La Bastida de Totana
La Bastida de Totana ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Nähe von Totana in der Region Murcia in Südostspanien. Sie gilt als eine der wichtigsten Städte und Nekropole der El-Argar-Kultur und wurde am 19. Oktober 2005 in die Liste der geschützten Kulturgüter als Bien de Interés Cultural aufgenommen.
Lage
Sie liegt strategisch günstig am oberen Steilhang des Berges Gordo, etwa sechs Kilometer westlich von Totana. Wie Roberto Risch[1] erklärte, ist diese Lage ein Markenzeichen der El-Argar-Kultur. Im Gegensatz zu den eher ärmlichen Siedlungen in landwirtschaftlich genutzten, fruchtbaren Talebenen sind ihre Machtzentren auf Bergen positioniert, die wiederum von noch höheren Gebirgszügen umgeben sind.
Beschreibung
La Bastida de Totana wird von den Leitern der Ausgrabung, Vicente Lull, Rafael Micó, Cristina Rihuete und Roberto Risch als archäologische Sensation bezeichnet,[2] da dort die Überreste der ersten städtischen Höhensiedlung und geplanten Befestigungsanlage in Spanien in der Übergangszeit von der Kupfer- zur Bronzezeit offengelegt werden konnten. Anhand der Größe der Gesamtanlage von über fünf Hektar war sie zu ihrer Gründungszeit vermutlich eine der größten Städte Europas.[3] Manche Zeitungsartikel schreiben auch vom „Troja Europas“.[4]
Die Siedlung ist noch nicht vollständig freigelegt worden, allerdings können anhand der Funde schon Bezirke innerhalb der ursprünglich bis zu sechs Meter hohen Stadtmauern aus Sandstein ausgemacht werden. Anhand der Befestigungsmauer wird von defensiv-militärischen Überlegungen ausgegangen.[5] Die Siedlung erstreckte sich dank eines Terrassensystems bis zu einer Höhe von 375 m ü. M. und gilt als eine der größten der El-Argar-Kultur.[2] Es wird vermutet, dass es neben privaten Gebäuden auch öffentliche Einrichtungen, wie z. B. eine Anlage zur Sammlung, Speicherung und Verteilung von Trinkwasser gab.[2]
Wichtige Funde
Typisch für die El-Argar-Kultur sind die Bestattungen der Toten innerhalb der Häuser oder der Umfriedung. Auch in Bastida de Totana wurden Gräber gefunden, die durch die Grabbeigaben Aufschluss geben über die sozialökonomische Stellung des Bestatteten, da es sich im Gegensatz zum vorangehenden Chalkolithikum um erste Individualgräber handelt.[6] Darüber hinaus könnten Letztere, wie auch der Ort des Grabes, Hinweise liefern über den unterschiedlichen sozialen Status[7] der Bewohner der jeweiligen Stadtteile.
Neben den eigentlichen Fundstücken gibt deren Anordnung Grund für die Hypothese, dass konkrete Arbeitsplätze gefunden worden sind. So sind hier anhand von Tiegeln und Gussformen metallurgische Werkstätten nachweisbar.[8]
Konkret fanden sich neben den Gebäuden und Gräber selbst:
- Webgewichte
- Keramik, wie Behälter zur Aufbewahrung, Tassen und Schalen
- Werkzeuge aus Lehm, Keramik, Metall und aus Tierknochen
- Waffen, wie Schwerter, Äxte und Dolche
- Bronze-Pokale
Geschichte
Die Ausgrabungen zeigen drei Bauphasen innerhalb der Höhensiedlung, die in den 600 Jahren ihres Bestehens nie über die seit Gründung bestehende Wehranlage hinaus erweitert wurde[9] erweitert wurde. Der Gründung der Stadt im frühen Spätneolithikum ging die Planung der Wehranlage voraus.[9]
Die Bewohnung und Bebauung wird in drei Phasen eingeteilt:
- Phase 1 (ca. 2200–2000 v. u. Z.)
- Phase 2 (ca. 2000–1850 v. u. Z.)
- Phase 3 (ca. 1850–1600/1550 v. u. Z.)
Die Forschungsgrabungen begannen schon Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden Archäologen Francisco Jordá Cerdá und John Davies Evans arbeiteten dort um 1950.[10]
Literatur
- Vicente Lull, Rafael Micó, Cristina Rihuete-Herrada und Roberto Risch: La Bastida – Eine bronzezeitliche Stadtbefestigung im westlichen Mittelmeerraum. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesgeschichte im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Verlag, 2016.
- Martin Bastelheim: Grabausstattung als Statusanzeiger? Überlegungen zur Sozialstruktur der südspanischen El Artar-Kultur. Freiberg, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie Band 121, 2005, Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn.
Weblinks
- Website Proyecto La Bastida, besucht am 29. Mai 2016
- Virtuelle Rekonstruktion
- Website der Gesellschaft der Freunde der Ausgrabungsstätte La Bastdia de Sonata (spanisch), abgerufen am 7. April 2016
Einzelnachweise
- Harald Meller trifft Roberto Risch
- Lull u. a. S. 307
- Maju: La Bastida de Totana (Spain) may have been largest city in Bronze Age mainland Europe, September 2007,
- I. L. M: ”Las murrallas de La Bastida solo son comparables con las de Troya”, 25. September 2012, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Lull u. a. S. 308
- Bastelheim S. 599
- Bastelheim S. 600
- Macht und Metall im 3. und 2. Jt. v. u. Z. im Südosten der Iberischen Halbinsel, Vicente Lull, Rafael Micó, Cristina Rihuete Herrada und Roberto Risch, Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle • BAND 05 • 2010
- 6. Montelius-Vortrag, 26. Juni 2014 Frühe Staatsbildung in El Argar (SO Spanien, 2200-1550 cal BCE), Roberto Risch, Jahresbericht des Instituts für Archäologische Wissenschaften für das Akademische Jahr 2013–2014
- Digging in the archives: Re-discovering the excavations of John D. Evans. Todd Whitelaw, 10. Juli 2012, http://www.dayofarchaeology.com/tag/lisa-fentress/