Komödie am Altstadtmarkt
Die Komödie am Altstadtmarkt ist das einzige unsubventionierte Privattheater in der Stadt Braunschweig und gleichzeitig Niedersachsens größtes privates Boulevard- und Unterhaltungstheater.[1]
Komödie am Altstadtmarkt | |
Lage | |
Adresse: | Gördelingerstraße 7 |
Stadt: | Braunschweig |
Koordinaten: | 52° 15′ 51″ N, 10° 31′ 4″ O |
Architektur und Geschichte | |
Eröffnet: | 2. Oktober 2003 |
Zuschauer: | 307 Plätze |
Internetpräsenz: | |
Website: | Komödie am Altstadtmarkt |
Geschichte
Gebäude
Das dreigeschossige Gebäude wurde zwischen 1715 und 1720 als Messehaus, vermutlich nach einem Entwurf von Hermann Korb, errichtet. Im Haus Nr. 7 befand sich Schraders Hotel, wo im April 1875 Richard Wagner und seine Frau Cosima wohnten,[2] die eine Tannhäuser-Vorstellung in Braunschweig besuchten. Der Ballsaal des damaligen Hotels war im späteren Verlauf erst der Kinosaal und ist heute der Theatersaal der Komödie am Altstadtmarkt.
Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt und in Anlehnung an den barocken Zustand wiederaufgebaut. Heute befindet sich im südlichen Gebäudeteil (Gördelingerstraße 6–7) das 1857 gegründete Möbelhaus Sander.
Kino
Unter dem Namen Regina-Filmtheater öffnete 1949 im nördlichen Gebäudeteil Gördelingerstraße 7 das Programmkino, mit circa 500 Sitzen, seine Pforten.[3] Nach der Umbenennung 1974 war das Kino dann als Die Lupe, meist nur „Lupe“ genannt, bekannt und änderte sein Konzept grundlegend. Beispielsweise wurden monatliche Programme gedruckt, Filme in Originalfassung aufgeführt und häufiger und schneller gewechselt, sowie Aufführungen von verschiedenen Filmen am selben Tag zu unterschiedlichen Zeiten gezeigt.
All dies half jedoch nicht, sich gegenüber dem wachsenden Einfluss des Fernsehens profitabel zu behaupten. Ende April 2003 wurde Die Lupe nach 54 Jahren Betriebszeit geschlossen. Der letzte gezeigte Film war Harold and Maude. Hierzu gab es Live-Musik von Teilen der Jazzkantine und The Twang.[4]
Theater
Nur drei Monate nach der Schließung von Die Lupe begannen am 1. Juli 2003 unter Leitung des Architekten Andreas Roemeth die Umbauarbeiten des Saales und des Foyers vom Kino zum Theater. Nach dreimonatiger Umbauzeit eröffnete am 2. Oktober 2003 die Komödie am Altstadtmarkt unter der Leitung von Theaterdirektor Florian Battermann mit der Premiere der französischen Komödie Dinner für Spinner von Francis Veber.[5]
Im Rahmen des zehnjährigen Bestehens der Komödie am Altstadtmarkt im Herbst 2013 und anlässlich des 60. Bühnenjubiläums von Agatha Christies The Mousetrap wurde das Ensemble der Komödie am Altstadtmarkt an das traditionsreiche St. Martin’s Theatre in London eingeladen, um dort vor britischem und eigens aus Deutschland angereistem Publikum die deutsche Fassung dieses Stückes zu spielen.[6]
Im Sommer 2015 wurde abermals unter Leitung des Architekten Andreas Roemeth und in Zusammenarbeit mit dem Möbelhaus Sander der komplette Bühnenbereich saniert. So wurde die gesamte Bühne samt Unterkonstruktion entfernt und durch eine moderne Stahlkonstruktion mit Theaterbühnenboden ersetzt. Im Zuge dessen kamen noch drei Lastzüge auf der Bühne hinzu, die zur Aufhängung von Scheinwerfern und Vorhängen genutzt werden können. Das gesamte Vorhaben hatte ein Investitionsvolumen von 100.000 Euro.[7]
- Das Logo
- Eingang nachts, kurz vor Beginn einer Vorstellung
- Blick auf die Parkettsitzreihen
- Blick vom Rang aus in den Theatersaal
Stücke
Überwiegend produziert die Komödie am Altstadtmarkt Boulevardkomödien, daneben auch Kriminalstücke (Die Mausefalle, Jack the Ripper,[8] Der Hund von Baskerville, Der Seelenbrecher) und Kinderstücke zur Weihnachtszeit (Mein Freund Wickie, Der Zauberlehrling rettet den Weihnachtsmann, Michel aus Lönneberga, Meister Eder und sein Pumuckl, Nils Holgersson). Die Zuschauer bekommen aber nicht nur Eigenproduktionen zu sehen. So sind die ganze Saison über unterschiedlichste Künstler mit Musikvorstellungen, Zauber-Shows und Bauchredner-Shows (etwa Zauber der Travestie, Thimon von Berlepsch – der Magier, Jörn Brede mit dem Heinz Erhardt-Abend und Benjamin Tomkins als Der Puppenflüsterer) zu Gast.
