Lösch- und Rettungszug (SBB)
Als Lösch- und Rettungszug (LRZ) bezeichnen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) Spezialschienenfahrzeuge zur Rettung von Personen und Gütern (insbesondere in Eisenbahntunneln), der allgemeinen Brandbekämpfung (insbesondere auch bei Bränden in unmittelbarer Nähe von Bahnanlagen) und der Ölwehr.
Gegenwärtig sind 16 Lösch- und Rettungszüge auf dem Netz der SBB stationiert, so in Basel, Biasca, Bern, Biel/Bienne, Chiasso, Brig, Brugg, Erstfeld, Genf, Lausanne, Olten, Rapperswil SG, Rotkreuz, St. Gallen, Winterthur und Zürich. Damit können schweizweit Ereignisorte auf risikoreichen Strecken innert 30 – 60 Minuten erreicht werden.
Varianten
Die alten Lösch- und Rettungszüge der Generation 1996 (LRZ 96) sind nicht selbst fahrend. Als Traktionsmittel werden in der Regel Strecken- und Rangierlokomotiven des Typs Am 843 eingesetzt. Die LRZ 96 bestehen aus einem Tanklöschwagen, einem Gerätewagen und einem gasdichten Rettungswagen.
Seit 2004 kommen selbstfahrende Lösch- und Rettungszüge in den Einsatz. Der LRZ 04 besteht aus einem gasdichten Rettungsfahrzeug, einem Tanklöschwagen sowie einem Gerätefahrzeug. Angetrieben werden das Rettung- sowie das Gerätefahrzeug mit je 2 Powerpacks (Dieselmotor mit Turbolader, Automatikgetriebe mit eingebautem Retarder und Kühlsystem). Die Leistung je Powerpack beträgt 315 kW und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Die Führerstandskabinen sind alle druckdicht ausgeführt und verfügen über eine Atemluftversorgung. Insgesamt verfügt der LRZ 04 über einen Atemluftvorrat von rund 2 Mio. Litern, gespeichert in 50 Liter Druckflaschen.
Im November 2006 entschied sich die SBB dafür, acht neue Lösch- und Rettungszüge 08 (LRZ 08) zu beschaffen. Wiederum lieferte das Herstellerkonsortium Windhoff Bahn- und Anlagentechnik, Dräger Safety, Joseph Meyer und Vogt AG diese Fahrzeuge aus. Die LRZ 08 sind eine Weiterentwicklung des LRZ 04. Die LRZ 08 sind selbstfahrend (dieselhydraulischer Antrieb) und bestehen aus einem Tanklösch-, einem Geräte- und einem Rettungswagen. Die insgesamt 4 Powerpacks des Geräte- sowie Rettungsfahrzeuges liefern je 390 kW Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit in Alleinfahrt beträgt 100 km/h. Die maximale Netto-Anhängelast beträgt 2'500 t bis 5 ‰ horizontaler Neigung. Der Tanklöschwagen verfügt über einen Wassertank mit 44'000 Litern und einen Tank für Schaumextrakt mit 1'800 Litern Inhalt. Die letzte Auslieferung erfolgte im Herbst 2010 in Olten.
Drei weitere Fahrzeuge wurden beim Konsortium Windhoff Bahn- und Anlagentechnik und Dräger Safety für die Standorte Genf, Melide und Brig bestellt. Diese LRZ 18 genannten Züge sollen ab 2018 im Lötschberg-Basistunnel, der Simplonstrecke und im Wallis, auf der Neubaustrecke CEVA, in der Region Genfersee sowie im südlichen Tessin eingesetzt werden. An den Standorten Brig und Melide kommen dabei 4-teilige LRZ zum Einsatz, bestehend aus einem Gerätefahrzeug, einem Tanklöschwagen sowie zwei Rettungsfahrzeugen. Dasjenige in Genf wird 3-teilig, d. h. nur mit einem Rettungsfahrzeug ausgeliefert.[1]
Im Herbst 2016 machte die SBB von der Option für den Kauf von zusätzlichen drei Lösch- und Rettungszügen LRZ 18 (2. Serie) Gebrauch. Geplant ist der Einsatz in Zürich, Winterthur und Bern. Der LRZ 18 Zürich wird 4-teilig, die anderen beiden Züge 3-teilig ausgeliefert. Alle LRZ 18 sind nur noch mit dem Europäischen Zugsicherungssystem (ETCS) ausgerüstet.[2]
Der Betrieb der Züge erfolgt bei den SBB durch die Mannschaften der Intervention. Zur Verstärkung der Intervention können speziell ausgebildete Feuerwehrleute von den Stützpunkten naher Miliz- oder Berufsfeuerwehren aufgeboten werden.
Bis Mitte 2021 sind damit insgesamt 17 Lösch- und Rettungszüge LRZ der neuen Generationen im Einsatz (1 × LRZ 04, 8 × LRZ 08, 2 × LRZ 14 und 6 × LRZ 18). Ein Zug wird alternierend als Reservefahrzeug zur Verfügung stehen. Die alten, antriebslosen LRZ der Generationen 76 und 96 werden bis Ende 2019 ausgemustert.
Literatur
- Ralf Dittrich, Hansjürg Baumgartner, Steffi Bruno, Titus Marbet, Urs J. Weder, Jürg Vogt: Neue Lösch- und Rettungszüge für die Schweizerischen Bundesbahnen und die BLS Lötschbergbahn. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2005, ISSN 1421-2811, S. 121–127.