Linotype
Die bisherige Linotype GmbH firmiert seit 2013 unter „Monotype GmbH“ und ist eine Firma mit Sitz in Bad Homburg vor der Höhe und Berlin, die Schriften, sogenannte Fonts, in digitaler Form vertreibt bzw. lizenziert. Insgesamt bietet das Unternehmen mehr als 12.000 Schriften an, davon ca. 8.000 für die Nutzung im Internet.[1]
Linotype | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1890 |
Sitz | Bad Homburg vor der Höhe |
Mitarbeiterzahl | 46 (2010, Bad Homburg)[1] |
Umsatz | 16,2 Mio. Euro[1] |
Branche | Software |
Website | www.linotype.com |
Stand: 2008 |
Im weiteren Sinne bezog sich der Name „Linotype“ im Umfeld des Schriftsatzes und der Drucktechnik zuvor auf die Linotype-Setzmaschine und das dazugehörige Unternehmen, zu dessen Produktpalette auch Laserbelichter[2] gehörten.
Unternehmensgeschichte
Anfänglich bezog sich „Linotype“ als Produktname auf die von Ottmar Mergenthaler entwickelte und erstmals 1886 vorgestellte Setzmaschine. 1890 erschien dann erstmals der Produktname „Linotype“ als Teil des neuen Unternehmensnamens Mergenthaler Linotype Company mit Sitz in Brooklyn New York. Ursprung dieses Unternehmens war die Mergenthaler Printing Co., mit der mehrere amerikanische Zeitungsverleger Mergenthalers Entwicklungsarbeit finanzierten. Zweck des 1890 etablierten Unternehmens waren die Produktion und der Vertrieb von Linotype-Setzmaschinen; hierzu gehörten auch die Linotype-Schriftmatrizen, die ein entscheidendes Merkmal der von Mergenthaler entwickelten Setzmaschine waren.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu Neugründungen der Linotype & Machinery Ltd., Manchester, England, und der Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik GmbH in Berlin, Deutschland. In beiden Ländern (ebenso wie in den USA) wurden Linotype-Setzmaschinen und Schriftmatrizen hergestellt; finanziell waren beide europäischen Unternehmen mit der amerikanischen Mergenthaler Linotype Company verbunden. Nach 1945 wurden die Linotype-Aktivitäten in Deutschland unter der Firma Linotype GmbH (Sitz Frankfurt am Main; ab 1974 in Eschborn bei Frankfurt am Main) fortgeführt. Ab etwa 1970 wandelte sich das Unternehmen Linotype zu einem Anbieter komplexer elektronischer Satzsysteme. Vor allem Linotype-Laserbelichter machten Linotype zu dieser Zeit zu einem Weltmarktführer.
Traditionsreiche Schriftgießereien wie die D. Stempel AG, Haas’sche Schriftgiesserei und Deberny & Peignot gingen über die Jahre in dem Unternehmen Linotype auf.
1987 kam es zur Zusammenführung der amerikanischen, englischen und deutschen Linotype-Gesellschaften zur Linotype AG mit Hauptsitz Eschborn bei Frankfurt am Main. 1990 fusionierte dann die Linotype AG mit der Kieler Siemens-Tochter Dr.-Ing. Rudolf Hell GmbH zur Linotype-Hell AG in Eschborn. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Konzern weltweit rund 5250 Mitarbeiter.
1997 erfolgte die Übernahme der Linotype-Hell AG durch die Heidelberger Druckmaschinen AG, nachdem eine mehrjährige negative Umsatzentwicklung bei der Linotype-Hell AG einen eigenständigen Fortbestand des Unternehmens fraglich machte. Der rapide zunehmende Einsatz von Computern bei Satzherstellung und Bildverarbeitung sowie vermehrte Konkurrenz bei Laserbelichtern führte zu einer generellen wirtschaftlichen Schwächung nahezu aller traditionellen Lieferfirmen der graphischen Industrie. Das geschrumpfte Kerngeschäft der bisherigen Linotype-Hell AG wurde in den Prepress-Bereich der Heidelberger Druckmaschinen AG überführt. Lediglich die neu gegründete Linotype Library GmbH nutzte „Linotype“ als Teil des Firmennamens weiter. Dieser neue eigenständige Geschäftszweig übernahm die Schriften- und Typographiesparte der früheren Linotype-Hell AG. Unternehmenssitz der Linotype Library GmbH wurde Bad Homburg vor der Höhe.