Darsteller
Wie viele Privattheater hat die Komödie am Altstadtmarkt kein festes Ensemble. Viele der Darsteller und Darstellerinnen traten jedoch in mehreren Produktionen auf, darunter Nicole Belstler-Boettcher, Alexandra Kamp, Christiane Rücker, Simone Ritscher, Michaela Schaffrath, Tanja Schumann, Joanna Semmelrogge, Jessica Stockmann, Franziska Traub, Jasmin Wagner, Tanja Wenzel, Hans-Jürgen Bäumler, Harald Dietl, Gernot Endemann, Ulli Kinalzik, Frank-Thomas Mende, Kalle Pohl, Lutz Reichert, Max Schautzer, Dustin Semmelrogge, Karsten Speck und Carsten Spengemann.
Förderverein
Seit Februar 2005 wird die Komödie am Altstadtmarkt von dem Verein Komödien-Freunde Braunschweig e.V. unterstützt. Dieser hat sich mit seinen Mitgliedern das Ziel gesetzt, die Unterhaltung der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig zu fördern und durch die Mitgliederbeiträge und Spenden gezielt Anschaffungen der Komödie mit zu finanzieren.[9]
Sonstiges
Im Jahr 2014 brachte die Schriftstellerin Mara Laue den Braunschweig-Krimi Brocksteins letzter Vorhang heraus, in dem die Komödie am Altstadtmarkt als Schauplatz für ein Verbrechen diente.[10]
Weblinks
- Website der Komödie am Altstadtmarkt
- Webseite der Komödien-Freunde Braunschweig e.V.
- Komödie am Altstadtmarkt INFO auf szene38.de
- Braunschweig – Innenstadt: Komödie am Altstadtmarkt auf unser38.de
Einzelnachweise
- Herbert Johannessen: Das große Buch von Braunschweig. Im Kapitel: Komödie am Altstadtmarkt. 1. Auflage, 2008, ISBN 978-3-86037-357-6, S. 146–147.
- Norman-Mathias Pingel: Hotels. In: Braunschweiger Stadtlexikon. Braunschweig 1992, S. 110 f.
- Astrid Lehr: 100 Jahre Film, 99 Jahre Kino in Braunschweig. In: Texte zur Kinogeschichte. S. 13.
- Kinowiki Braunschweig Lupe (Regina-Filmtheater) (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Herbert Johannessen: Das große Buch von Braunschweig. Im Kapitel: Komödie am Altstadtmarkt. 1. Auflage, 2008, ISBN 978-3-86037-357-6, S. 146–147.
- Bettina Jordan: „Die Mausefalle“ an historischem Ort. In: Braunschweiger Zeitung. vom 26. September 2013. (kostenpflichtiger Zugang)
- Martin Jasper: Jetzt sind die Bretter richtig dick. In: Braunschweiger Zeitung. vom 29. Juli 2015. (kostenpflichtiger Zugang)
- Sherlock Holms jagt Jack the Ripper auf hallowochenende.de
- Webseite der Komödien-Freunde Braunschweig e.V.
- Mara Laue: Brocksteins letzter Vorhang. Braunschweig-Krimi. Prolibris-Verlag, Kassel 2014, ISBN 978-3-95475-099-3 (prolibris-verlag.de).