Kreuzherrenkirche (Prag)

Die Kreuzherrenkirche (auch Kirche d​es Heiligen Franziskus v​on Assisi o​der St.-Franziskus-Seraphinus-Kirche; tschechisch Kostel svatého Františka z Assisi o​der Kostel sv. Františka Serafínského) i​st ein Kirchengebäude i​n der tschechischen Hauptstadt Prag u​nd gehört z​ur Prager Altstadt. Die Kirche befindet s​ich am rechten Ufer d​er Moldau a​n der Ostseite d​er Karlsbrücke a​m Křižovnické náměstí (Kreuzherrenplatz).

Die heilige Agnes übergibt dem Großmeister Nikolaus Puchner ein Model der ursprünglichen Kirche, Altar des Großmeisters Nikolaus Puchner, Unbekannter Künstler, Prag um 1482
Kreuzherrenkirche
Charakteristische grüne Kuppel der Kirche. Blick aus der Karlsbrücke
Blick in die Kuppel

Gotischer Bau

Die Prager Kreuzherrenkirche g​eht auf d​ie Heilige Agnes v​on Böhmen zurück. Sie gründete 1252 d​en Orden d​er Kreuzherren m​it dem Roten Stern, für d​en sie a​m Brückentor d​er damaligen Judithbrücke e​in Hospital m​it einer Heilig-Geist-Kirche errichten ließ. Ihr Bruder, d​er böhmische König Wenzel I., übertrug d​en Kreuzherren 1253 i​m Gegenzug z​um Recht, Brücken- u​nd Wegezoll z​u erheben, d​ie Bewachung u​nd Instandhaltung d​er Brücke. Diese Pflichten u​nd Privilegien erloschen i​m 14. Jahrhundert m​it dem Bau d​er Karlsbrücke (aus Sandstein d​er Steinbrüche d​er Kreuzherren b​ei Hloubětín).[1]

Die heutige Kreuzherrenkirche s​teht an d​er Stelle d​er gotischen Anlage, z​u der Agnes v​on Böhmen 1252 d​en Grundstein legte. Die n​ur 10 m l​ange und – m​it Seitenschiffen – 12,5 m breite Kirche h​atte einen fünfseitigen Abschluss u​nd war m​it ihrem Presbyterium ostwärts ausgerichtet. Der südliche Seiteneingang dieser ursprünglichen Kirche i​st als Torso erhalten. Die Originalgestalt d​er Kirche i​st im Brevier d​es Großmeisters Lew (1356) s​owie auf e​iner Prozessionsmonstranz d​es Großmeisters Nikolaus Puchner erhalten.[2]

Barocker Bau

Nachdem d​er Kreuzherrenorden i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert s​eine größte Bedeutung erlangte, errichtete e​r an d​er Stelle d​er ursprünglich gotischen Kirche i​n den Jahren 1679–1688 e​inen barocken Neubau. Den Entwurf lieferte d​er Architekt Jean Baptiste Mathey, d​ie Bauleitung o​blag dem Baumeister Domenico Canevale. Eingeweiht w​urde die Kirche v​om Prager Erzbischof Johann Friedrich v​on Waldstein, d​er seit 1668 Hochmeister d​er Kreuzherren m​it dem Roten Stern war.

Ausstattung

Die Fassade schmücken fünf Statuen böhmischer Landespatrone (von l​inks nach rechts: Hl. Agnes, Hl. Veit, Hl. Franz v​on Assisi', Hl. Wenzel, Hl. Ludmilla) a​us dem Jahre 1723–1824 v​on Andreas Phillip Quittainer[3] o​der Mathias Wenzel Jäckel.

Die d​as Portal schmückenden Figuren d​er Jungfrau Maria u​nd des Hl. Johannes v​on Nepomuk stammen v​on Richard Prachner.

Das Innere d​er Kirche w​urde mit Marmor a​us dem heutigen Prager Stadtteil Slivenec ausgestattet.[1]

Namhafte Künstler waren an der Ausführung der Dekorationen beteiligt: Die Stuckaturen schuf Tomaso Soldati, die Fresken Wenzel Lorenz Reiner, von dem auch das Kuppelgemälde Jüngstes Gericht stammt. Das Hauptaltargemälde „Stigmatisierung des hl. Franz von Assisi“ schuf Johann Christoph Lischka, das Seitenaltargemälde „Erhöhung des Heiligen Kreuzes“ sowie das Gemälde „Vertreibung der Händler aus dem Tempel“ Lischkas Stiefvater Michael Willmann.[4] Das Gemälde der Hl. Agnes malte Johann Georg Heinsch. Die zehn Nischen in der Kirche wurden mit Sandsteinstatuen der Bildhauer Matthäus Jäckel: die heiligen Magdalena, Joseph, Nepomuk und Johannes der Täufer, Conrad Max Süßner: die heiligen Barbara, Katherina, Georg und Jeremias Süßner: die heiligen Joachim, Martin und Anna ausgestaltet[5].

Josef Seger, Christoph Willibald Gluck u​nd Antonín Dvořák wirkten a​ls Organisten a​n der Kreuzherrenkirche.

Nach d​er Samtenen Revolution 1990 w​urde die Kirche s​owie die anschließenden Konventsgebäude wieder d​em Kreuzherrenorden restituiert.

Literatur

  • Marianne Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Tschechische Republik, Slowakische Republik. Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-26609-1, S. 218.
  • Erhard Gorys: DuMont Kunst-Reiseführer Tschechische Republik. Kultur, Landschaft und Geschichte in Böhmen und Mähren. DuMont, Köln 1994, ISBN 3-7701-2844-3, S. 54f.
  • Jan Otto (Hrsg.): Ottův Slovnik Naučný. Band 20: Pohora - Q. v. Praha 1908, OCLC 309989218, S. 456.
  • Arcibiskupství pražské (Hrsg.): Svatá Anežka Česká - princezna a řeholnice. (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung), Praha 2011, ISBN 978-80-7422-145-3.
  • Václav Ledvinka, Jiří Pešek: Prag. Nakladatelstvi Lidonve Noviny, Praha 2000, ISBN 80-7106-462-9 (dt. Übersetzung)
  • Petr Heřman: Křižovnicky kostel sv. Frantiska in Staletá Praha - Královská cesta. kolektiv autorů, Panorama, Praha 1991, S. 235 ff
  • Dr. Vojtěch Sádlo: Kostel sv. Františka u Křižovníků v Praze, Praha 1941

Einzelnachweise

  1. Prehistory. (Memento vom 7. April 2013 im Internet Archive) auf: praha.eu, aufgerufen 19. Januar 2013. (engl.)
  2. Radio Prag: Heilige Agnes – Prinzessin und Ordensschwester. aufgerufen 1. Januar 2013.
  3. Evžen Veselý: Prag – Kirchen Kapellen Synagogen. Asco Verlag, 1992, ISBN 80-85377-16-0.
  4. Detlev Arens: Prag – Kultur und Geschichte der „Goldenen Stadt“. DuMont, Köln 2010, ISBN 978-3-7701-4303-0. (online auf: books.google.de, aufgerufen 7. Juni 2011)
  5. Sigfried Asche: Drei Bildhauerfamilien an der Elbe, Verlag R.M. Rohrer, Wien und Wiesbaden, 1961
Commons: Kirche des Hl. Franziskus von Assisi (Prag) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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