Liste der Reichsvögte zu Kaysersberg
Die Reichsvogtei zu Kayserberg war der Landvogtei Elsass untergeordnet und vertrat den Kaiser oder den Pfandbesitzer in den drei Reichsstädten Kaysersberg, Münster im Gregoriental und Türckheim. Dort hatte der Reichsvogt mit Unterstützung seiner Schultheißen und deren Weibel die niedere und die hohe Gerichtsbarkeiten inne. Bei Malefiz-Fällen oder Blutsachen wurden die Voruntersuchung (inquisitio) und eventuell die Inhaftierung (incarceratio) der Täter von dem Stadtrat vorgenommen, bis der Reichsvogt den „Malefiztag“ bestimmte und das Gericht mit bürgerlichen Schöffen besetzte.[1] Er ist alsdann nicht iudex, sondern Ankläger neben einem Stettmeister[2] Der Reichsvogt wurde als Schirmherr der Reichsuntertanen in Naturalien und mit einem jährlichen Amtssold entlohnt.[3] Alte Adelsgeschlechter des süddeutschen Raums haben dieses Amt bekleidet, manchmal zusätzlich zu der Funktion des Unterland- oder Oberlandvogts. Wenn der Schirmherr einen höheren Rang hatte, wie die pfälzischen Kurfürsten oder der Erzherzog Ferdinand, Graf von Tirol und der Vorlande, dann wählte er seinen Stellvertretenden entweder aus dem eigenen Haus oder aus dem regionalen Adel. Das Amt wurde für längere Perioden innerhalb eines Adelsgeschlechts den männlichen Erben übertragen. Eine einzige Ausnahme bildete Helene Eleonore von Schwendi im sehr turbulenten 17. Jahrhundert. Entweder übernahm sie die Leitung der Reichsvogtei selber mit Unterstützung eines ihr ergebenen Verwalters oder sie vertraute diese Funktion jeweils ihren zwei Ehemännern an.
Reichsvogt | Unter der Landvogtei von | Amtszeit | |
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Ritter von Steinung | 1330–1336 | ||
Hubart von Elter | 1336–1348 | ||
Burkhard Mönch von Basel | 1348–1349 | ||
Hubart von Elter | 1367–1377 | ||
Hessemann Stamler[4] | 1371–1383 | ||
Jakob Lericke von Dirmstein | 1399[5] | ||
Edelknecht Eberhard von Ramberg | 1402[6] | ||
Hans von Königsbach | 1409–1413 | ||
Heinrich von Gertringen | 1413–1438 | ||
Siegfried von Oberkirch | 1442–1445 | ||
Ritter Stephan von Bayern | 1445–1452 | ||
Kaspar Beger | 1452–1462 | ||
Ritter Hans von Landsberg | 1462–1477 | ||
Heinrich von Ratsamhausen | 1477–1580 | ||
Lützelmann von Ratsamhausen | 1480–1504 | ||
Dr. Konrad Stürzel von Buchheim | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1504–1535 |
1505–1509 | |
Konrad Stürzel der Jüngere | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1504–1535 |
1509–1517 | |
Konrad Polsnitzer | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1504–1535 |
1517–1520 | |
Hieronymus Prunner | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1504–1535 |
1520–1524 | |
Georg Gerhard im Namen der Witwe Prunners | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1504–1535 |
1524–1535 | |
Graf Georg von Erbach[7] | 1535–1541 | ||
Wilhelm von Rappoltstein | 1541–1548 | ||
Georg und Egenolf von Rappoltstein | 1548–1565 | ||
Wilhelm Wellinger von Fechingen | Unter der vorderösterreichischen Herrschaft im Besitz der Habsburger 1565–1648 |
1566–1571 | |
Johann Wellinger[8] | 1571–1573 | ||
Lazarus von Schwendi[9] | 1573–1583 | ||
Johann Wilhelm von Schwendi | 1583–1609 | ||
Helene Eleonore von Schwendi | 1609–1616 | ||
Jakob Ludwig von Fürstenberg[10]
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1616–1628 | ||
Franz Karl von Fürstenberg | 1628–1636 | ||
Philipp Nikolaus von Layen[11] | Im Pfandbesitz des Adelsgeschlechts Schwendi 1573–1674 |
1636–1639 | |
Oberst von Hattstein | 1639–1645 | ||
Philipp Nikolaus von Layen | 1649–1658 | ||
Gräfin Helene Eleneore von Schwendi | 1658–1671 | ||
Franz von Schwendi[12] | 1671–1674 | ||
François Desmardy | 1674–1710 | ||
Joseph Depescherie | 1710–1719 | ||
Alexis Franchant[13] | 1719–1739 | ||
Baron François Antoine d’ Andlau[14] | 1739–1786 | ||
François Antoine d’ Andlau[15] | 1786–1789 | ||
Siehe auch
Bibliographie und Quellen
- (de) Prof. Dr. Joseph Becker, Die Reichsvogtei Kaysersberg von ihrem Ursprung bis zur französischen Revolution, Buchdruckerei des ‚Elsässer‘, Straßburg, 1906.
