Lilith (Film)

Lilith ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1964. Jean Seberg spielte an der Seite von Warren Beatty und Peter Fonda die Titelrolle unter der Regie von Robert Rossen in dessen letzter Kinoinszenierung.

Film
Titel Lilith
Originaltitel Lilith
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1964
Länge 114 (Original) 115 (dt. Fassung) Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Robert Rossen
Drehbuch Robert Rossen
Robert Alan Aurthur
nach dem gleichnamigen Roman von J. R. Salamanca
Produktion Robert Rossen
Musik Kenyon Hopkins
Kamera Eugen Schüfftan
Schnitt Aram Avakian
Besetzung

Handlung

Handlungsort ist eine berühmte Nervenheilanstalt, Chestnut Lodge in Rockville, Maryland. Eines Tages kommt der junge Nachwuchstherapeut Vincent Bruce in dem großzügig angelegten Areal an, dessen schlossartiges Sanatorium einem überwältigenden Blickfang gleicht. Vincent diente einst als Soldat und hatte, wie sich später herausstellt, persönliche Gründe für seine Berufswahl: Seine Mutter litt an einer Geisteskrankheit. Um ihn herum erblickt er bei seiner Ankunft erschreckende Gestalten; Menschen mit leeren Gesichtern, versteinert in ihren Blicken, zombiehaft in ihren Bewegungsabläufen, zerbrochene Wesen, für die Chestnut Lodge die Endstation ihres Lebens bedeuten wird. Die Bandbreite der Patienten reicht von manischer Depression über Schizophrenie bis zum Wahnsinn.

Eine Patientin hat es Vincent besonders angetan: die junge Lilith, ein sehr stimmungsschwankendes und bisweilen schwer einzuschätzendes Wesen, emotional fragil, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Ihre Sprache ist sehr eigen und sie beantwortet Fragen oftmals in sphingenhaften Epigrammen. Bald wird klar, dass Bruce angesichts seiner eigenen Vergangenheit selbst emotional nicht sonderlich stabil ist. Er gerät in die Fänge der ihn zutiefst faszinierenden Frau, die zerstörerische Ausmaße erreichen wird. Liliths enigmatische, sirenenhafte Persönlichkeit nimmt mehr und mehr Besitz von ihm. Mal erscheint sie als Freundin, mal als Fremde, mal abweisend, dann wieder sehr verführerisch.

Seine Faszination für Liliths kreativ-zerstörerische Kraft bleibt auch einem anderen jungen Patienten, Stephen Evshevsky, nicht verborgen. Emotional überaus instabil, bringt Liliths spielerischer Flirt mit Vincent den ernsten und schüchternen jungen Mann komplett aus dem bereits stark angeschlagenen seelischen Gleichgewicht. Sein Gefühl, zurückgewiesen zu werden, führt schließlich zu einer suizidalen Verzweiflungstat, die auch massive Auswirkung auf Vincents eigenes Selbstverständnis als Therapeut bekommt. Schließlich ergreift Vincents Vergangenheit Macht über sein hier und jetzt: die Kriegszeit, sein Mutterbild und Liliths Kunst der Inbesitznahme seiner Persönlichkeit lässt den Therapeuten zum Mörder werden.

Produktionsnotizen

Lilith wurde im Herbst 1963 in den US-Bundesstaaten Maryland und Virginia sowie in Locust Valley auf Long Island gedreht. Uraufführung war am 27. September 1964. In Österreich lief der Film am 28. Mai 1965 an, in Deutschland erst am 19. Dezember desselben Jahres.

Die Filmbauten entwarf Richard Sylbert, die Ausstattung besorgte Gene Callahan. Die Kostüme stammten von Ruth Morley.

Gelobt wurden vor allem die Leistungen von Jean Seberg, Peter Fonda und Gene Hackman. Seberg erhielt für ihre darstellerische Leistung 1965 eine Golden-Globe-Nominierung. „In Robert Rossens subtiler, behutsam inszenierten Geschichte über die Liebe eines jungen Anstaltsarztes zu einer psychotischen Patientin gab Fonda ein einfühlsames Porträt des sensiblen und labilen Patienten Stephen Evshevsky, der infolge unerwiderter Gefühle Selbstmord begeht.“[1] Gene Hackman spielte in diesem Film mit dem Ehemann von Warren Beattys Ex-Freundin seine erste größere Filmrolle.

Kritiken

„Sein letztes Werk Lilith floppte, sowohl an der Kasse als auch bei der Kritik. Dennoch war Lilith ein überaus behutsam aufgebautes und erzähltes und von einem talentierten Jungdarsteller-Ensemble (angeführt von Jean Seberg, Warren Beatty und Peter Fonda) getragenes Drama, eine präzise beobachtende Studie über hochneurotische Patienten in einer Nervenheilanstalt – eine beachtliche Arbeit, die viel von Rossens Einfühlungsvermögen als Regisseur und seiner inneren Seelenlage verriet.“

Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films, Band 6, S. 643, Berlin 2001

„Ein bemerkenswerter Versuch ein wenig tiefer in einem nahezu unbeackerten Feld zu graben und ein wenig Licht auf die Beziehung zwischen Wahnsinn und kreativer Einbildung zu werfen.“

Tom Milne, britischer Filmkritiker

Paimann’s Filmlisten resümierte: „Trotz Anleihen bei verschiedenen psychiatrischen Schulen gibt dieses breit ausladende und dramatisch spröde Thema mit viel Milieukenntnis und Seelenmalerei Gelegenheit zur schauspielerischer Ausdeutung der Titelrolle durch Jean Seberg.“[2]

„Ein durchbohrender wenngleich nicht vollständig befriedigender Blick auf die Facetten von Verrücktheit – und Liebe.“

Leonard Maltin: Movie & Video Guide, 1996 edition, S. 758

„Seltsames, schwermütiges, poetisches und ziemlich ermüdendes Charaktermelodram.“

Leslie Halliwell: Halliwell‘s Film Guide, Seventh Edition, New York 1989, S. 600

„Obwohl eindringlich gestaltet, überzeugt der Film weder in seinen psychologischen noch sozialkritischen Anliegen und verliert sich in den symbolistischen und psychologisierenden Fallstricken seines Drehbuchs.“

Einzelnachweise

  1. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 39.
  2. Lilith. (Nicht mehr online verfügbar.) In: old.filmarchiv.at. Paimann’s Filmlisten, Nr. 2943_1, 3. Juni 1965, archiviert vom Original am 12. Oktober 2016; abgerufen am 12. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/old.filmarchiv.at
  3. Lilith. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 12. Oktober 2016.Vorlage:LdiF/Wartung/Zugriff verwendet 
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