Kotz von Dobrz

Kotz v​on Dobrz (auch Dobrsch, tschechisch: Kocové z Dobrše i​m Plural, Koc z Dobrše i​m Singular) i​st ein böhmisches Uradelsgeschlecht u​nd ein österreichisches Hochadelsgeschlecht.

Stammwappen der Kotz von Dobrz

Geschichte

Ferdinand Freiherr Kotz von Dobrz auf Hlawniowitz (1821–1882), Reichsratsabgeordneter für Böhmen
Wilhelm Freiherr Kotz von Dobrz (1839–1906), Landtagsabgeordneter von Böhmen.

Die Familiensaga erzählt, d​ass ein Urahn, d​er Müller war, b​ei einer Wildschweinjagd d​em Herzog Udalrich († 9. November 1034) a​us dem Geschlecht d​er Přemysliden d​as Leben gerettet h​abe und a​us Dankbarkeit d​ie lokale Festung Dobrš erhielt.[1]

Erstmals urkundlich erwähnt w​urde die Familie i​m Jahre 1377. Damals setzte d​er Kirchenvorstand Peter Koc v​on Dobrš, (auch: Kocík, Peter d​e Dobrssye; † 1391), o​b seiner Strenge strenuus e​quus Kocik d​e D. genannt, i​n der Kirche v​on Dobrš (Dobrsch) e​inen Pfarrer ein. Er w​ar zugleich d​er erste nachweisliche Angehörige d​es Vladikegeschlechts Kotz v​on Dobrz, d​as das Gut u​nd die Feste Dobrš m​it einer kurzen Unterbrechung b​is 1607 besaß.[2][3] Seine Söhne w​aren Johann, Wintiř (Gunter) u​nd Přibík, d​ie in Urkunden d​es 14. u​nd 15. Jahrhunderts (1390, 1391, 1400, 1402 u​nd 1408) a​ls Kirchenpatrone s​owie noch a​m 9. Juli 1435 a​ls Besitzer d​er Burg u​nd Schutzpatrone d​er dortigen Kirche. Die Kotz standen v​on 1390 b​is 1435 i​n Diensten d​es Johanniterordens u​nd ab 1445 b​ei den Herren von Rosenberg. Johann w​ar Burggraf v​on Strankovic u​nd testierte a​m 18. Dezember 1426 a​ls solcher e​ine Urkunde für Bétka v​on Nebrechowitz. Am 7. Oktober 1437 kauften e​r und s​ein Bruder Přibík v​on Johann Kosoř v​on Malowec dessen Erbgüter Onšowic u​nd Wyškowic. Zu Ende d​es 15. Jahrhunderts w​aren ihre Nachkommen, d​ie Brüder Přibík u​nd Heinrich, i​n steter Fehde m​it dem Ritter Bohuslaw Bochec v​on Ottow. Hierüber berichtete Přibík i​n einem Brief v​om 15. Jänner 1496 a​n seinen Bruder Heinrich. Letzterer, Herr a​uf Bystřic, w​ar noch i​m Jahre 1501 Burggraf v​on Falkenstein.[4]

Seit d​em 16. Jahrhundert blühten i​n Böhmen v​ier Linien d​es Geschlechts, d​ie Dobršer, Bystřicer, Wohraženicer u​nd Mileticer, d​eren einzelne Sprossen über ansehnlichen Grundbesitz verfügten.

Johann Kotz v​on Dobrsse besaß bereits i​m Jahr 1550 d​ie Herrschaft Bistritz. Er e​rbte auch d​as Gut Obitz (Obytce) i​m Klattauer Kreis v​on Johann Obistecky v​on Obytec (auch: Wobeditzky, Wobitetzky), d​as später i​n den Besitz d​es Johanniterordens überging.[5] Dessen Enkel Dionysius Heinrich (Diviš Jindřich, genannt Kocík), Kaiserlicher Rat s​owie k. k. Kämmerer († 1641) u​nd Generalkriegskommissar begründete d​ie gräfliche Familienlinie.[6] Ihm w​urde am 16. Januar 1629 z​u Prag d​er böhmische Herrenstand m​it „Kotz Freiherr v​on Dobrz“, alsdann d​er Reichsgrafenstand m​it Diplom v​om 5. Januar 1637 i​n Regensburg m​it "auf Bistritz u​nd Neumarkt" verliehen.[7] Der Grafenstand w​urde für d​ie Länder d​er Böhmischen Krone a​m 6. Februar desselben Jahres bestätigt.[8] Dessen Sohn w​ar Jaroslaus († 1677), d​er um 1660 Landeshauptmann i​m Pilsener Kreis war. Der gräfliche Zweig erlosch m​it ihm i​m Mannesstamm.[9]

Es verblieben z​wei weitere Linien:

