Leergutautomat
Ein Leergutautomat (auch Pfandautomat, Pfandrückgabeautomat) dient der Rücknahme von entleerten pfandpflichtigen Getränkeverpackungen, wie Mehrwegflaschen oder Getränkedosen. Leergutautomaten befinden sich häufig in Super-, Getränke- und Verbrauchermärkten, wo sie die früher durch Personal bedienten Leergutannahmen ersetzen.
Funktionsweise
Das Leergut (in Getränkekisten und als Einzelflaschen) wird gescannt, gewogen und per Mustererkennung automatisch auf Rücknahmefähigkeit geprüft. Auf Knopfdruck erhält der Kunde nach Beendigung der Rückgabe einen Ausdruck, auf dem ein Barcode (händlerspezifischer Bereich des EAN-Systems) den Pfandwert kodiert enthält. Der Wert des Pfands wird an der Scannerkasse verrechnet oder bar ausgezahlt.
Das angenommene Leergut kann bei entsprechend ausgestatteten Automaten nach Kriterien wie Gebindeart, Material, Farbe automatisch in getrennte Behälter sortiert werden, um die Weiterverarbeitung zu erleichtern. Der durchschnittliche Preis eines Leergutautomaten beträgt 25.000 Euro. Hersteller von Leergutautomaten sind z. B. Tomra aus Norwegen und Diebold aus Deutschland.
Entwicklung
Das erste Patent für einen Leergutautomaten wurde 1920 in den USA erteilt. ("Bottle Return and Handling Machine").[1] Der erste funktionierende Leergutautomat für Glasflaschen wurde vom schwedischen Unternehmen Wicanders in den späten 1950er Jahren entwickelt. 1962 entwickelte der Norweger Aage Tveitan einen verbesserten Leergutautomaten und stellte ihn mit seiner Firma Arthur Tveitan ASA her.
Anfang der 1990er Jahre gab es den Versuch, mit einem Gewinnspiel am Leergutautomaten einen Anreiz zur Rückgabe von Getränkedosen zu schaffen.[2] Mit der Einführung des Flaschenpfandes in Deutschland 2003 sank der Dosenabsatz und auch das Interesse für solche Art von Gamification der Leergutrückgabe.
Seit der Einwegpfandreform vom 1. Mai 2006 erkennen moderne Leergutautomaten auch Getränke-Einwegverpackungen anderer Hersteller und erstatten dem Kunden das Pfand. Dies geschah zuerst über eine Prüfung des EAN-Codes der Flasche gegen eine Datenbank pfandpflichtiger Flaschen. Dieses sehr unsichere Verfahren wurde wegen der Manipulationsmöglichkeit im Herbst 2006 durch eine Erkennung des in einer speziellen Sicherheitsfarbe gedruckten Pfandlogos der bundesweit mit der Abwicklung des Einwegpfands betrauten Gesellschaft Deutsche Pfandsystem GmbH (DPG) ersetzt. Kritiker bemängeln aber auch bei diesem Nachfolgesystem mangelnde Sicherheit[3].
Die automatisierte Erkennung verpflichtet jeden Händler, der Einwegflaschen führt, alle Flaschen zurückzunehmen. Die Rücknahmeverpflichtung ist allerdings auf Flaschen des gleichen Materials (zum Beispiel PET) beschränkt. Die neuen Leergutautomaten benötigen einen Internetzugang oder einen LAN-Anschluss an die EDV-Systeme des Händlers, um Daten mit Pfandverrechnungsstellen der DPG (sogenannte Clearing-Stellen) auszutauschen. Der Automat meldet Daten über die zurückgenommenen Verpackungen nach Typ und Anzahl und wird mit Daten über die zu akzeptierenden Verpackungen (insbesondere deren EAN-Code) gespeist. Um mehrfache Pfanderstattung für ein und dieselbe Verpackung zu verhindern und Transportkosten zu ersparen, verfügen die meisten Leergutautomaten für Getränke-Einwegverpackungen über eine Vorrichtung, die eingegebene Flaschen in eine flache Form drückt („kompaktiert“) oder in kleine Stücke schreddert.
Weblinks
Einzelnachweise
- About Reverse Vending Machines. Reverse Vending. Abgerufen am 12. September 2014.
- MüllQuote zehn zu eins. In: Der Spiegel, Nr. 06/1992, 3. Februar 1992.
- Sicherheitstechnik für Pfandsystem wird nachgerüstet, Heise online, 28. April 2006; ges. 29. Dezember 2008