Knobelsdorffhaus
Das Knobelsdorffhaus ist ein Bürgerhaus am Alten Markt 9, früher Brauerstraße 10, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Alten Rathaus an der Ostseite des Alten Markts in Potsdam. Es bildet zusammen mit dem Alten Rathaus und dem Glasdurchgang anstelle des zerstörten Windelbandschen Hauses das Potsdam Museum.
Baugeschichte und Architektur
Das Knobelsdorffhaus wurde 1750 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff gebaut, nach dem es auch bezeichnet wird. Das auch als Lehmannsches Haus bezeichnete Gebäude (nach dem Erstbewohner) entstand nach Motiven des englischen Palladianismus, wobei Knobelsdorff die vom englischen Architekten Roger Morris entworfene Fassade für Marble Hill House in Twickenham 1728 aufgriff.
Das Gebäude ist von fast gleicher Höhe wie Breite. Der zweieinhalbgeschossige Bau ist zum Alten Markt fünfachsig und wird durch einen flachen dreiachsigen Mittelrisalit mit Giebeldreieck betont. Während das Erdgeschoss Fensterverdachungen und Eckrustika aufweist, ist die Beletage durch rundbogige Fenster mit bekrönenden Faunsmasken sowie einem von Atlanten von Friedrich Christian Glume getragenen geschwungenen Balkon mit zierlichem Brüstungsgitter akzentuiert.
Drei Attikaskulpturen Johann Peter Benkerts, von denen zwei beim Wiederaufbau durch Kopien ersetzt wurden, schließen den Risalit nach oben ab. Die Skulpturen stellen die römischen Göttinnen Flora und Pomona sowie in der Mitte den römischen Gott der Jahreszeiten, Vertumnus, dar. Die Repliken der beiden letztgenannten schuf der Caputher Bildhauer Horst Misch.[1][2]
Der auf alten Messbildern und Gemälden erkennbare Brandgiebel auf der Nordseite zum Windelbandschen Haus wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durch ein abgewalmtes Dach ersetzt; in dieser Form erfolgte auch die Wiederherstellung.
Die Zerstörung im Krieg und der Wiederaufbau
Der britische Luftangriff auf Potsdam am Abend des 14. April 1945 verursachte nur leichte Schäden am Alten Rathaus. Der tagelange Artilleriebeschuss durch die Rote Armee während der Kämpfe um Potsdam, die bis zum 30. April andauerten, zerstörte jedoch den gesamten Gebäudekomplex, das Windelbandsche Haus und das Knobelsdorffhaus. Zunächst fehlte es an Mitteln, das Gebäudeensemble wiederaufzubauen, so dass erst 1960 mit den Arbeiten begonnen wurde. Lediglich die Fassaden und das Treppenhaus mit der Kuppel des Alten Rathauses befanden sich in wiederaufbaufähigem Zustand. 1966 feierte man die Wiedereinweihung als Kulturhaus, das den Namen des Arbeiterdichters Hans Marchwitza erhielt. Das Knobelsdorffhaus wurde vollständig restauriert.
Gegenüber an der Ecke zum Alten Markt 17 soll das Klingnerschen Haus rekonstruiert werden, das von Johann Boumann nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet wurde und im Krieg verloren ging. Dieses bildete mit dem Knobelsdorffhaus ein gegenüberliegendes Gebäudepärchen, das die Dreiecksgiebel der südlichen Marktflügel des Potsdamer Stadtschlosses wiederaufnahm.[3][4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Lothar Krone: Ein außergewöhnlicher Bildhauer. MAZ. 26. Januar 2017. Abgerufen am 11. September 2018.
- Klaus Büstrin: Verwirrspiel. Potsdamer Neueste Nachrichten. 16. Februar 2008. Abgerufen am 29. April 2019.
- Museum Digital
- Potsdamer Mitte