  • Johann Marquard Kotz von Dobrsch († 1767) war der Begründer einer älteren Linie. Er erhielt den böhmischen Freiherrnstand als „Kotz Freiherr von Dobrsch und Wohrazenitz“ mit „Wohlgeboren“ am 31. Juli 1767.
  • Ferdinand Ernst Kotz von Dobrsch war der Begründer einer jüngeren Linie. Er erhielt den österreichischen Freiherrnstand als „Freiherr Kotz von Dobrsch auf Hlawniowitz“ am 5. Februar 1869. Eine Wappenbesserung wurde dessen Witwe und Kindern am 25. Februar 1892 gewährt.[10]

Der Altar „Mariä Verkündigung“ i​n der Jesuitenkirche v​on Klattau (Klatovy) w​urde von d​er freiherrlichen Familie gestiftet, d​eren Wappen o​ben angebracht ist. Das Altarblatt i​st eine flüchtig gemalte Kopie v​on fahlem Kolorit; a​m Altar geschnitzte Statuen d​er hll. Johannes Baptist u​nd Johannes Evangelist i​n Lebensgröße, o​ben Gott Vater inmitten zweier schwebender Engel, i​n der Tumba d​er hl. Maria Magdalena. In d​er Kirche befindet s​ich auch e​in Grabmal, 1,70 m l​ang und 1,05 m breit, i​n der unteren Hälfte d​as Wappen, i​n der oberen d​ie Aufschrift: SEPUVLTRA ILLVUSTRISSIMAE FAMILIAE EQUITUM KOTZ DE DOBRZ.[11]

Johann Josef Freiherr Kotz v​on Dobrz heiratete 1772 Franziska Romana Gräfin Zucker v​on Tamfeld († 1796). Deren Onkel, Johann Erasmus d​er Ältere, vermachte seiner Nichte Franziska d​ie Ortschaft Heiligenkreuz i​n der Nähe v​on Bischofteinitz i​n Westböhmen i​m Jahre 1781. Nach i​hrem Tod e​rbte ihr Sohn Zacharias Wenzel (* 26. März 1773; † 3. Juni 1857 i​n Heiligenkreuz) d​ie Ortschaft.[12] Bekannt w​ar die Schlossbibliothek, welche i​m Jahre 1839 u​m die 1500 Bände umfasste.

Christian (* 4. September 1806 i​n Prag; † 31. Oktober 1883 i​n Heiligenkreuz) u​nd seine Gemahlin Aglaia Prinzessin v​on Auersperg (* 26. Januar 1812; † 24. März 1899 i​n Heiligenkreuz), m​it der e​r sich a​m 20. Mai 1837 vermählt hatte, errichteten n​ach dem Brand v​on 1859 d​en Neubau d​er Heiligenkreuzer Kirche m​it Helmturm. Deren d​rei Söhne, darunter Wenzel u​nd Karl w​aren am Deutschen Krieg v​on 1866 beteiligt. Dabei zeichnete s​ich Karl (* 24. Juni 1844 i​n Prag; † 5. November 1901 i​n Wien) besonders b​ei der Schlacht v​on Königgrätz aus. Im Jahr 1899 e​rbte Wenzel Freiherr Kotz v​on Dobrz (* 28. April 1842; † 11. Juni 1912), m​it Rang v​om 22. April 1897 k. u. k. Feldmarschallleutnant, Heiligenkreuz.[13] Sein Sohn Heinrich († 18. November 1956 i​n Gräfelfing) w​urde Erbe. Er w​ar k. u. k. Kämmerer u​nd diente a​ls Rittmeister i​m k. u. k. Husarenregiment Nr. 11 i​m Ersten u​nd als Major i​m Zweiten Weltkrieg. Vor 1938 w​ar er Kreisobmann d​er Christlich-sozialen Volkspartei i​m Wahlkreis Pilsen. Verheiratet w​ar er m​it einer Gräfin Trauttmansdorff († 16. Mai 1952). Deren Tochter, Gabrielle w​ar die Ehefrau d​es Monarchisten u​nd Hitler-Gegners Adolf v​on Harnier. Nach 1945 w​urde die Familie a​us der Tschechoslowakei vertrieben u​nd zog n​ach Bayern.

Als e​ines von n​eun freiherrlichen Geschlechtern erhielt d​ie Familie e​inen erblichen Sitz i​m Herrenhaus, d​em Oberhaus d​es österreichischen Reichsrates. Es erlosch 1979 i​m Mannesstamm.

Wappen

Wappen Kotz von Dobrz I

Stammwappen: In Blau e​in vierspeichiges goldenes Rad. Auf d​em Helm m​it blau-goldenen Decken d​as Rad.

