Liste von Wallburgen im Sauerland
Wallburgen im Sauerland sind frühe Befestigungswerke aus der Vor- und Frühgeschichte sowie dem frühen Mittelalter. Eine wichtige Ursache für den Bau von Wallburgen war die Erschließung des Berglandes in Südwestfalen zur Ausbeutung der dortigen Erze bereits in den Jahrhunderten vor Christus. Dieser erste Siedlungsversuch hatte keinen dauerhaften Bestand und endete wohl schon im ersten Jahrhundert nach Christus. Erst seit dem 7. Jahrhundert nahm die Besiedlung und damit die Befestigungswerke wieder zu.[1]
Unterscheidungsmerkmale
Auf Grund teilweise fehlender Einzelfunde ist die Datierung der Burgen und ihre Zuordnung zur eisenzeitlichen oder zur frühmittelalterlichen Periode schwierig. Verschiedene Faktoren sind für die eisenzeitlichen Burgen im Sauerland typisch und können so der Zuordnung dienen. Eisenzeitliche Wallburgen befinden sich meist auf isoliert liegenden Bergkuppen. Bei ihnen handelt es sich also um ausgesprochene Höhenburgen. Sie sind meist deutlich weiter von den Siedlungsschwerpunkten entfernt als ihre Pendants aus frühmittelalterlicher Zeit. Ebenso ist der Höhenunterschied zwischen Burg und möglicher Siedlung größer als später.
Hinsichtlich ihrer Form sind die eisenzeitlichen Burgen rundlich bis oval und sind der Form des Berges angepasst. Besonders typisch ist die Konstruktion der Tore. Es gibt einfache Kastentore und solche mit überlappenden Wallenden. Es entstand dadurch eine Torgasse, die sich notfalls leicht verschließen ließ. Dagegen biegen bei frühmittelalterlichen Burgen die Wallenden in das Burginnere ab, sie bilden Kammer- oder Zangentore.[2]
Hochsauerlandkreis
Wallburg | Ort | Zeit | Anmerkungen / Bild |
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Wilzenberg | bei Grafschaft | Eisenzeit (200 v. Chr.) und dem Frühmittelalter (9.–10. Jahrhundert n. Chr.) | |
Hünenburg | bei Meschede | 9. und 10. Jahrhundert | |
Stesser Burg | bei Calle | Auf dem Bergkegel befinden sich die Erdschüttungen einer eisenzeitlichen Wallburg. Unterhalb des Berggipfels verläuft um die westliche und südliche Flanke des Berges eine mit senkrechter Rückwand in den Fels gebrochene Terrasse. | |
Schiedlike Borg | bei Freienohl | Etwa 920 m nordöstlich von Freienohl befindet sich auf dem Küppel die sogenannte Schiedlike Borg. Sie besteht aus teilweise hintereinander gestaffelten Terrassenkanten auf den weniger steilen Bergseiten, während im Steilabfall der Ruhr keine künstlichen Befestigungen vorhanden waren. Die Größe der Schiedliken Borg beträgt in nord-südlicher Richtung ca. 400 m und in ost-westlicher ca. 200 m (insgesamt etwa 7,7 ha).[5] | |
Borbergs Kirchhof | bei Olsberg | ||
Wallburg | bei Bruchhausen | 6. Jahrhundert vor Christus | Die Befestigungsanlage schließt die vier großen Felsen ein. Dadurch entstand ein geschützter Platz von etwa 0,6 ha Größe. Möglicherweise hat die Fläche auch als Kultplatz gedient. |
Wallburg | zwischen Goddelsheim und Medebach | 2. Hälfte 8. Jahrhundert | Die Anlage stammt vermutlich aus karolingischer oder ottonischer Zeit. Es handelt sich um eine schildförmige Wallburg mit Spitzgraben. Sie befindet sich westlich von Goddelsheim über dem Aartal. Die Anlage ist frei zugänglich. |
Eresburg | bei Marsberg | Die Entstehung der Eresburg ist unklar, sie wurde möglicherweise zur Zeit der Chatten angelegt und von den Sachsen übernommen. Sie soll Standort der Irminsul gewesen sein. Sie schützt die Grenze des sächsischen Teilstammes der Engern zum fränkischen Herrschaftsbereich. Während der Sachsenkriege Karls des Großen umkämpft und mehrfach erobert, diente sie auch später baulich verändert als Burg. | |
