Lorestan-Kröte
Die Lorestan-Kröte (Bufotes luristanicus, Synonyme: Bufo luristanicus, Pseudepidalea luristanica), ist eine Krötenart aus der Gattung Bufotes (früher als „Bufo viridis-Komplex“ innerhalb der Gattung Bufo aufgefasst). Sie lebt endemisch am südwestlichen Hangfuß des Zāgros-Gebirge im Iran, an der Grenze zum Irak. Der Name leitet sich etymologisch von den Loren (Syn. Luren) ab, die das Zāgrosgebirge seit langer Zeit als nomadische Hirten besiedeln und nun teilweise auch sesshaft geworden sind.
Lorestan-Kröte | ||||||||||||
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B. luristanicus, Kopfansicht | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bufotes luristanicus | ||||||||||||
(Schmidt, 1952) |
Merkmale
Es handelt sich um einen auffällig kleinwüchsigen Vertreter der Gattung, die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 3,5 bis 7 Zentimeter. Die Hautoberfläche ist überwiegend gelblich weiß mit kleinen bräunlichen und rötlichen Tuberkeln, oft auffallend einfarbig. Die Bauchseite ist weißlich. Die Interorbitaldistanz (auf dem Schädeldach zwischen den Augen) ist schmaler als das obere Augenlid. Das Trommelfell (Tympanum) ist klein, aber äußerlich klar erkennbar, es ist etwa halb so groß wie der Augendurchmesser. Die Ohrdrüsen oder Parotiden sind vorhanden, aber recht flach, sie sind etwa quadratisch, genauso breit wie lang.[1] Vorderarme und Hinterbeine, bei manchen Exemplaren auch der Rücken, können die für Wechselkröten typischen olivgrünen Flecken aufweisen.[2] Zwischen den Zehen 3, 4 und 5 sind Schwimmhäute rudimentär erkennbar.
Nach den genetischen Daten ist die Art diploid. Bei den Schwestergruppenverhältnissen gibt es konkurrierende Befunde: Während das Kerngenom eine enge Verwandtschaft zu Bufotes viridis nahelegt (in älterer Lit. tw. noch unter dem Synonym Bufotes variabils gefasst), deutet die mitochondriale DNA[3] eher auf Bufotes surdus (als deren Unterart die Art lange betrachtet wurde) hin.[4] Es wird angenommen, dass die Art auf eine Hybridisierung zurückgeht, bei der das mitochondriale Erbgut einer der Elternarten komplett verdrängt worden ist.[5] Im Gegensatz zu B. surdus verfügt B. luristanicus über ein Gehör. Entsprechend existieren auch Paarungslaute.[6]
Verbreitung und Lebensraum
Die Lorestan-Kröte ist ein Endemit des Iran. Sie kommt vor im südwestlichen Vorland des Zāgros-Gebirges, in den Provinzen Lorestan, Chuzestan, Kohgiluye und Boyer Ahmad und randlich in Fars, im Südwesten des Landes. Insbesondere die Region um Fars ist für ihr mildes Klima bekannt. Das Zāgros-Gebirge läuft etwa parallel zum Persischen Golf. Die Gebirgskette wird von zahlreichen Antiklinalen und tiefen Mulden durchzogen. In vielen Tälern stehen versalzte Böden an. Über viele Jahrtausende waren diese Lebensräume durch schwere Zugänglichkeit abgeschottet.
Die relativ wenigen bekannten Fundorte[7][8][9] liegen in feuchten Bachschluchten, auf etwa 350 bis 500 Meter.[10] Die Rote Liste der IUCN erwähnt eine Verbreitung bis auf 1200 Meter Meereshöhe. Typuslokalität ist die Ortschaft Shahbazan (شهبازان) bei Dezful.[1][11] Die nachtaktiven Kröten verstecken sich tagsüber in Gesteinsspalten sowie im Bodenlückensystem. Die schluchtenreiche, felsige Umgebung ist nahezu baumlos. Einzelne Eichen (Quercus brandtii) lassen jedoch eine frühere Bewaldung dieser Gegend vermuten. Niederschläge fallen hier oft in Form von Nieselregen.[12] Die nebenstehende Verbreitungskarte, die auf Grundlage der IUCN Karte erstellt wurde, korrespondiert nahezu deckungsgleich mit den Angaben von C. Dufresnes et al. (2019)[5].
Gefährdung
Laut IUCN gilt die Art nicht als gefährdet ("Least Concern", Stand: 2008/2015).[13] Es ist nicht bekannt, ob die Art in Schutzgebieten vorkommt.[14]
Literatur
- Baloutchi, M. & Kami, H.G. (1995): Amphibien des Iran. Teheran University Publications, Teheran.
