Kurzblättriger Wacholder
Der Kurzblättrige Wacholder (Juniperus brevifolia) ist eine Pflanzenart der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Er kommt endemisch auf der Inselgruppe der Azoren vor und wird daher auch Azoren-Wacholder genannt.
Kurzblättriger Wacholder | ||||||||||||
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Kurzblättriger Wacholder auf der Azoreninsel Flores | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Juniperus brevifolia | ||||||||||||
(Seub.) Antoine |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Kurzblättrige Wacholder wächst als immergrüner, aufrechter Strauch oder als kleiner Baum mit einer breiten pyramidenförmigen Krone. Die braun-violette Borke des Stammes löst sich in Streifen ab. Die Äste stehen aufrecht. Die gedrängt zu dritt in Wirteln stehenden nadelförmigen Blätter messen 3 bis 10 × 1 bis 2 Millimeter, sind stark gekrümmt und tragen auf der adaxialen Blattoberseite zwei breite, weiße, mit Stomata ausgestattete Bänder.
Generative Merkmale
Der Kurzblättrige Wacholder ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Alle Zapfen sind achselständig angelegt. Die männlichen Zapfen stehen einzeln. Die fast kugelförmigen, 7 bis 9 Millimeter großen Samenzapfen reifen im zweiten Jahr. Die vor der Reife grün-bereiften und im reifen Zustand dunkel kupferbraunen Samenzapfen enthalten je drei freiliegende Samen.
Vorkommen
Der Kurzblättrige Wacholder ist auf den Azoren endemisch und besiedelt die Inseln Santa Maria, São Miguel, Terceira, São Jorge, Pico, Faial, Corvo und Flores. Er wächst auf feuchten Gesteinen vulkanischen Ursprungs auf Berghängen in Höhenlagen von 250 bis 1500 Meter.
Systematik und Forschungsgeschichte
Juniperus brevifolia wurde 1844 von Moritz August Seubert in der Flora Azorica, Band 26 als Varietät und jetziges Basionym Juniperus oxycedrus var. brevifolia Seub. erstbeschrieben. Franz Antoine gibt ihr 1857 in Die Cupressineen-Gattungen: Arceuthos, Juniperus u. Sabina, Band 16, Tafel 20 bis 22 den Rang einer Art Juniperus brevifolia (Seub.) Antoine [1]. Die Trennung von Juniperus oxycedrus wird durch Vergleich der Blattölzusammensetzungen, durch DNA-Sequenzierungen und RAPD-Untersuchungen gestützt. Ebenfalls DNA-Sequenzierungen weisen die portugiesische Art Juniperus navicularis als verwandte Art aus. Daher wird vermutet, dass Juniperus navicularis und Juniperus brevifolia gemeinsamen Vorfahren entstammen und diese durch Samenverbreitung mit Hilfe von Vögeln auf die Azoren kamen. Die andauernde Isolation führte durch nachfolgende Differenzierung zur Artenbildung des Kurzblättrigen Wacholders.
Juniperus brevifolia wird innerhalb der Gattung Juniperus in der Sektion oder auch Untergattung Juniperus geführt. Für Juniperus brevifolia wird neben dem Basionym Juniperus oxycedrus var. brevifolia Seub. als weiteres Synonym Juniperus rufescens Link var. brevifolia (Seub.) Endl. genannt.
Man kann zwei Unterarten und eine Varietät unterscheiden:[2]
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Der Kurzblättrige Wacholder ist zwar auf den Azoren häufig, wird aber auf Grund seines geringen und fragmentierten Verbreitungsgebietes sowie der Konkurrenzsituation mit eingebürgerten Pflanzen als gefährdet beurteilt. Dementsprechend führt ihn die Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten[3] als „VUlnerable“, also gefährdet.
Der Kurzblättrige Wacholder wurde auf europäischer Ebene mit der Berner Konvention, Appendix I des Europarats als streng geschützte Wildpflanze ausgewiesen[4]. Weiters werden für ihn mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr. 92/43/EWG in der aktualisierten Fassung vom 1. Januar 2007, Anhang 1 der Europäischen Union Schutzgebietausweisungen für seinen Lebensraumtyp Endemische Wälder mit Juniperus spp. in prioritär zu behandelnder Weise gefordert[5].
Quellen
- Robert P. Adams: Junipers of the World: The genus Juniperus. 2. Auflage. Trafford Publishing Co., Vancouver 2008, ISBN 978-1-4251-6880-3, Chapter 4:Keys to Juniperus und Juniperus brevifolia, S. 81,84 und 118–119 (englisch).
Einzelnachweise
- Juniperus brevifolia (Seub.) Antoine. In: The Taxonomicon. Abgerufen am 13. März 2011 (englisch).
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Juniperus. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 26. März 2019.
- Juniperus brevifolia in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011.2. Eingestellt von: P. Thomas, 2011. Abgerufen am 3. Januar 2012.
- Europarat (Hrsg.): Berner Konvention-Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats. Anhang I mit Juniperus brevifolia. Bern 19. September 1979 (Online [abgerufen am 14. März 2011]).
- Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie) in der konsolidierten Fassung vom 1. Januar 2007, Anhang I, Seite 23, In: ABl. L 206, 22. Juli 1992, S. 7.
Weblinks
- Robert P. Adams: The Juniperus of the World/ Taxa of Juniperus. Abgerufen am 23. September 2010 (englisch).