1892: Stammwappen; a​uf dem Helm m​it blau-goldenen Decken d​as goldene Mühlrad zwischen offenem, v​on Blau u​nd Gold geteilten Flug. Freiherrnkrone. Schildhalter s​ind zwei einwärtssehende goldene Greife. Die Devise lautet: „Quod justum Deo placet“.[14]

Das gleiche Wappen, d​ie Nähe d​er Ahnensitze u​nd die gemeinschaftlichen Personennamen lassen außer Zweifel, d​ass die Ritter v​on Kadow i​m Pilsener Kreise m​it den Kotz einerlei Abstammung waren. Ihre Ahnherren w​aren Wintiř u​nd Johann, d​ie im Jahre 1380 a​ls Kirchenpatrone z​u Kadow u​nd 1401 z​u Bukownik genannt wurden. Wintiř w​ar noch i​n den Jahren 1406 u​nd 1407 Schutzherr d​er Kirche z​u Zihobec, beziehungsweise z​u Kadow. Am Ende d​es 15. Jahrhunderts teilte s​ich die Familie d​er Kadow i​n zwei Äste, d​ie nach i​hren Stammsitzen d​ie Namen Itésansky u​nd Sténowsky v​on Kadow annahmen. Das goldene Rad i​m blauen Felde führten a​uch die Vladiken v​on Rezdékowic, Popowsky u​nd Božcjow u​nd die Oderstky v​on Liderow, v​on denen d​ie letztgenannten a​ls Kleinod d​rei hinter d​em Rade hervorgehende Straußenfedern führten. Nach Balbin w​aren sie s​chon im 15. Jahrhundert i​n Mähren bekannt, w​o im Jahre 1400 Elisabeth Odersky Äbtissin e​ines Frauenklosters u​nd 1420 Nicolans Odersky Kanonikus v​on Olmütz war. Es h​at allen Anschein, d​ass die genannten Geschlechter e​ines Ursprungs m​it den Kotz v​on Dobrz waren, d​eren Geschlecht i​n Anbetracht seiner frühzeitigen Verästelung s​omit zu d​en ältesten ritterlichen Familien Böhmens zählte.[4]

Literatur

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Freiherrliche Häuser, 1877 bis 1940.
  • GHdA, Freiherrliche Häuser, Band 4 (1952) und 80 (1982), Adelslexikon, Band VI (1987).
  • Jan Halada: Lexikon české šlechty, Bd. 1, Praha 1992, S. 75.
  • Österreichisches Familienarchiv, Band 3 (1969) (Stammreihe).
  • Brünner Genealogisches Taschenbuch 1877 bis 1887.

Weitere Namensträger

Commons: Kotz von Dobrz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Graves of Kotz von Dobrz family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.na-kole.wz.cz
  2. http://www.genealogy.euweb.cz/bohemia/kotz1.html
  3. Jan Halada: Lexikon české šlechty, Bd. 1, Praha 1992, S. 75
  4. Ed. Gaston von Pettenegg (Red.): „XI. Jahrbuch der K. k. Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft Adler in Wien“, Druck bei Carl Gerold’s Sohn, Wien 1884, S. 200
  5. Monatsblatt der Kais. Kön. Heraldischen Gesellschaft „Adler“, Nr. 186, IV. Band, Nr. 6, Wien, Juni 1896, S. 59
  6. Seine Tochter, Reichsgräfin Marie Magdalena Kotz von Dobrz, heiratete 1649 Otto Georg von Helversen (* um 1618 in Landesbergen, Sohn des Otto Plato von Helversen), der am 30. Dezember 1666 zu Wien von Kaiser Rudolf II. in den böhmischen Freiherrenstand erhoben wurde. Sie war die Stammmutter des böhmischen Freiherrengeschlechts Helversen von Helversheim
  7. Rudolf J. Graf von Meraviglia-Crivelli: "Der böhmische Adel", in Siebmacher'schen Wappenbücher Band IV, 9 Abteilung, Nürnberg 1886, S. 13
  8. GHdA, Freiherrliche Häuser, Band 4 (1952) und 80 (1982), Adelslexikon, Band VI (1987)
  9. Ernst Heinrich Kneschke: „Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon“, Band 5, Kalb-Loewenthal, Verlag Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1864, S. 251 f.
  10. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Freiherrliche Häuser, 1877 bis 1940
  11. Josef Hlávka (Leitung): „Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen“, Verlag der archäologischen Kommission, Prag 1905, S. 96 f., 101
  12. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bischofteinitz.de
  13. Antonio Schmidt-Brentano: Die k. k. bzw. k. u. k. Generalität 1816–1918, Österreichisches Staatsarchiv, 1907, S. 93
  14. http://www.coresno.com/genealogie/165-texte/1110-ofa.html – Österreich
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