Wallburg | bei Kirchilpe[6] | ||
Schlossberg | bei Küstelberg | ||
Güllener Ring | bei Linnepe | vermutlich aus dem 9. oder 10. Jahrhundert | |
Hünenburg | bei Oeventrop | vermutlich aus dem 9. bis 10. Jahrhundert | Der Grundriss der Burg ist im Süden 32 m breit und 75 m lang. Die Form ähnelt einem zweigeteilten Dreieck. |
Wollbrigg | bei Müschede | spätkarolingische Zeit | Die rundliche 0,5 ha große Anlage hatte einen Durchmesser von etwa 80 m. Im Inneren haben sich möglicherweise Wohnplätze gefunden. Die Anlage war vermutlich Mittelpunkt einer großen karolingischen Grundherrschaft. |
Kreis Olpe
Wallburg | Ort | Zeit | Anmerkungen / Bild |
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Kahle | bei Meggen | ||
Jäckelchen | bei Attendorn | ||
Weilenscheid | bei Elspe | ||
Hohe Lehnberg | bei Saalhausen | ||
Hofkühl | bei Kirchveischede | vermutlich aus der jüngere Eisenzeit |
Kreis Soest
Wallburg | Ort | Zeit | Anmerkungen / Bild |
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Loermund | bei Sichtigvor | ||
Oldenburg | in Höingen | vermutlich 8. zum 9. Jahrhundert | Die Burganlage besteht aus drei, hintereinander gestaffelten, heute noch erkennbaren Wällen. Die Umwallung ist fast zwei Kilometer lang und umschließt eine circa 500 Meter lange und circa 300 Meter breite Fläche. |
Schaftsköppe | bei Kallenhardt | vorrömische Eisenzeit | Etwa 1700 m östlich von Kallenhardt wird der südwestliche Ausläufer des Öhningsberges eine zunächst von Nordwest nach Südost und dann von Nordost nach Südwest verlaufende Wallanlage. Nach Osten hin sind dem noch einige kleinere Wallstücke vorgelagert. Der Burgbereich selbst befindet sich auf einer dreieckigen Bergnase mit steil abfallenden Hängen. Dort hat man einige Funde aus der vorrömischen Eisenzeit gemacht.[8] |
Märkischer Kreis
Wallburg | Ort | Zeit | Anmerkungen / Bild |
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Wallburg auf dem Bollberg | bei Halver | aus dem 9. Jahrhundert | Die Burg liegt auf etwa 50 m über dem Fluss Ennepe. Die Anlage bildet einen ovalen Ring. Im Süden liegt ein starker Erdwall mit einem vorgelagerten in das Gestein gehauenen Spitzgraben. Im Norden liegt eine Terrasse mit einem vorgelagerten Sohlgraben. Durch einen Steinbruch wurde im Norden ein Teil des Walles zerstört. Der einzige Zugang liegt im Südwesten. |
Ohle | bei Plettenberg | Die Wälle umschließen eine etwa 7 ha große Fläche. Darin befindet sich eine viereckige Steinburg mit den Maßen 35 mal 50 Meter. Die Mauern hatten eine Breite von etwa 2,5 m, und eine Höhe von vermutlich etwa 3 m. | |
Wallanlage in den Gleiern (auch Hünengräben genannt) | bei Balve | Ringwälle aus zwei Bauphasen, zweites Jahrhundert v. u. Z. | |
Oestricher Burg | bei Oestrich | Zwei Ringwälle und zwei gerade Wälle auf einer Fläche von 18 ha. Im 13. Jahrhundert zur Steinburg ausgebaut, später verfallen. Ab 1886 Bodendenkmal, und Mitte des 20. Jahrhunderts teilweise einem Steinbruch zum Opfer gefallen. | |
Olle Borg | bei Balve | 10./11. Jahrhundert | Die Anlage liegt auf dem Burgberg auf 350 m Höhe. Auf der ebenen Kuppe befindet sich die Wallburg. Im Süden, Westen und Osten existieren Wall- und Grabensysteme. Im steilabfallenden Norden waren diese nicht nötig. Der Kern der Burg ist 140 × 80 m groß, geschützt durch einen mehr als 5 m hohen Wall. |