- Barbod Safaei-Mahroo et al. (2015): The Herpetofauna of Iran: Checklist of Taxonomy, Distribution and Conservation Status. Asian Herpetological Research 6 (4), S. 257–290. doi:10.16373/j.cnki.ahr.140062
- Schmidt, K.P. (1952): Diagnoses of new amphibians and reptiles from Iran. Nat. Hist. Mise., Chicago, Nr. 93. 2 S.
- Schmidtler, J. J. and Josef F. Schmidtler (1969): Über Bufo surdus mit einem Schlüssel und Anmerkungen zu den übrigen Kröten Irans und West-Pakistans. Salamandra Bd. 5, S. 113–123.
Weblinks
- Bufotes luristanicus (Schmidt, 1952) in GBIF Secretariat (2021). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset abgerufen via GBIF.org am 22. Dezember 2021.
- Bufotes luristanicus. inklusive Aufnahmen der Rufe der Kröten. In: AmphibiaWeb. Abgerufen am 22. Dezember 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- Matthias Stöck, Rainer Günther, Wolfgang Böhme (2001): Progress towards a taxonomic revision of the Asian Bufo-viridis-group: Current status of nominal taxa and unsolved problems (Amphibia: Anura: Bufonidae). Zoologische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 51 (18): 253-319.
- Observation.org Bufotes lusistanicus , abgerufen am 25. Dezember 2021
- Bufo luristanicus Isolat 176 D-Schleife, Teilsequenz; mitochondrial , abgerufen am 25. Dezember 2021
- Caroline Betto-Colliard, Sylvia Hofmann, Roberto Sermier, Nicolas Perrin, Matthias Stöck (2018): Profound genetic divergence and asymmetric parental genome contributions as hallmarks of hybrid speciation in polyploid toads. Proceedings of the Royal Society B 285: 20172667. doi:10.1098/rspb.2017.266
- C. Dufresnes, G. Mazepa, D. Jablonski, R. Oliveira, T. Wenseleers, D.A. Shabanov, M. Auer, R. Ernst, C. Koch, H.E. Ramírez-Chaves, K.P. Mulder, E. Simonovo, A. Tiutenko, D. Kryvokhyzhar, P.L. Wennekes, O. Zinenko, A. Korshunov, A. M. Al-Johany, E.A. Peregontsev, R. Masroor, C. Betto-Colliard, M. Denoël, L.J. Borkin, D.V. Skorinov, R. Pasynkova, L.F Mazanaeva, J. M. Rosanov, S. Dubey & S. Litvinchuk (2019): Fifteen shades of green: The evolution of Bufotes toads revisited. Molecular Phylogenetics and Evolution. Vol. 141: 106615, Elsevier. doi:10.1016/j.ympev.2019.106615
- B. lurestanicus Paarungsrufe , abgerufen am 24. Dezember 2021
- Majid Javari & Farhang Torki (2009): Notes on morphology, ecology, behavior and systematics of Bufo luristanicus SCHMIDT, 1952 (Anura: Bufonidae). Herpetozoa 21 (3/4): 171-178.
- Josef Eiselt, Josef F. Schmidtler (1973): Froschlurche aus dem Iran unter Berücksichtigung außeriranischer Populationsgruppen in Bachschluchten. Annalen des Naturhistorischen Museums Wien 77: 181-243 (zobodat.at [PDF]).
- Zeinab Parvaresh, Nazihe Seddighi, Fatemeh Roushenas, Samira Rahimi, Elmira Hasani, Zahra Mossadeghi, Mohsen Nokhbatolfoghahai (2016): Reproductive strategy and embryonic development of Bufotes surdus annulatus in Iran. Salamandra 52(3): 230–242. Volltext
- Amphibian Species of the World 6.1, an Online Reference. American Museum of Natural History, New York , abgerufen am 19. Dezember 2021.
- Barbod Safaei-Mahroo et al. (2015): The Herpetofauna of Iran: Checklist of Taxonomy, Distribution and Conservation Status. Asian Herpetological Research 6 (4), S. 257–290. doi:10.16373/j.cnki.ahr.140062
- Schmidtler, J. J. and J. F. Schmidtler (1969): Über Bufo surdus mit einem Schlüssel und Anmerkungen zu den übrigen Kröten Irans und West-Pakistans. Salamandra Bd. 5, S. 113–123.
- Lorestan Toad (Bufotes luristanicus) in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015. Eingestellt von: Stöck, M., Papenfuss, T., Anderson, S., Kuzmin, S., Rastegar-Pouyani, N., Sharifi, M. & Nilson, G., 2008. Abgerufen am 21. Dezember 2021., abgerufen am 20. Dezember 2021.
- IUCN SSC Amphibien-Spezialistengruppe , abgerufen am 4. Januar 2022