Ludwig Bolgiano
Ludwig Bolgiano (* 20. März 1866 in München; † 29. Oktober 1948 in Grabenstätt) war ein deutscher Maler und Zeichner.
Leben
Ludwig Bolgiano entstammte einer aus Italien[1] über die bayerische Rheinpfalz nach München gekommenen Familie. Der Großvater, Franz Bolgiano (1778–1857) war Kollegial-Sekretär, Kunstsammler und -händler;[2] sein ältester Sohn Carl Theodor Bolgiano (1816–1897) lehrte als ordentlicher Professor für bayerisches, deutsches und französisches Zivilrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Mutter, Babette, geborene Müller (1831–1912), stammte aus Amorbach. Als Maler hat Ludwig die bayrische Stadt im Odenwald häufig besucht und Motive aus Amorbach und seiner Umgebung in vielen Zeichnungen und Gemälden festgehalten. Er besuchte ab 1876 das Münchner Maximiliansgymnasium bis zum Abitur 1885, unter anderem mit Fritz von Hellingrath, Ludwig Döderlein, Oskar Piloty, Wilhelm Merck und Ivo Striedinger.[3] Er schrieb sich zunächst an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zum Jura-Studium ein, nahm ab 1890 Malunterricht in der Privatschule von Friedrich Fehr und studierte ab Oktober 1890 für zwei Jahre an der Kunstakademie in der „Naturklasse“ von Gabriel Hackl.[4] Studienreisen führten ihn durch Deutschland, nach Österreich, in die Schweiz und nach Italien. Zeitlebens unverheiratet wohnte er – zusammen mit seiner Schwester Marie (1862–1916) – in München, im heute noch erhaltenen Haus Von-der-Tann-Straße 3, und arbeitete in einem Atelier in der Heßstraße. Während des 2. Weltkriegs zog er nach Grabenstätt am Chiemsee, wo er 1948 starb. Beigesetzt wurde er im älteren Teil des Münchner Waldfriedhofs[5] an der Seite seiner Schwester.
Bolgiano betätigte sich vor allem als Landschaftsmaler und -zeichner und fand seine Motive überwiegend in der Umgebung von München, im Isartal und im Chiemgau, aber auch in und bei Amorbach und Rothenburg ob der Tauber, im Main- und im Altmühltal, in Tirol und in Südtirol. Ab 1896 beteiligte er sich an den Ausstellungen des Münchner Kunstvereins sowie an den Jahresausstellungen im königlichen Glaspalast, im Maximilianeum, in der Neuen Pinakothek, im Haus der deutschen Kunst sowie in den Kollektivausstellungen der Münchner Künstler-Genossenschaft.
1909 erhielt er die Goldmedaille der Internationalen Kunstausstellung in München, in der er mit drei Gemälden und mehreren Zeichnungen vertreten war, 1911 die Prinzregent Luitpold-Medaille in Silber. 1915 erfolgte die Verleihung des Professoren-Titels. Ankäufe erfolgten unter anderem durch den Bayerischen Staat und die städtischen Kunstsammlungen, durch König Ludwig III., den Fürsten von Hohenzollern und den Reichsschatzminister Franz Xaver Schwarz.
1912 bis 1919 gehörte er als Schriftführer dem Vorstand der Künstlergenossenschaft (MKG) an, später auch der Neuen Münchner-Künstler-Genossenschaft (NMKG). Zudem war er Mitglied der „Vereinigung für christliche Kunst“ in München, Mitglied der staatlichen Ankaufskommission im Glaspalast, Kunstbeirat für die Städtische Gemäldesammlung, Vorsitzender des „Ausstellerverbands Münchener Künstler“ (AVMK) und der Künstlergruppe „Die Achtundvierziger“ sowie Ausschussmitglied des Münchener Kunstvereins. Als Mitglied im bayerischen Landesausschuss für Naturpflege übernahm er als Nachfolger von Gabriel von Seidl den Vorsitz des „Isartalvereins“.
Werke (Auswahl)
Dachau, Museumsverein:
- Märztag im Dachauer Moos, 1906; Öl/Lwd., 62 × 45 cm; Inv.nr. GG 12.1; Farbabb.: Reitmeier (3), S. 171
- Ignatius Taschners Haus, Öl/Lwd., 47,5 × 65,5 cm; Inv.nr. GG 12.3
Ludwigshafen am Rhein, Wilhelm-Hack-Museum:
- Blick ins Land bei Kassel, 69 × 50 cm
München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen:
- Isartal II, 1928; Öl/Lwd., 70 × 100 cm; Ankauf im Glaspalast 1928; Inv.Nr. 9504
- Bergmoos bei Seefeld in Tirol, 1914, Öl/Lwd., 80 × 112 cm; Ankauf im Glaspalast 1914; Inv.Nr. 8792
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus:
- Günzburg, 1909; Öl/Lwd./Pappe, 67 × 51,3 cm; Inv.nr. K 9370
- Aus dem Mühltal, 1925; Öl/Lwd., 55 × 65 cm; Inv.nr. G 189
- In der Jachenau, 1929; Öl/Lwd., 53 × 72,5 cm; Inv.nr. K 10749; Münchner Kunstausstellung 1930 im Glaspalast, Nr. 230
- Das Ampertal bei Freising, 1930; Öl/Lwd., 66 × 85 cm; Inv.nr. K 2387; Ständige Kunstausstellung der MKG, Weihnachten 1930 (Ausst.-Kat., Nr. 5571; Abb.)
- Die Isarhöhen bei Bad Tölz, 1937; Öl/Lwd., 88 × 68 c; Inv.nr. K 7469; Abb.: Bruckmann, Münchner Maler 1 (1981)
- Im Osten von München, 1938; Öl/Lwd., 54 × 75,5 cm; Inv.nr. K 10750
- Das Isartal bei Hechenberg, 1938; Öl/Lwd., 53 × 73 cm; Inv.nr. K 7837
- Aus der Hallertau; Abb.: Münchner Neueste Nachrichten 16, 16. März 1936
- Au in der Hallertau, 1939; Öl/Lwd., 50 × 68 cm; Inv.nr. K 8811
- Alsenz in der Saarpfalz, 1940; Öl/Lwd., 58,5 × 73 cm; Inv.nr. G 6746
- Abend in Amorbach, Öl/Pappe, 31,8 × 47,7 cm; Inv.nr. G 8978
- Wiese mit Holzstößen, Öl/Pappe, 37,5 × 53,5 cm; Inv.nr. K 9369
Rosenheim, Städt. Galerie:
- Mühltal, 1926; Öl/Lwd., 55 × 65 cm; Inv.nr. 516
Würzburg, Städtische Galerie:
- Die Brücke, 1908; Öl/Lwd., 49 × 68 cm; Inv.nr. E 2605
Eigene Schriften
- Isartal und Isartalverein. In: Das Bayernland. 1925, S. 435–438.
Einzelnachweise
- Bolgiano: alter Name von Bozen, aber auch Gemeinde bei Mailand
- Die Gemälde-Sammlung des Herrn Collegial-Sekretärs Bolgiano (Gallerie-Str. Nro. 1, e.E.) In: Adressbuch München 1841, S. 196.
- Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1884/85.
- Matrikelbuch 1884–1920: 00721 Ludwig Bolgiano: matrikel.adbk.de.
- Grab Nr. WAT 134-W-11.
Literatur
- Otto Weigmann: Bolgiano, Ludwig. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 244 (Textarchiv – Internet Archive).
- Dresslers Kunsthandbuch 1930.
- Bolgiano, Ludwig. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 257.
- Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Bd. 1, 1981, S. 16 (Signatur; Abb.).
- Hans F. Schweers (Hrsg.): Gemälde in deutschen Museen: 2., aktualisierte, erheblich erweiterte und verbesserte Ausgabe, München [u. a.] : Saur, 1994. Teil 1: Künstler und ihre Werke. ISBN 3-598-10927-X.
- Hans F. Schweers (Hrsg.): Gemälde in deutschen Museen, Teil 1: Künstler und ihre Werke. A–G. 4., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke München 2005, ISBN 3-598-24166-6 (= Paintings in German museums).
- Ludwig Tavernier: Bolgiano, Ludwig. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 12, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22752-3, S. 380.
- Wilhelm Zils (Hrsg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Kellerer, München 1913, S. ? (Digitalisat).
- Die christliche Kunst 12 (1915/16), Beiblatt, S. 19; 17 (1920/21), S. 12.
- Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst 6 (1926), S. 332 (3 Abb.).
- Die Kunst 35 (1916/17), S. 64 f. (Abb.); 83 (1940/41), S. 261–63 (Abb.); 42. Jg. (1941), S. 261–263 (3 Abb.); 44. Jg. (1943), Abb. S. 180.
- Hermann Uhde-Bernays: Die Münchner Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. 2. Teil: 1850–1900. München 1927. Neu herausgegeben von Eberhard Ruhmer, S. 301.
- Kunst- und Antiquitäten-Rundschau 42 (1934), S. 289 (Abb.).
- Peter Breuer: Münchner Künstlerköpfe. München 1937, S. 15–17; (2 Abb.).
- Die Weltkunst 15/16, 13. April 1941, S. 14; 17; Nr. 11/12, 14. März 1943, S. 1; Nr. 19/22, 30. Mai 1943, S. 1.
- Das Kunstwerk 3 (1949), H. 1: Personalien, S. 53.
- Lorenz Josef Reitmeier: Dachau. Ansichten und Zeugnisse aus zwölf Jahrhunderten. Band 1, 3 u. Nachtrag (Abbildungen). Dachau 1976 ff. (Band 3, 1982, S. 171, Farbabb. 651: Ein Märztag im Dachauer Moos 1906)
- Heidi C. Ebertshäuser: Malerei im 19. Jahrhundert. Münchner Schule. München 1979, S. 171.
- Hans Heyn: Süddeutsche Malerei aus dem bayrischen Hochland. Rosenheim [1980].
- Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012. ISBN 978-3-86906-475-8, S. 232–237 (Abb.).