Leichenschatten

Als Leichenschatten werden Bodenverfärbungen bezeichnet, d​ie meist n​ach dem völligen Abbau d​er Weich- u​nd größtenteils a​uch der Hartgewebe v​on Menschen o​der Tieren zurückbleiben. Leichenschatten h​eben sich a​ls hellere o​der dunklere Verfärbungen v​om umgebenden Erdreich a​b und zeichnen d​ie Silhouetten d​er deponierten Lebewesen nach.

Die Definitionen s​ind nicht g​anz eindeutig:

  • Zum einen werden Ganzkörper-Silhouetten als Leichenschatten bezeichnet, in diesem Falle lagern sich oxydationsstabile Humate (i. e. Zersetzungsprodukte der Weichgewebe) an im Boden vorhandene Eisenoxide an. Diese Form des Leichenschattens tritt u. a. in Sandböden auf.[1] Bei alkalischem Boden-pH-Wert können sich auch Hartgewebe in durchaus guter Qualität erhalten.
  • Zum anderen werden die Silhouetten der umgewandelten Knochen allein als Leichenschatten bezeichnet. Sie entstehen durch Umwandlung der Knochen über gelöste Hydroxylapatit-Verbindungen zu Calciumphosphaten wie Brushit und Apatit. In einigen Fällen bleiben noch makro- bis mikroskopische Reste von Knochengewebe und Zahnschmelz erhalten, die anthropologisch untersucht werden können.[2] Diese Form von Leichenschatten scheint weitaus häufiger vorzukommen.

Beispiele

  • Backemoor, Lkrs. Leer Niedersachsen (Gräberfeld) Die Gruben zeichnen sich als rechteckige Verfärbungen im Sand ab. Mehr als dunkles Füllmaterial blieb von den Bestattungen nicht übrig. In einem Grab findet sich ein Leichenschatten.
  • Lyssach, Kanton BE (Schweiz): Grab der Eisenzeit Gestreckte Rückenlage, Hölzerne Grabkammer mit Leichenschatten.
  • Vierde 5, Krs. Lüneburg (Niedersachsen) (Grabhügel der Bronzezeit): Im nördlichen Grab war der Leichenschatten eines Kindes erkennbar.
  • "Sandmen" in Sutton Hoo, (Großbritannien)[3].

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 3 (1999), S. 119 [Bodenkunde und Siedlungsforschung § 7]
  2. Bernd Herrmann, Gisela Grupe, Susanne Hummel, Hermann Piepenbrink, Holger Schutkowski: Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden. Springer, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-540-52541-6, S. 10; vgl. auch: Michael Schultz: Microscopic Investigation of Excavated Skeletal Remains: A Contribution to Paleopathology and Forensic Medicin. William D. Haglund, Marcella H. Sorg (Hrsg.): Forensic Taphonomy. The postmortem Fate of human Remains. CRC Press, Boca Raton FL u. a. 1997, ISBN 0-8493-9434-1, S. 201–222, hier S. 204.
  3. Phil H. Bethell, Martin O. H. Carver: Detection and enhancement of decayed inhumations at Sutton Hoo. In: Andrew Boddington, Andrew N. Garland, Robert C. Janaway (Hrsg.): Death, decay, and reconstruction. Approaches to archaeology and forensic science. Manchester University Press, Manchester u. a. 1987, ISBN 0-7190-2303-3, S. 10–20.
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