Ludwig Zwieback & Bruder
Ludwig Zwieback & Bruder war während der k.u.k. Monarchie ein bedeutendes Wiener Bekleidungsgeschäft in der Kärntner Straße 11/15, Ecke Weihburggasse.[1]
Geschichte
1877 gründeten Ludwig, Samuel und Emanuel Zwieback, drei Brüder aus Bonyhád in Ungarn, ein Bekleidungsgeschäft in Wien namens „Ludwig Zwieback & Co. Bruder“. Zu dieser Zeit war Ludwig 33 Jahre, Emmanuel 27 und Samuel 34 alt. Dieses Geschäft befand sich wahrscheinlich im 7. Bezirk, in der Mariahilfer Straße 111, Ecke Webgasse. Das Geschäft war erfolgreich; 1895 errichtete man ein 8-stöckiges Kaufhaus für die gehobene Kundschaft in der Kärntner Straße 11/15, Ecke Weihburggasse im 1. Bezirk. Das von Friedrich Schön (1857–1941) entworfene Gebäude war elegant gestaltet. Auf drei Etagen wurden Ausstellungsräume für die Kunden eingerichtet, eine ovale Treppe führte zu allen Etagen.
Emanuel starb 1905 im Alter von 55 und Ludwig 1906 im Alter von 62 Jahren. Samuel Zwieback führte das Geschäft für einige Zeit, bis etwa 1910 weiter. Eine Dependance des Unternehmens befand sich in London, unmittelbar beim Piccadilly Circus. Zu dieser Zeit übergab Samuel das Geschäft an seine beiden Söhne Josef, 34 Jahre, und Siegfried, 31 Jahre alt. Viel später trat Samuels jüngster Sohn Eugen (* 1900) in das Geschäft ein.
Jacques Fleischhacker war Filialleiter († Jänner 1915).[2] Samuel Zwieback, der letzte der Gründer, starb 1929 im Alter von 86 Jahren. Das Geschäft auf der Mariahilfer Straße 111 wurde etwa 1925 in „Josef Zwieback & Bruder“ umbenannt. Es wurde wegen finanzieller Schwierigkeiten im Jahr 1932 geschlossen.
Nach dem Tod ihres Vaters Ludwig Zwieback erbte Ella Zirner-Zwieback (1878–1970) die wesentlichen Teile des Unternehmens in der Kärntner Straße 11/15. Im Jahre 1933 mieteten drei Husaren-Offiziere unter Federführung von Paul Graf Palffy den Teil der Immobilie in der Weihburggasse 4 (neben dem Zwieback-Modegeschäft) und gründeten das Restaurant „Zu den Drei Husaren“. Zuvor war der Betrieb von Ella Zirner-Zwieback als Kaffeehaus geführt worden. Nach dem Einmarsch der Nazis und dem Anschluss Österreichs 1938 an Hitler-Deutschland wurde sie zur Aufgabe der Konzession gedrängt, und die gesamte Liegenschaft zwangsarisiert. Frau Zirner verließ mit ihrem Sohn Ludwig Zirner Wien im Jahre 1938 und lebte in Amerika für viele Jahre bis zu ihrem Tod 1970 im Alter von 91 Jahren in New York City. Das Restaurant wurde Otto Horcher übertragen, einem Gastwirt aus Berlin. Nach dem Krieg klagten Ella Zirner-Zwieback und ihr Sohn Ludwig gegen die Republik um Restitution. Sie erhielten zwar 1951 das Geschäft an der Kärntner Straße zurück, aber nicht den Rest des Eigentums. 1957 verkauften sie was übrig blieb. Der Enkel, der US-amerikanisch-österreichische Schauspieler August Zirner, hatte die Enteignung des Familieneigentums 2010 in einem Interview mit der Zeitung Profil[3][4] publik gemacht.
Das Wien Museum veranstaltete 2001–2002 die Ausstellung „High-Fashion von Kopf bis Fuß, 1750-2001“, in der auch Kleidung vom Hause Zwieback ausgestellt wurde. 2017–18 baute Apple die drei Stockwerke des vormaligen Geschäfts der Familie Zwieback zum ersten Apple Store Österreichs um.
Bildergalerie
- Ludwig Zwieback & Bruder
London und Wien (Anzeige, 1910) - Innenansicht vom Warenhaus Zwieback
- Innenansicht vom Warenhaus Zwieback
Einzelnachweise
- Ed Zwieback: The „Ludwig ZWIEBACK & Bruder“ Business in Vienna. (Nicht mehr online verfügbar.) 28. März 2005, archiviert vom Original am 5. September 2008; abgerufen am 7. Februar 2010 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Neue Freie Presse, 12. Januar 1915
- Profil, 5. Juni 2010
- Wiener Nobelrestaurant drei Husaren in Konkurs Vienna.at 2010
Literatur
- Catharina Christ: Jüdische k. und k. Hoflieferanten in der Textilbranche mit Niederlassung in Wien in der Zeit von 1870 bis 1938. Diplomarbeit Universität Wien, Wien 2000.
Weblinks
- Nachruf für Ludwig Zwieback (mit Bild). In: Sport & Salon, 3. Februar 1906, S. 7 (online bei ANNO).