Stünenburg | bei Grüne (Iserlohn) | zwischen dem 12./13. und dem 15. Jahrhundert | Bei der Stünenburg handelt es sich um die Reste eines teilweise planierten Burgplatzes, von Wassergraben umgeben, von dem aber erhaltene Reste vorhanden sind. Zudem ist damit zu rechnen, dass im Innenraum Spuren der ehemaligen Burg im Boden noch vorhanden sind. Funde lassen vermuten, dass die Burg zwischen dem 12./13. und dem 15. Jahrhundert bestanden hat. Das Bodendenkmal ist daher für die Geschichte der Stadt Iserlohn von Bedeutung, da eine mögliche archäologische Erforschung bisher nicht bekannte Fakten erbringen kann. |
Burg Gerkendahl | bei Hennen (Iserlohn) | | um 1150 | Die Burg vom Typus einer Turmhügelburg (Motte) war durch ihre Lage auf einer von einer Gräfte umgebenen Insel in einer sumpfigen Niederung am Abbabach geschützt. Im 19. Jahrhundert waren noch Reste eines quadratischen Turms zu sehen. Auf die Bedeutung der Anlage weist, dass hier 1271 über den „märkisch-limburgischer Teilungsvertrag“ verhandelt wurde. Um 1793 wurde die ehemalige Burganlage abgerissen; die letzten Reste wurden im Jahr 1873 entfernt. |
Landkreis Waldeck-Frankenberg
Wallburg | Ort | Zeit | Anmerkungen / Bild |
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Schwalenburg | bei Willingen | wahrscheinlich zwischen dem späten 8. und 10. Jahrhundert | Ein rund 6 Hektar große Wallburg mit drei Wallringen. Die Anlage hat einen Durchmesser von 300 Metern und etwa 1700 Meter lange Ringwälle.[9] |
Literatur
- Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen. Herausgeben im Auftrag der Altertumskommission für Westfalen von F. Biermann und J. H. Schmedding. 1920
- August Stieren: Karolingische Ringwälle Westfalens nach neueren Grabungen. In: Westfälische Zeitschrift 108, 1958, S. 405–408.
- Philipp R. Hömberg: Untersuchungen an frühgeschichtlichen Wallungen Westfalens. Dissertation Universität Münster 1972 [1980].
- Philipp R. Hömberg: Vor- und frühgeschichtliche Wallburgen im Arnsberger Raum. In: Vor- und Frühgeschichte im Arnsberger Raum. Arnsberg 1975, S. 20–50
- Torsten Capelle: Wallburgen in Westfalen-Lippe. Herausgegeben von der Altertumskommission für Westfalen, Münster 2010, ISSN 0939-4745, S. 21, Nr. FBW5 (Frühe Burgen in Westfalen Sonderband 1)
- T. Drescher: Wallburgen zwischen Sieg, Lenne, Ruhr und Rhein, Vortrag, 2010 (PDF)
- Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen: Archäologie in Südwestfalen – Von Höhlen, Wallburgen und Hüttenplätzen in Südwestfalen, S. 6 ff. (PDF)
Einzelnachweise
- Albert K. Hömberg, Wolfgang Leesch: Zum geschichtlichen Werden des Landesteils Westfalen. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 3: Nordrhein-Westfalen. Stuttgart 1970 LXXXIV
- Philipp R. Hömberg: Vor- und frühgeschichtliche Wallburgen im Arnsberger Raum. In: Vor- und Frühgeschichte im Arnsberger Raum. Arnsberg 1975, S. 23f.
- LWL: Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung Kreis Soest und Hochsauerlandkreis, Raum Grafschaft, S. 45 (PDF; 1,6 MB)
- Stadt Meschede – Geschichte Hünenburg (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive)
- Die Schiedlike Borg auf dem Küppel (Memento vom 30. November 2010 im Internet Archive)
- Freilegung der frühmittelalterlichen Wallburg Kirchilpe (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF; 1,4 MB)
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 3: Nordrhein-Westfalen. Stuttgart 1970, S. 396
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 3: Nordrhein-Westfalen. Stuttgart 1970, S. 376
- Schwalenburg (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive)