Like a Rolling Stone
Like a Rolling Stone ist der Titel eines Songs, der im Juni 1965 von dem damals 24-jährigen Bob Dylan geschrieben wurde und auf dem Album Highway 61 Revisited enthalten ist. Der Song gilt als einer der einflussreichsten Rocksongs. So wurde der Titel 2004 vom Rolling Stone Magazine zum besten Song aller Zeiten gewählt, vor (I Can’t Get No) Satisfaction von den Rolling Stones und Imagine von John Lennon. Der Song bezieht sich auf das englische Sprichwort “A rolling stone gathers no moss” (deutsch: „Ein rollender Stein setzt kein Moos an“).
Like a Rolling Stone | |
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Bob Dylan | |
Veröffentlichung | 20. Juli 1965 |
Länge | 6:13 |
Genre(s) | Folk-Rock |
Autor(en) | Bob Dylan |
Label | Columbia Records |
Album | Highway 61 Revisited |
Entstehungsgeschichte
Im Mai 1965 begann der junge Dylan während seiner Englandtour damit, den Song in Form eines Gedichtes zu schreiben. Als er wieder in seiner Heimat Woodstock (New York) angekommen war, brachte er die vier Strophen und den illusionslosen Refrain dann in Liedform. Später bekannte der Künstler, dass er die Akkordfolge von Ritchie Valens’ La Bamba als Grundgerüst benutzt habe.
Aufgenommen wurde der Song von Bob Dylan am 15. und 16. Juni 1965 im damaligen New Yorker Hauptsitz der Columbia Records (Seventh Avenue 799) in der Besetzung Al Kooper (Orgel)[1], Russ Savakus (Bass), Mike Bloomfield (Gitarre), Bobby Gregg (Schlagzeug) und Paul Griffin (Piano). Produzent war Tom Wilson, auf dessen Betreiben Bob Bushnell (Bassgitarre), Al Gorgoni (E-Gitarre) und Bobby Gregg (Schlagzeug) im Overdub-Verfahren an der Einleitung mitwirkten.[2]
Große Probleme gab es bei der Veröffentlichung des Songs, denn obwohl Dylans Manager sofort klar war, dass dieser Song ein Hit werden würde, war die Marketingabteilung von Columbia Records dagegen. Dies lag vor allem an der für eine Single ungewöhnlich langen sechsminütigen Spielzeit von Like a Rolling Stone. Dylan sollte das Stück kürzen, was er ablehnte. Am 15. Juli 1965 wurde der Song dann doch veröffentlicht, stieg innerhalb einer Woche in die Billboard-Charts ein, erreichte Platz 2 und hielt sich drei Monate in den Charts. Der Song wurde weltweit über eine Million Mal verkauft.[3]
Bedeutung des Textes
Das Lied erzählt aus der Sicht eines Unbeteiligten die Geschichte einer (wohl aus reichem Hause stammenden) Frau, die auf der Straße landet. Der Titel bzw. der letzte Satz des Refrains wird im Deutschen oft fehlinterpretiert: die Metapher „wie ein rollender Stein“ “Rolling Stone” ist eine Anspielung auf das englische Sprichwort “A rolling stone gathers no moss” (deutsch: „Ein rollender Stein setzt kein Moos an“) und nimmt im Originaltext Bezug auf einen Landstreicher, was sich aus dem Zusammenhang erschließt. Dylan stellt also im Refrain, eher sarkastisch, die Fragen:
How does it feel?
To be on your own
To be without a home
Like a complete unknown
Like a rolling stone?