- (fr) Annales de l’Académie d’Alsace, Francois Antoine d’Andlau dernier Reichsvogt de Kaysersberg Hrsg. Académie d’Alsace, Nr. 7, 1985, Kurzbeschreibung auf opac.bnu.fr
- (fr) Prévôté impériale de Kaysersberg. – Seigneurie de Haut-Landsberg, XVIIIe siècle. Catalogue général des manuscrits des bibliothèques publiques de France. Départements – Tome LVI. Colmar, 1-1127, N° CGM: 631
- (fr) Rod. Reuss, Ch. Pfister, L’Alsace au XVIIème siècle au point de vue géographique, historique, administratif, économique, social, intellectuel et religieux. T. I (Forme le fascicule 116 de la bibliothèque de l’École des hautes études), Presses Universitaires de France, Revue Historique T. 68, Fasc. 2 (1898), pp. 376-384 jstor.org
- (fr), Histoire des dix villes jadis libres et impériales de la préfecture de Haguenau, nach den Werken von Johann-Daniel Schöpflin, Ed. J.H. Decker, Imprimeur du Roi, Colmar, 1825. Für Munster Seiten 254 – 274. Für Kaysersberg und die Reichsvogtei Seiten 275 – 296.
Einzelnachweise und Fußnoten
- Siehe Becker, S. 63
- Zitat aus einer Urkunde im Stadtarchiv Münster 1C
- Siehe Becker, S. 5, ebenso Innsb. Statth.-Arch. „Bekennen“ zu 1566 oder noch AC Colmar Liasse 5 : 1566 bezog der Vogt 200 rheinische Gulden, 22 Viertel Roggen, 4 Viertel Gerste, 40 Viertel Hafer, 2 Fuder Wein, 1 Fuder Gesindewein, Salz, Käse, Erbsen, Bohnen und Heu
- Reichsvogt und Schultheiß zu Kaysersberg ACR V S. 557
- War im Amt in diesem Jahr, aber Anfangs- und Ende der Amtszeit sind unbekannt.
- War im Amt in diesem Jahr, aber Anfangs- und Ende der Amtszeit sind unbekannt.
- Er war bereits Unterlandvogt zu Hagenau
- Er war der Kanzler des Kaisers
- Die elsässische Zeitung DNA, Straßburger Ausgabe, schrieb am 21. Januar 2014 einen Artikel über ihn mit dem Titel: „Lazare de Schwendi est nommé Reichsvogt de Kaysersberg et organise la défense de la Haute Alsace contre le risque d’une invasion française“ dna.fr
- Graf zu Fürstenberg, Unterlandvogt, Ehemann von E. von Schwendi
- Baron, 2. Ehemann von E. von Schwendi
- Er ist der Neffe der Gräfin H.E. von Schwendi
- Graf von la Verne
- Die Vogtei wurde vom König als Mannlehn der Familie Andlauübertragen
- Eine Abhandlung wurde ihm in den Annales de l’Académie d’Alsace gewidmet: Francois Antoine d’Andlau dernier Reichsvogt de Kaysersberg, Annales de l’Académie d’Alsace; N°7, 1985.