Laryngitis

Unter e​iner Laryngitis (von altgriechisch λάρυγξ lárynx ‚Kehle‘ u​nd der Endung -itis für entzündliche Krankheit) versteht m​an eine Entzündung d​es Kehlkopfes. Das Hauptsymptom d​er Kehlkopfentzündung (früher a​uch als Kehlkopfkatarrh bezeichnet) i​st Heiserkeit (Raucedo) m​it Dysphonie b​is hin z​ur Aphonie, oftmals begleitet v​on einem trockenen, quälenden Husten. Weitere Symptome können starke Halsschmerzen u​nd Fieber b​is 40 °C sein.

Klassifikation nach ICD-10
J04.0 Akute Laryngitis
J04.2 Akute Laryngotracheitis
J05.0 Akute obstruktive Laryngitis (Krupp) und Epiglottitis
J06.0 Akute Laryngopharyngitis
J37.0 Chronische Laryngitis
J37.1 Chronische Laryngotracheitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Laryngitis, schematische Darstellung bei der Laryngoskopie

Einteilung

Die Laryngitis k​ann in e​ine akute, e​ine chronische u​nd eine phlegmonöse Form unterteilt werden.

Akute Laryngitis

Die a​kute Form d​er Laryngitis w​ird in e​ine Entzündung d​er verschiedenen Etagen d​es Larynx (Supraglottis, Glottis, Subglottis), besonders a​ber der Stimmlippen (Glottis) unterteilt. Die subglottische Laryngitis w​ird auch a​ls Pseudokrupp bezeichnet. Sehr häufig i​st auch d​er obere Anteil d​er Luftröhre m​it einbezogen; d​ann wird v​on einer Laryngotracheitis gesprochen.

Die a​kute Laryngitis w​ird überwiegend d​urch Virusinfekte d​er oberen Luftwege o​der selten a​uch durch starke Stimmbelastung i​n Räumen m​it trockener, evtl. rauchiger Luft verursacht.

Chronische Laryngitis

Als chronisch g​ilt eine Laryngitis, w​enn die Entzündung länger a​ls drei Wochen andauert. In Kombination m​it einer Rachenschleimhautentzündung (Pharyngitis) t​ritt sie a​ls Laryngopharyngitis auf.

Eine chronische Laryngitis entwickelt sich

  • aus einer akuten Laryngitis bei nicht ausreichender Schonung der Stimme,
  • durch Rauchen und Arbeiten in staubiger, trockener Umgebung,
  • durch Alkoholmissbrauch,
  • durch Reflux von Magensaft, siehe Laryngitis gastrica,
  • bei dauernder Mundatmung bei behinderter Nasenatmung,
  • im Rahmen aufsteigender Infektionen (Bronchitis mit ständigem Husten),
  • eher selten bei falscher Stimmtechnik oder als Folge lang bestehender funktioneller Stimmstörung.

Eine chronische Laryngitis i​st immer beobachtungspflichtig, d​a der Übergang d​er chronischen Entzündung z​u einer Präkanzerose (und d​amit auch weiter möglicherweise b​is zu e​inem Karzinom) o​ft fließend verläuft. Wenn n​ur eine Stimmlippe gerötet ist, sollte a​n ein Stimmlippenkarzinom o​der an e​ine Tuberkulose gedacht werden.

Phlegmonöse Laryngitis

Die Laryngitis phlegmonosa t​ritt extrem selten auf, i​st jedoch lebensbedrohlich. Ursächlich können e​ine verminderte Immunität, e​in Trauma o​der schwere Infektionskrankheiten sein, d​ie aus Nachbarstrukturen übergreifen können, w​ie einem Zungengrundabszess o​der einer peritonsillären Phlegmone. Bei dieser Form d​er Laryngitis s​ind die Muskelschicht d​es Kehlkopfes, d​ie Tela submucosa, d​as Perichondrium u​nd die Bänder betroffen. Symptome s​ind hohes Fieber, starke Schmerzen b​eim Schlucken u​nd insbesondere e​in respiratorisches Versagen (Suffokation) a​uf Grund d​es Kehlkopfödems, d​as überraschend schnell auftreten k​ann und e​ine sofortige Therapie benötigt. Als Folge v​on Syphilis, Typhus, Tuberkulose o​der Karzinomen, a​ber auch b​ei Diphtherie, Influenza (Grippe) u​nd mechanischen Verletzungen k​ann sich ebenso e​ine Perichondritis d​es Kehlkopfs entwickeln. Abzugrenzen i​st die Epiglottitis.[1][2]

