Kriegsverbrecherlisten
Kriegsverbrecherlisten waren vier, in österreichischen Tageszeitungen der Jahre 1945 und 1946 veröffentlichte Personenverzeichnisse von mutmaßlichen nationalsozialistischen Kriegsverbrechern. Die zweite Kommission der provisorischen österreichischen Regierung erstellte diese Listen zur Vorbereitung für schwere Kriegsverbrecherprozesse.
Die provisorische österreichische Regierung setzte zwei Kommissionen aus hohen Ministerialbeamten, Richtern und Staatsanwälten ein, um gegen verdächtige Personen zu ermitteln. Die erste Kommission befasste sich mit dem Kabinett Arthur Seyß-Inquart von 1938 und weiteren Personen wie Ernst Kaltenbrunner und Guido Schmidt. Das Ergebnis der Erhebungen sollte dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg übermittelt werden.
Aufgabe der zweiten Kommission war es, weitere schwere Kriegsverbrecherprozesse vorzubereiten und die maßgeblichen österreichischen NS-Kriegsverbrecher aufzulisten.[1] Dazu wurden in den österreichischen Zeitungen am 4. Dezember 1945, 13. Jänner 1946, 16. April 1946 und am 5. Juni 1946 Personenverzeichnisse veröffentlicht. In diese Liste wurden hauptsächlich Personen aufgenommen, die sich gegen alle Begriffe der Menschlichkeit und der menschlichen Würde schwer vergangen hatten.[2]
Die vier Kriegsverbrecherlisten enthielten eine unterschiedliche Anzahl an Namen:
Im Rahmen der Operation Last Chance II übermittelt die Zentrale Stelle Ludwigsburg dem österreichischen Justizministerium bis in die Gegenwart die Namen österreichischer Staatsbürger, die in Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwickelt sein könnten.[7][8]
Weblinks
- Fahndung auf den Seiten des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- Alliierte Prozesse in Österreich Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Winfried R. Garscha: Die 35 österreichischen Prozesse wegen NS-Verbrechen seit der Abschaffung der Volksgerichte. In der Reihenfolge der endgültigen gerichtlichen Erledigung der Anklagen. nachkriegsjustiz.at, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Österreich/Kriegsverbrecher: Drei Minuten pro Opfer Der Spiegel, 10. Januar 1966.
- Hellmut Butterweck: Österreichs verdrängte Nazi-Prozesse Wiener Zeitung, 30. Oktober 2003/8. April 2005.
Einzelnachweise
- Fahndung auf den Seiten des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- Kundmachungen. In: Wiener Zeitung. Nr. 90/1946, S. 2.
- Die erste österreichische Kriegsverbrecherliste, Österreichische Volksstimme, Nr. 103/1945, 4. Dezember 1945, S. 2; auf ANNO
- Zweite österreichische Kriegsverbrecherliste, Österreichische Volksstimme, Nr. 11/1946, 13. Jänner 1946, S. 2; auf ANNO
- Dritte Liste schwerer Kriegsverbrecher, Wiener Zeitung Nr. 90/1946, 16. April 1946, S. 2; auf ANNO
- Vierte Liste der Kriegsverbrecher, Wiener Zeitung Nr. 130/1946, 5. Juni 1946, S. 1; auf ANNO
- vgl. Anfrage an das Bundesministerium für Justiz betreffend „Nationsozialistische Gewaltverbrecher - Operation Last Chance II“ 14201/J XXIV. GP - Anfrage (gescanntes Original), 5. März 2013.
- vgl. Antwort der Bundesministerin für Justiz Beatrix Karl 13908/AB XXIV. GP - Anfragebeantwortung (gescanntes Original), 2. Mai 2013.