Liste der Stolpersteine in Ottweiler
Diese Liste der Stolpersteine in Ottweiler enthält die Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in Ottweiler verlegt wurden. Mit ihnen soll der Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Ottweiler lebten und wirkten.
Die Betonquader mit einer Größe von Breite 96 mm × Tiefe 96 cm × Höhe 100 mm mit Messingtafel sind in den Bürgersteig vor jenen Häusern eingelassen, in denen die Opfer einmal zu Hause waren. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihr Schicksal. Die Stolpersteine sollen dem Vergessen der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entgegenwirken.
Die Verlegung der ersten Stolpersteine in Ottweiler fand am 21. Februar 2014 statt. An diesem Tag verlegte Demnig insgesamt zehn Stolpersteine, die an drei Familien erinnern sollen.
Am 21. April 2015 schloss sich eine zweite Verlegeaktion an, bei der insgesamt 11 neue Stolpersteine verlegt wurden. Die Verlegung war in ein Rahmenprogramm eingebunden. So wurden Fürbitten gehalten und die Biografien wurden von Schülern des Gymnasiums Ottweilers und der Gemeinschaftsschule Anton Hansen skizziert. Anschließend fand eine Gedenkstunde statt.[1]
Am 8. September 2016 fand eine dritte Verlegung statt. Dabei wurden die Familien Herrmann und Salomon, das Ehepaar Marx sowie Caroline Herrmann in Ottweiler mit Gedenksteinen bedacht. Wie bereits 2015 wurde ein ähnliches Rahmenprogramm abgehalten.[2][3][4]
Die vierte Verlegung durch Gunter Demnig erfolgte am 30. Oktober 2018. Erstmals in Ottweiler wurden die Stolpersteine für politisch Verfolgte verlegt, nämlich die der Familien Maas, Pabst und John sowie für Heinrich Werner. An diesem Tag wurden 13 Stolpersteine verlegt.
Bild | Name | Standort | Verlegedatum | Leben[5] | |
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Emma Barth | Gäßling 42 | 21. Feb. 2014 | Althändler Heinrich Barth (geboren am 5. Januar 1878) ehelichte seine Frau Emma, geborene Schwarz (geboren am 4. Dezember 1842) am 21. Februar 1903 in Illingen. Aus der Ehe gingen die beiden Söhne Friedrich (geboren am 10. Dezember 1903) und Max (geboren am 20. Februar 1905) hervor. Beide lernten Handelsgehilfe um später den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Während der Zeit des Nationalsozialismus emigrierten beide Söhne in die Vereinigten Staaten und überlebten so den Holocaust. Die Eheleute Heinrich und Emma Barth jedoch wurden jedoch im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion ins KZ Auschwitz gebracht und dort 1942 ermordet. | ||
Friedrich Barth | |||||
Heinrich Barth | |||||
Max Barth | |||||
Alfred Cahn | Wilhelm-Heinrich-Straße 12 | 21. Feb. 2014 | Alfred (geboren 1881) und Gertrude, geborene Grümebaum, Cahn (geboren 1897) führten ein Möbelhaus in Ottweiler. Die beiden hatten zwei gemeinsame Töchter, Edith (geboren am 31. Dezember 1922) und Marianne (geboren am 11. September 1924). Während im Deutschen Reich bereits die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, versteckten Cahn Verwandte aus dem Ruhrgebiet in ihrem Haus, die nach Frankreich flohen. Als nach der Saarabstimmung das Saargebiet Teil des Dritten Reichs wurde, war das Möbelgeschäft von Boykottmaßnahmen betroffen. 1935 wurde Alfred Cahn das erste Mal verhaftet und von der Gestapo schwer misshandelt. 1938 folgte im Rahmen der Reichspogromnacht die zweite Verhaftung. Alfred Cahn kam nach Dachau, wurde aber kurz darauf entlassen. Trotzdem blieb er in Ottweiler. Emigrationsversuche scheiterten an der fehlenden familiären Unterstützung. Sie mussten ihr Haus verkaufen, wobei sich der Schwiegervater an dem verbliebenen Familienvermögen bereicherte, und kamen zeitweise bei einer befreundeten Familie unter. Im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion kamen Alfred und Gertrude Cahn ins KZ Auschwitz, wo sie beide am 16. August 1942 ermordet wurden. Ihre beiden Töchter kamen nach KZ Stutthof, wo sie im Oktober 1944 ermordet wurden. | ||
Edith Cahn | |||||
Gertrud Cahn | |||||
Marianne Cahn | |||||
