Labor Service Unit (B)
Die Labor Service Unit (B) (LSU (B)) war ein Hilfsverband der United States Naval Forces Germany (NAVFORGER), der von 1951 bis 1957 bestand. Der Verband leistete vielfältige maritime Unterstützungsaufgaben einschließlich der Räumung von Seeminen. Die Angehörigen der LSU (B) waren Deutsche, von denen viele während des Zweiten Weltkriegs in der Kriegsmarine gedient hatten.
Allgemeines
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die US-Besatzungsstreitkräfte in Deutschland zu ihrer Unterstützung aus Deutschen bestehende Hilfsverbände auf, die sie als Labor Service Units und Civilian Service Units bezeichneten. Die ersten 500 deutschen Mitarbeiter wurden 1948 zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke angestellt, nachdem zuvor vor allem Displaced Persons aus den vormals von Deutschen besetzten Gebieten, vor allem Polen, für diese Aufgaben eingesetzt worden waren.[1]
Unter NAVFORGER gab es zwei Labor Service Groups für Marineaufgaben. Die LSU (B) hatte Aufgaben an der Küste, während die LSU (C) einen Teil der Rhine River Patrol bildete. Die Bezeichnung LSU (A) war für den deutschen Verbindungsoffizier beim Stab NAVFORGER vergeben worden.
Geschichte der LSU (B)
Die LSU (B) wurde am 1. Februar 1951 in Bremerhaven in einem feierlichen Zeremoniell aufgestellt, womit der Stellenwert des Aufbaus dieser neuen Organisation mit deutschem Personal deutlich gemacht werden sollte.[2] Bei der Gründung bildete die Schleppergruppe der Marinedienstgruppe in Bremerhaven den Grundstock, hinzu kamen vier Minensuchboote des Typs 1940, ein Kranschiff und ein Tanker.[3] Am 1. Juli 1951 übernahm die LSU (B) zwölf Räumboote von dem unter britischer Aufsicht stehenden Minenräumverband Cuxhaven.[4]
Bei diesen Booten handelte es sich um US-Kriegsbeute, die den Briten leihweise zur Verfügung gestellt worden war. Sie wurden von den USA zurückgefordert, um eine eigene Minensuchkomponente in Europa aufzubauen. Hintergrund waren Erfahrungen im Koreakrieg. Die Landung bei Wŏnsan war durch den Einsatz veralteter nordkoreanischer Seeminen tagelang verzögert worden, weil nicht genügend Minenabwehrfahrzeuge zur Verfügung gestanden hatten.[5]
Von Anfang an gehörte die Vorbereitung der Aufstellung einer westdeutschen Marine zu den Aufgaben der LSU (B), auch wenn die USA diesen Zweck zunächst für sich behielten. Damit unterschied sich die LSU (B) wesentlich von der vorher bestehenden Marinedienstgruppe, deren Aufgabe vor allem die Abwicklung deutscher Marineeinheiten gewesen war.[6] Dementsprechend hatte sich der Umgang mit dem deutschen Personal verändert.[2] Allerdings waren die Arbeitsverträge aus Sicht der ehemaligen Angehörigen des Minenräumverbands Cuxhaven deutlich schlechter als ihre vorherigen deutschen Verträge, so dass viele von ihnen statt in die LSU (B) lieber in den gleichzeitig neu entstehenden deutschen Seegrenzschutz wechselten. Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei dieser Entscheidung war die in den US-Verträgen enthaltene Klausel, nach der die Angehörigen der LSU (B) den US-Behörden überall, d. h. auch außerhalb Deutschlands, zur Verfügung zu stehen hatten.[7][6]
Nach Gründung der Bundesmarine wurden große Teile der LSU (B) in deren Dienst übernommen und die LSU (B) anschließend aufgelöst.
Aufgaben
Die US-Navy übernahm mit den Booten des Minenräumverbandes Cuxhaven die Verpflichtung zum weiteren Minenräumen in den deutschen Gewässern, wobei die Royal Navy diese Tätigkeit weiterhin mit dem Bundesministerium für Verkehr und dem International Mine Clearance Board in London koordinierte.
Die Schnellboote hatten ähnlich wie der British Baltic Fishery Protection Service geheime Sonderaufträge in der Ostsee.[8]
Als ab 1954 deutlich wurde, dass die Bundesrepublik Deutschland wiederbewaffnet würde, wurden Maßnahmen getroffen, um die LSU (B) auf die Übernahme in eine neue deutsche Marine vorzubereiten. Damit trat das Minenräumen etwas in den Hintergrund.
Organisation
Unterstellung
Die LSU (B) unterstand der US Naval Advanced Base Bremerhaven (NAB, vorgeschobener Marinestützpunkt Bremerhaven), die am 1. Juli 1945 eingerichtet wurde. Der NAB unterstanden folgende Einheiten:[9]
- Weser River Patrol[10]
- Repair Unit
- Mine Sweeping Readiness Unit
- Mine Division One
- Mine Division Two
- Communication Unit #6
- Labor Service Unit "B"
Führung
An der Spitze der LSU B stand ein verantwortlicher amerikanischer Offizier, dem der Älteste deutsche Offizier, Commander LSU (Kapitän zur See a. D.) Hans John, die Flottillenchefs und die Offiziere des Stabes direkt unterstellt waren. Der Stab umfasste die Sachgebiete Operation, Verwaltung, Schiffstechnik, Navigation, Personalwesen, Ausbildung und Versorgung.[3]
Materialbestand
Bis zum Sommer 1952 wuchs die LSU (B) auf folgenden Bestand auf[3]:
- 1 Flottille Minensuchboote (5 M-Boote Typ 40, 1 Boot Typ 43)
- 2 Flottillen Minenräumboote (R-Boote) - 21 mit Voith-Schneider-Antrieb, 5 mit Schraubenantrieb
- 2 Tender (ehemalige Hochseeschlepper)
- 2 Schlepper
- 3 Schnellboote
- 1 U-Jagd-Boot
- 3 Flugsicherungsboote
- 1 Tanker
- 1 Flugzeugbergungsprahm
- 1 Wohnschiff
Literatur
- Hartmut Klüver (Hg.): Stationen deutscher Marinegeschichte (II): Deutsche Seeverbände 1945-1956. Düsseldorf 2001, ISBN 3-935091-08-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- U.S. Army Germany, Labor Service Division
- Wolfgang Hübner. Die Labor Service Unit (B) in Bremerhaven. In: Hartmut Klüver (Hg.): Stationen deutscher Marinegeschichte (II): Deutsche Seeverbände 1945–1956, Düsseldorf 2001, ISBN 3-935091-08-7. S. 62 ff.
- LSU (B) bei mandors.de (Memento des Originals vom 6. September 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Informationen zur LSU (B) im Bundesarchiv/Militärarchiv BArch ZA 6
- Paul McElroy. The Mining of Wonsan Harbor, North Korea in 1950: Lessons for Today's Navy. (PDF; 1,1 MB)
- Douglas C. Peifer. Drei Deutsche Marinen – Auflösung, Übergänge und Neuanfänge. Bochum 2007. ISBN 978-3-89911-101-9
- Fritz Poske. Der Seegrenzschutz 1951–1956. Erinnerung – Bericht – Dokumentation. Koblenz/Bonn 1982. ISBN 3-7637-5410-5
- Info bei foerderverein-museums-schnellboot.de (Memento vom 17. November 2010 im Internet Archive) (PDF; 626 kB)
- Organigramm (Memento vom 18. März 2011 im Internet Archive)
- geführt von einem U.S. Offizier