Kyrill von Jerusalem

Der heilige Kyrill von Jerusalem, auch Cyrill (* 313 wahrscheinlich in Jerusalem oder Umgebung; † 18. März 386 in Jerusalem) ist ein Kirchenvater der Orthodoxie und ein Kirchenlehrer der Katholischen Kirche.

Leben

Als Sohn christlicher Eltern wurde Kyrill laut Hieronymus vom heiligen Makarios I., seinem Vorgänger im Bischofsdienst, zum Priester geweiht und genoss als Prediger und Redner in Jerusalem ein hohes Ansehen, weshalb er 350 nach dem Tod von Makarios zum Patriarchen von Jerusalem bestellt wurde. Er war in die harten Auseinandersetzungen zwischen der rechtgläubigen Altkirche und dem Arianismus verwickelt. Bischof Akakios von Caesarea Maritima beschuldigte ihn, anscheinend wegen einer beim Konzil von Nizäa ungeklärten Rangfrage, des unerlaubten Verkaufs von Kirchengütern zwecks Unterstützung der Gläubigen, so dass er 16 Jahre im Exil verbrachte.[1]

Kyrill ist der Bischof von Jerusalem, dessen Wirken als Liturge und Prediger Egeria in ihrem Reisebericht beschreibt.[2]

Werke

24 Katechesen – Vorlesungen für den christlichen Unterricht von Taufanwärtern – aus seiner Feder sind uns erhalten geblieben. Sein Hauptthema ist das Glaubensbekenntnis, auf dessen Inhalte er genau eingeht. Unschätzbar sind in diesen Mystagogischen Katechesen die Schilderungen und theologischen Interpretationen der Taufe. Theologisch prägend und viel zitiert wurde seine Definition des „Katholischen“ der Kirche:

„Die Kirche heißt katholisch, weil sie auf dem ganzen Erdkreis, von dem einen Ende bis zum anderen, ausgebreitet ist, weil sie allgemein und ohne Unterlass all das lehrt, was der Mensch von dem Sichtbaren und Unsichtbaren, von dem Himmlischen und Irdischen wissen muss, weil sie das ganze Menschengeschlecht, Herrscher und Untertanen, Gebildete und Ungebildete, zur Gottesverehrung führt, weil sie allgemein jede Art von Sünden, die mit der Seele und dem Leibe begangen werden, behandelt und heilt, endlich weil sie in sich jede Art von Tugend, die es gibt, besitzt, mag sich dieselbe in Werken oder Worten oder in irgendwelchen Gnadengaben offenbaren.“[3]

Gedenktag

Ausgaben

  • W. C. Reischl, J. Rupp: Cyrilli Hierosolymarum Archiepiscopi opera quae supersunt omnia. München 1848; 1860.

Übersetzungen

  • Christa Müller-Kessler, Michael Sokoloff (Hrsg.): The Catechism of Cyril of Jerusalem in the Christian Palestinian Aramaic Version (= A Corpus of Christian Palestinian Aramaic. Vol. 5). Styx, Groningen 1999, ISBN 90-5693-030-3.

Literatur

  • Georg Röwekamp: Cyrill von Jerusalem. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 510–511.
  • Jan W. Drijvers: Cyril of Jerusalem: Bishop and city (= Supplements to Vigiliae Christianae. 72). Brill, Leiden 2004, ISBN 978-90-04-13986-2.
  • Bernd Kettern: Kyrillos von Jerusalem. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 888–895.
  • Christa Müller-Kessler: Codex Sinaiticus Rescriptus. A Collection of Christian Palestinian Aramaic Manuscripts. In: Le Muséon 127, 2014, 281–288.
  • Peter Van Nuffelen: The Career of Cyril of Jerusalem (c. 348-87). A Reassessment. In: Journal of Theological Studies NS 48, 2007, S. 134–146.
  • Hermann Josef Vogt: Kyrillos, Bischof von Jerusalem (ca. 350–387). In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 1600.

Einzelnachweise

  1. Adalbert Hamman: Die Kirchenväter. Kleine Einführung in Leben und Werk (= Herder-Bücherei. Bd. 268). Herder, Freiburg im Breisgau 1967, S. 83.
  2. John Wilkinson: Egeria’s Travels. Oxbow Books, Oxford 2015, S. 4. ISBN 978-0-85668-710-5
  3. Cyrill von Jerusalem: Katechesen an die Täuflinge. 18. Katechese, Absatz 23. In: Des heiligen Cyrillus Bischofs von Jerusalem Katechesen (= Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Bd. 41). Aus dem Griechischen übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Philipp Haeuser. Kösel, Kempten 1922, S. 351 f.
VorgängerAmtNachfolger
HerakleiosPatriarch von Jerusalem
351–386
Johannes II.
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