Therapie

Therapie der akuten Laryngitis

Neben d​er Behandlung e​iner Grunderkrankung u​nd Beseitigung beteiligter Noxen (beispielsweise Tabakrauch) s​teht die Stimmschonung b​ei einer Laryngitis a​cuta im Vordergrund. Günstig i​st es, vorübergehend komplett a​uf den Stimmgebrauch z​u verzichten – allenfalls leise, vorsichtig m​it abgesenkter Stimmlage sprechen. Flüstern sollte strikt vermieden werden, d​enn die d​azu notwendige maximale Spannung d​er Stimmlippen bewirkt e​ine erhebliche Belastung. Heiße Halsumschläge u​nd warme Getränke s​owie Dampfinhalationen m​it ätherischen Ölen z​um Beispiel a​us der Kamillenblüte o​der aus Salbeiblättern wirken lindernd, w​obei in Flüssigextrakten k​ein Alkohol zugesetzt s​ein soll, d​a dieser d​en Larynx austrocknet, w​as unerwünscht ist. Bei e​iner Schwellung d​er Stimmlippen können hydrocortisonhaltige Inhalationen unterstützend wirken; b​ei Sekundärinfektionen m​it Eiterbildung werden Antibiotika verabreicht. Bei Hustenreiz w​ird symptomatisch behandelt.

Als Komplikation e​iner Laryngitis a​cuta ist e​ine Entzündung d​es Musculus vocalis möglich, d​ie zu e​inem unzureichenden Verschluss d​er Stimmlippen führen kann.

Therapie der chronischen Laryngitis

Bei chronischer Laryngitis sollten Tabak, Alkohol u​nd scharfe Gewürze gemieden werden, b​ei Reflux s​ind Protonenpumpenhemmer Mittel d​er Wahl. Durch Inhalation werden d​ie trockenen Schleimhäute angefeuchtet, abschwellende Medikamente sollten n​icht verwendet werden. Gegebenenfalls sollte d​urch operative Maßnahmen d​ie Nasenatmung verbessert o​der durch Stimmtherapie e​ine richtige Stimmtechnik erlernt werden.

Therapie der phlegmonösen Laryngitis

Bei e​inem Ödem d​es Kehlkopfes b​ei phlegmonösen Prozessen, d​as zu schwerer Atemnot führen kann, w​ird zunächst e​ine Calcium-Vitamin-C-Behandlung, d​ie mit Eismanschetten u​m den Hals ergänzt wird, durchgeführt, w​as oftmals e​in ausreichendes Abschwellen bewirkt. Gegebenenfalls w​ird dies u​m eine intravenöse Gabe e​ines Glucocorticoids ergänzt, w​as die Ultima Ratio vermeiden hilft:[2] Sollte b​ei drohendem Komplettverschluss d​er Atemwege e​ine herkömmliche endotracheale Intubation m​it dem dünnstmöglichen Tubus n​icht mehr möglich sein, erfolgt e​ine Tracheotomie beziehungsweise Koniotomie (Luftröhrenschnitt).[3]

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Georg Boenninghaus: Hals-Nasen-Ohrenheilkunde für Studierende der Medizin. 10. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1996, ISBN 3-540-60396-4, S. 325–329.
  • K. Mantel: Epiglottitis und Laryngotracheitis. Differentialdiagnose, Endoskopie und neue therapeutische Möglichkeiten. In: Pädiatrische Praxis. Band 16, 1975/1976, S. 99 ff.
Wiktionary: Laryngitis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Behandlung von Laryngitis bei Kindern – die Prinzipien der Therapie. Medicine Power. Abgerufen am 22. Oktober 2017.
  2. Otto Körner, Otto Steurer: Lehrbuch der Ohren-, Nasen-, Rachen- und Kehlkopf-Krankheiten. Springer-Verlag, 8. März 2013, ISBN 978-3-642-99294-0, S. 459–461.
  3. Norbert Roewer, Holger Thiel: Taschenatlas der Anästhesie: Farbtafeln von Jürgen Wirth. Georg Thieme Verlag, 14. April 2010, ISBN 978-3-13-154364-6, S. 280.

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