbritannien und Irland, gab 1764 durch die kurhannoverische Regierung seiner geheimen Räte dem Oberamtmann Tilling in Winsen die Genehmigung, altgediente Soldaten, Veteranen aus dem Siebenjährigen Krieg, in der Nähe der alten Luhemühle anzusiedeln. 160 hannoversche Morgen, dem Fürstenhause angestammtes Land, sogenanntes Dominialgut, wurde acht künftigen Erbenzinskötnern zugeteilt.
Die Luhemühle wurde in ein Erbenzinsgut umgewandelt. Die acht Erbenzinsleute einigen sich 1832 in der Teilung der Ländereien, haben dazu aber keine offizielle Genehmigung des Amtes. Im Spezial-Theilungsverfahren von 1852 wurde diese selbst vorgenommene Teilung bestätigt, amtlich geregelt und von den Erbenzinsleuten unterzeichnet. Die enge Bindung zum Pferd begann in Luhmühlen 1911 mit der Gründung der Deckstation und der Gründung des Pferdezucht- und Reitvereins im Jahr 1923. Im Jahr 1912 zählte Luhmühlen acht Hofbesitzer und sechs Anbauernstellen. 1962 sind in der Einwohnerliste von Luhmühlen insgesamt neun Bauern aufgelistet. Im Zuge der Gebietsreform wurde Luhmühlen am 1. Juli 1972 nach Salzhausen eingemeindet.[1]
Heutzutage ist Luhmühlen insbesondere durch Vielseitigkeitsreiterei bekannt.
Wappen
Durch ein blaues Wellenband geteilter silberner Schild. Oben ein springender Rappe, unten ein schwarzes Mühlrad. Der Rappe deutet die Deckstation an, das Wellenband die Lage der Ortschaft an der Luhe. Das Mühlrad stellt eine Erinnerung an die frühere Wassermühle an der Luhe dar.
Wassermühle (Rotenburgermühle)
Über die Rotenburgermühle in Luhmühlen, deren Zeitpunkt des Baus an dieser Stelle unbelegt ist, ist als frühstes bekannt, dass diese im Jahre 1427 von den Verdener Bischöfen aufgrund von Geldmangel an Lüneburger Salzjunker verpfändet wurde. Um 1441 übernahm die Familie v. d. Möhlen, deren Namen ursprünglich v. Melbeck war, die Wassermühle. Im Zuge der Bestrebung der Familie, ein Monopol über Mühlen aufzubauen (in Lüneburg, Ashausen und darüber hinaus), veranlasste diese ihre Namensänderung.
Der Umfang von urkundlichen belegten Pfandsummen deutet auf eine hohe Bedeutung der Mühle im damaligen Kirchspiel Salzhausen hin. Die hohe Bedeutung der Mühle ergab sich auch daraus, dass andere Mühlen zu Toppenstedt, Putensen und Weddermöde eingegangen waren. Windmühlen wurden auf der Hohen Geest erst weitaus später erbaut (etwa der Galerieholländer zu Garlstorf 1865).[2]
1468 lässt Familie v. d. Möhlen die Pfandschaft in eine Belehnung umwandeln. Für 1600 Mark verkauften sie die Mühle im Jahr 1508 an das Bankhaus Glöde zu Lüneburg. Seit der Besitzabgabe 1679 von Lüneburg war das Amt Winsen für die Mühle zuständig. 1703 wird das Vorwerk aufgehoben und die Gebäude auf Abbruch verkauft. Von 1703 bis 1879 war die Mühle, die 1821 zum Erbenzinsbetrieb wurde, im Besitz der Familie Heinrich-Maack. In diese Zeitspanne fällt die Entstehung des Dorfs Luhmühlen (um 1764, siehe oben). Der letzte Müller, welcher die Mühle betrieb, ist Claus Borstelmann gewesen, dessen Vorfahren die Mühle übernommen hatten.
Die Mühle ist während des Dreißigjährigen Krieges weitestgehend zerstört worden. Im 19. Jahrhundert wurde die Wassermühle wieder aufgebaut. Heute existiert von der Mühle lediglich noch eine Ruine mit nur zwei Mühlrädern. 2017 wurde das rechte Wasserarmrad aus Eichenholz, das einen Durchmesser von etwa 4 Metern hat und mit einem umlaufenden Kranz aus blechernen Wasserschaufeln versehen ist, restauriert. Das zweite Mühlrad war nicht mehr zu restaurieren und wurde durch ein neues Mühlrad ersetzt.[3]
Ausbildungszentrum Luhmühlen
Um das Jahr 2010 herum[4] wurden rund 11,5 Millionen Euro in die Umgestaltung und den Ausbau des Ausbildungszentrums der Ausbildungszentrum Luhmühlen – Lüneburger Heide GmbH in Luhmühlen investiert. Jeweils 1,5 Millionen haben die Kreise Lüneburg und Harburg beigesteuert, rund 8,5 Millionen Euro Fördergelder vom Land sind bereits verbaut.
Im Einzelnen wurden realisiert:
- Zwei Reithallen
- Zwei Stallkomplexe mit 54 Boxen (davon 16 Paddockboxen) mit Solarium und Waschbox
- Sanierung der bestehenden Kurt-Günther-Jagau-Halle inkl. neuem Reitboden Einrichtung eines Seminarbereichs
- Zwei Dressuraußenplätze und 1 Springplatz sowie einem Longierzirkel mit Allwetterböden
- 180 Parkplätze, für Besucher, Gastreiter, Lehrgangs- und Turnierteilnehmer
- Ein Verwaltungsgebäude mit 5 Büroräumen
- Abriss von zwei Reithallen und 30 Boxen aufgrund verbrauchter Bausubstanz
- Anbau von einem Restaurant
Nach eigener Angabe ist der Standort bundesweit nur vergleichbar mit der Anlage des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei in Warendorf.
Kriegsdenkmal
Auf dem Kriegsdenkmal stehen die Namen der 15 im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten.
Turnierprüfungen Concours Complet International (CCI) **** und Concours International Combiné (CIC) *** der Vielseitigkeitsreiter
Jahreshöhepunkt im „Reiterdorf Luhmühlen“ ist der jährlich im Juni ausgetragene CCI Luhmühlen, eines der wichtigsten Turniere im Vielseitigkeitsreiten weltweit. Auf dem Turnierplatz, der sich zum größten Teil bereits in Westergellersen / Landkreis Lüneburg befindet (Westergellerser Heide), fanden zudem mehrfach Europameisterschaften im Vielseitigkeitsreiten statt, zuletzt 2019.
Weblinks
Einzelnachweise
- Informationsblatt des Archives von Salzhausen
- Salzhausen: Zur Geschichte der Mühle von Luhmühlen, früher Rotenburger Ort – Luhmühle | Alles Gute in Salzhausen. (salzhausen.de [abgerufen am 7. April 2018]).
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Wassermühle Salzhausen, Niedersachsen Abgerufen am 20. Februar 2020.
- Reitzentrum Luhmühlen eingeweiht, ndr.de, 21. November 2010.