Ende 2005 änderte die Linotype Library GmbH ihren Firmennamen in Linotype GmbH. Der geänderte Firmenname stellte jedoch keinen Bezug zum bis 1987 „Linotype GmbH“ genannten Unternehmen her. Ein Bezug bestand lediglich darin, dass die „neue“ Linotype GmbH Schriften der früheren Linotype GmbH (bzw. der späteren Linotype-Hell AG) vermarktet.
Seit August 2006 gehört die Linotype GmbH zur Monotype Imaging Inc.; ein Unternehmen, das nach vorangegangenen Fusionen den Namen des einstigen Monotype-Satzsystems fortführt. Seit März 2013 firmiert in Deutschland die bisherige Linotype GmbH als Monotype GmbH.[3][4] „Linotype“ als langjähriger Firmenname von internationaler Bedeutung wird damit Geschichte.
Geschäftsfelder
Die Geschäftsfelder der Monotype GmbH sind der Vertrieb bzw. die Lizenzierung von digitalen Schriften. Neben der Lizenzierung an private Endkunden (z. B. über das Internet) unterstützt Linotype insbesondere Geschäftskunden zum einen bei der Umsetzung ihrer Corporate-Identity-Strategie durch die Ausstattung mit geeigneten Schriften und der Beratung zu deren Anwendung, zum anderen steht Linotype als Partner für die Integration von digitalen Schriften in Produkte (z. B. Schriften für die Darstellung in Mobiltelefonen oder Settop-Boxen) zur Verfügung.
Dabei verfügt Monotype bzw. Linotype über eine umfangreiche Schriftenbibliothek, die sich aus den über die Jahrzehnte gesammelten, z. T. sehr bekannten Schriften unterschiedlicher Herkunft zusammensetzt und beständig weiterentwickelt und ergänzt wird. Als Beispiele für bekannte Schriften von Linotype seien genannt die Schriftfamilien Palatino, die von Microsoft für das Betriebssystem Windows als Palatino Linotype übernommen wurde, Zapfino, die von Apple in das Mac OS X-Betriebssystem integriert wurde, oder Frutiger, Helvetica, Sabon, Avenir und Univers, aber auch Wiesbaden Swing[5].
Weiterhin stellte Monotype bzw. Linotype seit 2005 kostenlos das Font-Management-Programm FontExplorer X zur Verfügung. Ähnlich Apple iTunes und iTunes Store schlägt es die Brücke zwischen der Verwaltung, Nutzung und dem Neukauf von Schriften auf Computern mit dem Betriebssystem Mac OS X. Die aktuelle Version FontExplorer X Pro ist seit Anfang 2009 nicht mehr kostenfrei.
Monotype pflegte gute Beziehungen zu vielen namhaften Schrift-Designern, wie z. B. Hermann Zapf oder Adrian Frutiger. Weiterhin richtete Linotype in der Vergangenheit immer wieder Tagungen zu den Themen Schrifttechnologie (z. B. TypoMedia, TypoTechnica, ITDC) und Schrift-Design (z. B. Kitabat) aus bzw. förderte diese.
Literatur
- Manfred Raether: „Linotype – Chronik eines Firmennamens“; E-Buch im Selbstverlag, Schöneck 2009
- Am 3. Februar 2012 hatte ein Film über Linotype-Setzmaschinen in New York Premiere. Ein Trailer ist im Internet zu sehen.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- Hans F. Ebel, Claus Bliefert: Vortragen in Naturwissenschaft, Technik und Medizin. 1991; 2., bearbeitete Auflage 1994, VCH, Weinheim ISBN 3-527-30047-3, S. 298.
- Vorstellung der neuen Marke Monotype (Memento des Originals vom 22. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. von Lisa Landa 11. Februar 2013
- Die Linotype GmbH nimmt den Namen ihrer Muttergesellschaft an und firmiert ab heute unter Monotype GmbH (Memento des Originals vom 22. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. von Rebecca Schalber 4. März 2013
- Monotype GmbH: Famous Linotype Fonts from the last decade – Linotype Font Feature. In: linotype.com. Abgerufen am 7. März 2016.
- Linotype. The film (englisch) Abgerufen am 25. Mai 2012.