Lebenszufriedenheit
Lebenszufriedenheit ist die Einschätzung der allgemeinen Lebenslage einer Person durch sie selbst. Dabei ist diese nicht von Gefühlen bestimmt. Ebenso ist Lebenszufriedenheit kein momentaner Zustand und auch nicht abhängig von Launen, sondern das Ergebnis eines Nachdenkens über die eigene Lage. Lebenszufriedenheit bezieht sich immer auf einen längeren Zeitraum und schließt die Bewertung ganz verschiedener Bereiche wie Partnerschaft, Beruf, Finanzen, Freizeit, Freunde, Wohnsituation usw. ein. Psychologen ermitteln die Lebenszufriedenheit oft mit allgemeinen Fragen, etwa „Alles in allem, wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben?“, auf die die Personen dann mit verschiedenen Abstufungen von „überhaupt nicht“ über „mittelmäßig“ bis „ganz und gar“ antworten können.
Der Lebenszufriedenheit stehen die Lebensbedingungen gegenüber. Je nachdem, wie die Lebensbedingungen tatsächlich sind und welche Lebenszufriedenheit daraus erwächst, werden in den Sozialwissenschaften verschiedene Fachbegriffe verwendet:
- Das Zusammentreffen von guten Lebensbedingungen und positivem Wohlbefinden ist die erstrebenswerteste Kombination und wird als Well-Being bezeichnet.
- Adaptation bezeichnet die Verbindung von schlechten Lebensbedingungen bei gleichzeitigem Vorliegen von Zufriedenheit (auch „Zufriedenheitsparadox“ genannt). Unter dem Begriff „Paradoxes der Lebenszufriedenheit im hohen Alter“ hat dieses Erscheinungsbild Eingang in die Gerontologie gefunden.
- Bei der Deprivation gehen schlechte Lebensbedingungen mit negativem Wohlbefinden einher.
- Dissonanz bezeichnet den Sachverhalt, bei welchem gute Lebensbedingungen vorliegen, indessen Unzufriedenheit geäußert wird (auch „Unzufriedenheitsdilemma“ genannt).
In der Psychologie und in den Sozialwissenschaften wurden verschiedene standardisierte Fragebogen entwickelt, um Unterschiede in Lebenszufriedenheit bzw. Lebensqualität zu erfassen und mit Ergebnissen bevölkerungsrepräsentativer Umfragen zu vergleichen, z. B. Fragebogen zur Lebenszufriedenheit.[1]
Der Sozialpsychologe Ed Diener hat festgestellt, dass die höchste Lebenszufriedenheit von Bürgern in den Ländern anzutreffen sei, die über eine alte demokratische Tradition verfügen.[2]
Siehe auch
Literatur
- Yvonne Albe: Der Einfluss der Bildung auf die Lebenszufriedenheit im Alter: welchen Beitrag kann Bildung zum erfolgreichen Altern leisten? Forschungsergebnisse und Implikationen VDM, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-4668-6.
- Jens B. Asendorpf, Franz Josef Neyer: Psychologie der Persönlichkeit, 5. Auflage, Springer, Berlin / Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-30263-3.
- Horst-Joachim Rahn: Zum Sinn des Lebens, Windmühle, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86451-005-2.
- Anne Weber: Berufserfolg und Lebenszufriedenheit Universitätsbibliothek Duisburg-Essen, Duisburg / Essen 2014, DNB 1046502751 Dissertation Universität Duisburg-Essen 2013, Gutachter: Klaus Birkelbach und Heiner Meulemann (Volltext online PDF, kostenfrei, 201 Seiten 2,2 MB).
Weblinks
- Florian Rötzer: Zufriedenheit steigt mit Steuergerechtigkeit, TELEPOLIS, 19. November 2011.
Einzelnachweise
- Fragebogen zur Lebenszufriedenheit in der Verfahrensdatenbank beim iqpr – Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH
- Stefan Klein: Die Glücksformel oder Wie die guten Gefühle entstehen. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003; 6. Auflage: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-61513-4, S. 297, Anm. 37.