Der Refrain bezieht sich auf den Umstand, dass das offenbar verwöhnte Mädchen, das von Obdachlosen und Herumtreibern kein gutes Bild hat, sich nun selbst auf der Straße wiederfindet. Daher wird es mit den Fragen konfrontiert, wie es sich nun anfühle, allein zu sein, heimatlos, unbekannt, eben wie Landstreicher, die von ihr belächelt werden.[4]
Die Protagonistin des Liedes bleibt namenlos; es wird angenommen, dass die Schauspielerin Edie Sedgwick besungen wird, die auch in anderen Dylan-Liedern aus dieser Zeit vorkommt. Auch Joan Baez, Marianne Faithfull und Bob Neuwirth sind als mögliche Personen genannt worden.[5]
Der umgangssprachliche Begriff rolling stone für Herumtreiber war in der Blues- und Popmusik nicht neu. Bereits Muddy Waters benutzte ihn bei seiner Komposition Rollin’ Stone (Juni 1950), nach der sich die Rolling Stones benannt haben. Auch Otis Blackwell benutzte ihn bei seiner Eigenkomposition Daddy Rolling Stone (Oktober 1953).
Coverversionen
Es existieren neben verschiedenen Einspielungen von Dylan (At Budokan) zahlreiche Coverversionen des Songs, unter anderem von Jimi Hendrix, den Rolling Stones (auf dem Album Stripped), Bob Marley, Johnny Winter und Green Day. Der bekennende Dylan-Fan Wolfgang Niedecken nahm den Song 1982 mit seiner Band BAP mit neuem, deutschem Text (Wie ’ne Stein) auf. Wolfgang Ambros brachte 1978 ein komplettes Album (Wie im Schlaf) mit Dylan-Songs heraus. Durch die sehr textnahen Übersetzungen wurden viele Fans im deutschsprachigen Raum erst auf die lyrische Qualität der Dylan-Texte aufmerksam.
Prince veröffentlichte zwar keine Coverversion, bezeichnete aber Like a Rolling Stone als einen von 55 Songs, die ihn musikalisch inspiriert haben.
Literatur
- Greil Marcus: Bob Dylans Like a Rolling Stone. Die Biographie eines Songs. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 978-3-462-03487-5.
- Werner Faulstich: Vom Rock ‘n’ Roll bis Bob Dylan (= Tübinger Vorlesungen zur Rockgeschichte. Band 1). Edition der Rockpaed-Autoren, Gelsenkirchen (Buer) 1983, ISBN 3-89153-004-8.
Weblinks
- Manfred Horak: Dylan, Bob: Jede Generation bekommt die Musik, die sie verdient. 2005, abgerufen am 3. Juni 2009.
- Songtext
Einzelnachweise
- Ursprünglich von Produzent Tom Wilson als zweiter Gitarrist gebucht, wurde Al Kooper aus nicht bekannten Gründen aus dem Line-up entfernt. Er wollte aber unbedingt seinen Beitrag zu dem Stück leisten. Und als er im Aufnahmeraum auf seine Gage wartete, sah er, wie Paul Griffin von der Orgel zum Piano wechselte, weil Wilson dieses für das richtige Instrument für den Song hielt. Kooper bot Wilson daraufhin an, die Orgel zu übernehmen, was der Produzent allerdings für eine schlechte Idee hielt. Nach dem Gespräch musste Wilson ein wichtiges Telefonat führen und Kooper nutzte die Gunst der Stunde, um sich entgegen der Entscheidung des Produzenten an die Orgel zu setzen. Als Wilson zurückkehrte, gefiel ihm der Klang des Stückes und er beließ es bei der Besetzung mit Kooper an der Orgel bis zur Fertigstellung der Produktion. Dass Kooper eigentlich Gitarrist war und die Orgel daher nicht perfekt beherrschte, kann man bei genauem Hinhören erkennen. Dass die Orgel immer mal wieder einen Bruchteil einer Sekunde zu spät einsetzt, macht allerdings das unverkennbare Flair von Like A Rolling Stone aus.
- Steve Sullivan: Encyclopedia of Great Popular Song Recordings. Band 2, S. 110
- Joseph Murrells: Million Selling Records, 1985, S. 206
- Zu einer völlig anderen Interpretation des Songtextes vgl. die Vorlesung von Werner Faulstich: Like A Rolling Stone – von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung. Abgedruckt in: Werner Faulstich: Vom Rock ’n’ Roll bis Bob Dylan. Tübinger Vorlesungen zur Rockgeschichte. Teil 1: 1955–1963. Rockpaed Verlag, Gelsenkirchen 1983, S. 182–188
- Gill, 1998, S. 82–83