Elise Coblenz | Wilhelm-Heinrich-Straße 36 | 21. Feb. 2014 | Oskar Coblenz (geboren am 3. Mai 1863 in Ottweiler) lebte seit 1893 in Berlin. Er arbeitete dort als Leiter einer Niederlassung des Calmann-Lévy-Verlages sowie als Generalvertreter für Deutschland und Österreich-Ungarn, außerdem führte er die Verlagsbuchhandlung Expedition der allgemeinen medizinischen Zentral-Zeitung. Verheiratet war er mit Elise, geborene Boas (geboren am 17. Dezember 1884 in Amsterdam). Nach der Machtergreifung floh die Familie nach Ottweiler, um sich dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen. Als das Saargebiet rückgegliedert wurde, emigrierte das Ehepaar ein zweites Mal, diesmal nach Amsterdam, der Heimatstadt von Elise Coblenz. Dort wurden sie im April 1943 verhaftet. Beide kamen im KZ Sobibor ums Leben. | ||
Oskar Coblenz | |||||
Caroline Herrmann | Schlosshof 4 beim Synagogengedenkstein | 8. Sep. 2016 | |||
Myrtil Herrmann | Bahnhofstraße 25 | 8. Sep. 2016 | |||
Germania Herrmann | |||||
Edmond Myrtil Herrmann | |||||
Artur Salm | Parkplatz des Dienstgebäudes II des Landratsamtes | 21. Apr. 2015 | Vor der Aktion Bürckel konnte die jüdische Familie Salm nach Frankreich flüchten. Vater Artur wurde jedoch später in Frankreich verhaftet und anschließend in Auschwitz ermordet. Seine Frau Mathilde sowie das Zwillingspärchen Marliese und Margareth überlebten den Krieg. | ||
Mathilde Salm | |||||
Marliese Salm | |||||
Margareth Salm | |||||
Max Salm | Parkplatz des Dienstgebäudes II des Landratsamtes | 21. Apr. 2015 | Max Salm lebte mit seiner Frau Emilie seit 1890 als Viehhändler in Ottweiler. Das Paar hatte zwei Kinder: Ilse und Fritz. Die gesamte Familie wurde am 22. Oktober 1940 während der Aktion Bürckel verhaftet und zunächst nach Gurs. Während Max Salm im KZ Majdanek ermordet wurde, starben seine Frau Milli und seine beiden Kinder in Auschwitz. | ||
Milli Salm | |||||
Fritz Salm | |||||
Ilse Salm | |||||
Julius Salm | Enggaß 5 | 21. Apr. 2015 | Julius Salm war gebürtiger Ottweiler und zog 1918 nach Dortmund, wo er mit seiner Frau Erna Salm, geborene Lewin, zusammenlebte. 1923 kam ihr Sohn Kurt zur Welt. Die Familie kehrte 1930 nach Ottweiler zurück, da Julius Salm sich eine Karriere als Kaufmann versprach. Nach der Volksabstimmung 1935 floh die Familie nach Paris, wo Julius eine Fabrik zur Schlipsherstellung gründete. Julius Salm verstarb jedoch bereits 1939. Erna Salm floh mit ihrem Sohn weiter nach Lyon. Als die Stadt besetzt wurde, blieben die beiden im Untergrund. Kurt Salm wurde im Mai 1944 bei einer Razzia entdeckt und 1945 im KZ Buchenwald ermordet. Erna Salm überlebte den Krieg völlig mittellos und in schlechter geistiger und körperlicher Verfassung. Ihren Lebensabend verbrachte sie bei Bekannten in Israel. | ||
Erna Salm | |||||
Kurt Salm | |||||
Leo Salomon | Tenschstraße 25 | 8. Sep. 2016 | |||
Bertha Salomon | |||||
Flora Salomon | |||||
Horst Marx | |||||
Rosa Marx | |||||
Frieda John | Gäßling 25 | 30. Okt. 2018 | |||
Frieda Amalia John | |||||
Helmut John | |||||
Hermann John | |||||
Karl Friedrich John | |||||
Karl Heinz John | |||||
Lore Lotte John | |||||
Walter Pabst | Goethestraße 13 | 30. Okt. 2018 | |||
Kurt Pabst | |||||
Otto Pabst | |||||
Berta Maas | |||||
Herbert Maas | |||||
Heinrich Werner | Wilhelm-Heinrich-Straße 26 | 30. Okt. 2018 |
Weblinks
- Ursula und Hans Werner Büchel: Wider das Vergessen: Stolpersteine in Ottweiler
Einzelnachweise
- „Stolpersteine“ erinnern an jüdische Familien in Ottweiler. Saarbrücker Zeitung, 9. April 2015, abgerufen am 14. September 2016.
- „Stolpersteine“-Projekt in Ottweiler wird fortgesetzt. Saarbrücker Zeitung, 24. August 2016, abgerufen am 14. September 2016.
- Stolpersteine Ottweiler – Die Dritte. In: Wochenspiegel. Nr. 37, 14. September 2016 (wochenspiegelonline.de).
- 3. Verlegung von „Stolpersteinen“ in Ottweiler. Wochenspiegel, 25. August 2016, abgerufen am 19. September 2016.
- Die Spalte „Leben“ folgt der Darstellung auf Erste Verlegung von „Stolpersteinen“ in Ottweiler für verfolgte und ermordete jüdische Familien. (Nicht mehr online verfügbar.) Gymnasium Ottweiler, archiviert vom Original am 9. Februar 2016; abgerufen am 9. Februar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.