Lucrezia Orsina Vizzana

Lucrezia Orsina Vizzana (* 3. Juli 1590 i​n Bologna; † 7. Mai 1662 ebenda) w​ar eine italienische Komponistin d​es Barock.

Leben

Die Tochter e​iner Bologneser Adelsfamilie wurde, zusammen m​it ihrer Schwester, i​m Alter v​on 8 Jahren d​em Kamaldulenser-Kloster Santa Christina i​n Bologna übergeben; dieses h​atte wegen seiner Musik e​inen besonderen Namen.[1] Musikunterricht erhielt s​ie dort vermutlich v​on ihrer Tante Camilla Bombacci, d​er Organistin, Novizenmeisterin u​nd späteren Äbtissin d​es Klosters, s​owie durch d​en Organisten v​on S. Petronio (und inoffiziellen Kapellmeister d​es Klosters) Ottavio Vernizzi (1549–1649). Adriano Banchieri, Gabriele Fattorini, u. A. widmeten d​em Kloster doppelchörige Werke, d​as deutet a​uf konzertante Chorpraxis i​m Kloster.[2] Novizin w​urde sie m​it elf Jahren u​nd 1606 l​egte sie i​hre ewigen Gelübde ab. Vizzana komponierte d​ie Motetten d​er Componimenti musicali i​m Stil d​er Seconda pratica.

Werk

Ihre a​us 20 Motetten i​n lateinischer Sprache (mit lateinischer Schreibweise i​hres Vornamens Lucretia i​m Titel) bestehende Sammlung

veröffentlichte sie 1623 und widmete sie den Nonnen ihres Klosters, „alle monache di Santa Cristina in Bologna“.[3] Es handelt sich um einen Notendruck für 1 bis 4 Singstimmen, gedruckt in Venedig durch Bartholomeo Magni. Die geistlichen Gesänge (Motetten) im konzertanten Stil sind größtenteils ein- oder zweistimmig, mit begleitendem Generalbass angelegt. Erst die letzten beiden Stücke sind 3- bzw. 4-stimmig. Ihren Kompositionsstil, „der mit den besten Produkten ihrer Kollegen verglichen werden kann“ beschreibt der Spezialist für die italienische Vocalmusik des 17. Jahrhunderts Gunther Morche ausführlich in seinem Artikel Vizana, [oder] Vizzana, Lucretia Orsina in MGG 2.[4]

Editionen

  • Eine praktische Ausgabe davon erschien 2002 in Köln bei Bernd Christoph Becker (Stimmen mit Continuo-Begleitung) als Faksimile der Ausgabe von 1623[5]
  • In einer modernen Edition liegt das Werk als Partitur vor: Edition Baroque, 2015[6]

Literatur

  • Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 10. Breitkopf & Haertel, Leipzig 1904, DNB 1078412251, S. 117 (uzh.ch [PDF; 6,4 MB; abgerufen am 6. Januar 2018]).
  • Carlo Schmidl: Dizionario universale dei musicisti. - Mailand: Sonzogno, 1937–1938.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Morbach: Frauen in einer Männerwelt – Komponistinnen des Barock. In: Bernhard Morbach: Die Musikwelt des Barock, Bärenreiter Kassel 2008, ISBN 978-3-7618-1716-2, S. 245 f.
  2. Craig Monson: Artikel Vizzana [Vizana], Lucrezia Orsina in: Julie Anne Sadie, Rhian Samuel (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Women Composers, Macmillan 1996 (New York 1994), ISBN 0-333-515986, S. 479/80.
  3. Titel nach Eitner und IMSLP
  4. Musik in Geschichte und Gegenwart 2. Auflage, Supplement Spalten 1040/1041. Mit weiteren Literaturangaben.
  5. Nach Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  6. Nach Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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