Ludwig Gerhard
Ludwig Gerhard (* um 1680 in Friedland (Mecklenburg); † 1738 in Altona) war ein deutscher lutherischer Theologe und Lehrer.
Leben
Ludwig Gerhard war der Sohn des aus Glückstadt an der Elbe stammenden Friedländer Pastors Ludwig Gerhard (gest. 1690)[1] und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Pistorius, Pastorentochter aus Friedland.
Gerhard, der zuvor wahrscheinlich die Gelehrtenschule seiner Heimatstadt besucht und dort die Hochschulreife erlangt hatte[2], immatrikulierte sich 1701 als Student der Theologie an der Universität Rostock, erlangte dort 1702 den Magister der Philosophie <sic!> und wurde einen Monat später in die philosophische Fakultät rezipiert.[3] 1709 wurde Gerhard Rektor der Domschule in Ratzeburg, aus der 1845 die heutige Lauenburgische Gelehrtenschule hervorging. Ein Streit mit dem Domprediger und Propst des Ratzeburger Domkapitels Gottfried Kohlreif führte 1712 zu seiner Versetzung an die Stadtschule Strelitz, wo er allerdings auch nicht sesshaft wurde. 1715 wurde er Privatdozent in Rostock. 1718 führte eine pietistische Weihnachtspredigt in der Rostocker Jakobikirche, die er in Vertretung des erkrankten Pastors hielt, zu Aufsehen und brachten ihn in Konflikt mit dem lutherisch orthodoxen Geistlichen Ministerium der Stadt. Das Geistliche Ministerium schaffte es, seine private Vorlesungstätigkeit in Rostock zu unterbinden, so dass er seine materiellen Existenzgrundlage verlor.
In der Hoffnung auf die Rektorenstelle in Schwerin zog er zunächst mit seiner Ehefrau in deren Heimatstadt Parchim. Von dort aus verteidigte er seine theologischen Überzeugungen mit der 1727 im Druck erschienenen Veröffentlichung Systema Apokatastaseos. Ein vollständiger Lehr-Begriff des ewigen Evangelii von der Wiederbringung aller Dinge, die er dem Theologen Johann Franz Buddeus widmete. Diese Schrift im Sinne seines Vorbilds Johann Wilhelm Petersen wurde in Mecklenburg Opfer der Zensur und beschlagnahmt. Sie löste eine Reihe kontroverser Erwiderungen aus.[4] Gerhard blieb nichts anderes, als das Land zu verlassen; seine letzten Lebensjahre verbrachte er ab 1728 im holsteinischen Altona.
Literatur
- Wilhelm Möller: Gerhard, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 773 f.
- Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 3228.
- Georg Krüger: Die Pastoren im Lande Stargard seit der Reformation. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 69 (1904), S. 45.
Weblinks
Einzelnachweise
- Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Ludwig Gerhard dem Älteren im Rostocker Matrikelportal
- Schülerlisten oder Abiturientenverzeichnisse sind aus jener Zeit für Friedländer Anstalt allerdings nicht überliefert.
- Siehe dazu die jeweiligen Einträge im Rostocker Matrikelportal:
1. die Immatrikulation von Ludwig Gerhard,
2. die Magisterpromotion von Ludwig Gerhard und
3. auch die Rezeption von Ludwig Gerdhard; vorherige Studienorte sind bislang nicht bekannt. - Vgl. Johann Friederich Jaenicke: Gottes Zuruff an M. Ludwig Gerhard aus Hiob XXXIIX. v. 2. Wer ist der, der so fehlet in der Weissheit? und redet so mit Unverstand? an ihn ergangen, Samuel Heyl, 1728; Erdmann Neumeister: Gründliche Wiederlegung des von M. Ludwig Gerhard neulich herausgegebenen Kurtzen Begriffs von der also genannten Wiederbringung aller Dinge, wodurch rechtgläubige Christen vor Solcher heyllosen Lehre warnen, die Verführten aber Gern wieder zu recht bringen wollte, Hertel, 1731.