Leopold Radlmair
Leopold Freiherr von Radlmair (* 7. August 1899 in Linz; † 6. November 1967 in Eferding) war ein österreichischer Politiker und Gründungsmitglied der ÖVP, Landessekretär des ÖAAB Vizepräsident der Oberösterreichischen Arbeiterkammer und Landtagsabgeordneter.
Ausbildung und Privatleben
Leopold Freiherr von Radlmair wurde am 7. August 1899 in der Betleheimstraße 35 in Linz als drittes von neun Kindern der Eltern Leopold und Anna (geb. Murauer) geboren. Nach der Grundschule in Aschach an der Stayr erlernte er den Beruf des Tischler und begann 1916 in der Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft den Beruf des Modelbautischlers auszuüben. Am 8. März 1917 wurde er zur k.u.k. Verkehrstruppenbrigade in das 3. Bataillon in Korneuburg eingezogen. Den Ersten Weltkrieg machte er als Pionier in Galizien und der Bukovina mit und war in der Folge am italienischen Kriegsschauplatz bis Kriegsende eingesetzt. Ausgezeichnet wurde er dafür mit dem "Verdienstkreuz am Band mit Schwertern", die "Große Silberne Tapferkeitsmedaille" und das "Karl - Truppenkreuz". Nach der Rückkehr in die Heimat war er wieder als Tischler tätig.
Leopold Freiherr von Radlmair heiratete am 12. November 1923 Elisabeth Huemer in Eferding. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor.
Im Jahr 1938 wurde er in den Tagen der Besetzung des Sudetenlandes zur Wehrmacht eingezogen. Im August 1939 erfolgte die neuerliche Einberufung. Leopold Freiherr von Radlmair leistete seinen Kriegsdienst beim Polenfeldzug, bei den Einmärschen in Holland, Belgien und Frankreich. Auf dem Kriegsschauplatz in Russland war er bis Herbst 1943 im Einsatz. Die restlichen Kriegsjahre verbrachte er in Hainburg, Amstetten und in Linz bei der Landwehr. Sein Sohn Georg Peter Radlmair ist im 19 Lebensjahr beim Rückzug von der Plattenseeoffensive 1945 gefallen. Am Pfingstmontag im Jahr 1962 starb seine Frau Elisabeth. Mit seinem 65. Geburtstag beendete er sein Arbeitsleben und ging im Jahre 1964 in den Ruhestand, den er aber nur bis zu seinem Tod am 6. November 1967 genießen konnte.
Politische Ämter
Nach seiner Entlassung aus der Armee kehrte Leopold Freiherr von Radlmair in die Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft zurück wo er sich gewerkschaftspolitisch betätigte und seinen Grundstein für die politische Karriere legte, in dem er ab 1921 als Bezirkssekretär der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Steyr tätig war. Nach dessen Auflösung übernahm er ab 1931 die Aufgabe als Sekretär "des Verbandes christlicher Bau- und Steinarbeiter Österreichs"[1] ab 1933 Sekretär "der Landeskommission der christlichen Gewerkschaften Oberösterreichs"[2], 1936 Fachsekretär in der "Gewerkschaft der Arbeiter in den Holzverarbeitenden Industrie und in den Holzverarbeitenden Gewerben"[3] und 1937 Kartellsekretär des Gewerkschaftsbundes der österreichischen Arbeiter und Angestellten[4]. Im Jahre 1938 wurde er nach Besetzung durch die deutschen Truppen fristlos entlassen. Leopold Freiherr von Radlmair wurde in den letzten Kriegsmonaten in der Conrad-Kaserne in Linz dienstverwendet und war somit als Gründungsmitglied und als ÖVP-Funktionär verfügbar. Er errichtete beim Einmarsch der amerikanischen Truppen gemeinsam mit den Vertretern der anderen politischen Parteien in Eferding sofort am ersten Tag eine Gemeindevertretung und war deren Vizebürgermeister. Leopold Freiherr von Radlmair wurde somit in der XI. Legislaturperiode am 13. Februar 1945 Landtagsabgeordneter in Oberösterreich und übte dieses Amt sowie das Amt als Vizebürgermeister in Eferding bis zum 4. November 1949 aus. Als solcher verwendete er sich für die Wiederherstellung des Bezirkes Eferding sowie der Gemeindegrenzen von Eferding. Von 1946 bis 1964 war er Landessekretär des Arbeiter und Angestelltenbundes Oberösterreich und Mitglied des ÖAAB Bundesvorstandes. Auch wurde Leopold Freiherr von Radlmair 1945 Kammerrat der Kammer für Arbeiter und Angestellte. Zum Ende seines politischen Lebens wurde er von 1954 bis 1964 Vizepräsident der Oberösterreichischen Arbeiterkammer. Für seine politische Tätigkeit und für sein soziales Engagement wurde Leopold Freiherr von Radlmair 1964 mit dem Komturkreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Die Adelsfamilie der Rädelmayr (auch Radlmayr oder Radlmair geschrieben)
Die alte Adelsfamilie der Freiherrn von Rädelmayr werden im deutschen Raum erstmals 1566 urkundlich erwähnt. In Salzburg führte Georg Freiherr von Rädelmayr gegen den Erzbischof von Salzburg Johann Jakob Kuen von Belasy einen Rechtsstreit wegen proscriptionis[5] (Ächtung).
Am 9. Mai 1578 wurde Freiherr Johannes von Radlmayr ein Zögling des Georgianums zu Ingolstadt zum Propst von Reichersberg ernannt. Sein Nachfolger wurde am 16. Oktober 1581 sein Neffe Freiherr Thomas von Radlmayr[6].
Johann Christoph Freiherr von Radlmayer als Verwalter des Stiftes Berchtesgaden erlangte 1690 seine Bekanntheit im Prozess in Krems[7] gegen den Johann Ferdinand Graf von Enckevoirth welcher sich über sechs Jahre zog.
Auszeichnungen
- Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Ehrenring des ÖAAB
Literatur
- Harry Slapnicka: Oberösterreich – Die politische Führungsschicht ab 1945 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs). Linz 1989.
Weblinks
- Biografie zu Leopold Radlmair auf dem Server des Bundeslandes Oberösterreich.
Einzelnachweise
- Amtliches Linzer Adreßbuch: Amtliches Linzer Adreßbuch 1931. 1931, abgerufen am 26. Dezember 2021.
- Amtliches Linzer Adreßbuch: Amtliches Linzer Adreßbuch 1933. 1933, abgerufen am 26. Dezember 2021.
- Amtliches Linzer Adreßbuch: Amtliches Linzer Adreßbuch 1936. 1936, abgerufen am 26. Dezember 2021.
- Schaffende Bürger Österreichs in Wort und Bild. Selbstverl. d. "Österr. Kinderrettung", Wien 1937 (landesbibliothek.at [abgerufen am 26. Dezember 2021]).
- AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia miscellanea 69-04 Rädelmayr, Georg, gegen Salzburg, Erzbischof, wegen proscriptionis, 1566 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File)). Abgerufen am 1. Januar 2022.
- Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich. Feichtinger, Linz 1857 (landesbibliothek.at [abgerufen am 1. Januar 2022]).
- AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 107-3 Prozess von Johann Ferdinand Graf von Enckevoirth gegen Johann Christoph Radlmayer, Verwalter des Stiftes Berchtesgaden in Krems, 1690-1696. Abgerufen am 1. Januar 2022.