Kloster St. Scholastika Neustift
Das Kloster St. Scholastika Neustift liegt in Neustift in der Gemeinde Ortenburg nahe Vilshofen an der Donau und ist das Mutterhaus der Bayerischen Provinz der Benediktinerinnen der Anbetung.
Gründung
Als Gründungsjahr des Klosters Neustift gilt 1922. Nach der Gründung der Kongregation der Benediktinerinnen der Anbetung 1851 in Bellemagny im Elsass waren auch viele deutsche Schwestern in das französische Kloster eingetreten und in verschiedenen französischen Niederlassungen tätig. Während des Ersten Weltkriegs wurden alle 50 deutschstämmigen Schwestern gezwungen, Frankreich zu verlassen. Acht von ihnen begannen 1922 mit dem Bau eines neuen Klosters in dem niederbayerischen Dorf Neustift. Am 12. Oktober 1924 konnte das neue „Anbetungskloster St. Scholastika“, wie es anfangs hieß, eingeweiht werden.
Schon am 2. Mai 1925 wurde im Kloster eine Haushaltungsschule errichtet, am 15. Mai 1929 ein Kindergarten. Im Laufe der Zeit entstanden zahlreiche Niederlassungen der Schwestern, insbesondere in Niederbayern.
Zeit des Nationalsozialismus
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zahlreiche slowenische Kinder ihren Familien entrissen und nach Bayern verschleppt. Mehr als hundert dieser Kinder sollten im Kloster St. Scholastika Neustift „germanisiert“ werden. „Wenn sie nicht gehorcht haben, hat man sie geschlagen, misshandelt, eingesperrt. Wenn die Kinder aus Hunger gestohlen haben, wurden sie oft verprügelt.“ berichtete Christoph Schwarz vom Verein Geraubte Kinder. Bis Dezember 2018 erinnerte im Kloster nichts an diese Zeit, obwohl die Kinder von damals die Benediktinerinnen seit Jahren um eine Gedenktafel baten.[1]
Das Kloster heute
Im Kloster Neustift lebten im Jahre 2017 38 Schwestern, die ihr Leben nach der Regel des hl. Benedikt ausrichten und sich der Eucharistischen Anbetung widmen. Die Schwestern arbeiten in den im Haus, Garten und Verwaltung anfallenden Tätigkeitsbereichen, in der Betreuung der Gäste, aber auch in Kindergärten, Schulen und in der Kranken- und Altenpflege.
Die Benediktinerinnen haben am 21. März 2009 Schwester Helene Binder in Nachfolge von Mutter Siglinde Starnecker zur neuen Priorin gewählt.[2]
2017 besuchte das BR Fernsehen das Kloster für die Reportage Der Letzte macht das Licht aus? Von der Umnutzung von Klöstern.[3]
Einrichtungen
- Die Columba-Neef-Realschule für Mädchen in Neustift
- Der Kindergarten St. Martin in Neustift
- Bis 2020 Die Heimvolksschule und der Kindergarten St. Maria in Fürstenzell
- Bis 2014 das Wohn- und Pflegezentrum St. Benedikt in Passau-Waldesruh. Im Juli 2014 wurde es an die AZURIT-Gruppe verkauft. Doch leben dort noch fünf Schwestern im Schwesternhaus und sieben stationär im Pflegebereich der Altenhilfeeinrichtung.
Die Klosterkirche St. Pius X.
Am 20. Oktober 1954 fand die Grundsteinlegung für den Neubau der Klosterkirche St. Pius statt. Der Plan für die Kirche wurde von dem Münchner Architekten Michael Steinbrecher entworfen, ausführende des Baues waren Ingenieur und Architekt Josef Kirschner und dessen Vater Baumeister Peter Kirschner.
In den Jahren 1999 und 2000 wurde die Piuskirche nach einem Entwurf des Architekten Tilmann Ott und von dem Künstler Wolf Hirtreiter neu gestaltet. Der Kirchenraum ist nun dreigeteilt in Altarraum, Chorraum und Volksraum. Im Altarraum wurde der Anbetungsbereich mit dem großen Tabernakel durch ein offenes Bronzegitter transparent abgegrenzt. Der Altar auf der Altarinsel wird durch einen eigens dafür geschaffenen Durchbruch in der Decke neu beleuchtet. Farbige Glasfenster zum Thema „Inkarnation“ („Das Wort wird Fleisch“) kamen hinzu. Das Chorfenster aus Glas und Beton der „alten“ Kirche von Prof. Franz Nagel (Kunstakademie München) zum Thema „Eucharistie“ hinter dem Tabernakel blieb erhalten. Ebenso beließ man den Kreuzweg von H. Zmarsly aus Ebersberg. Durch die Umgestaltung erhielt die Klosterkirche einen völlig anderen Charakter: viel mehr Farbe (auch durch die Medaillons an den Säulen und den neuen Boden) und Helligkeit.
Überblick über Niederlassungen der Benediktinerinnen d. A., die von Neustift ausgingen
- Exerzitienhaus der Abtei Schweiklberg (seit 1920)
- Knabenerziehungsheim Eschelbach bei Pfaffenhofen (1922–1923)
- Priesterseminar St. Stephan in Passau (1922–2008)
- Apostolische Nuntiatur in München (1925–1937)
- Herz-Jesu-Heim in Teublitz (1932–1993)
- Kinderheim und ambulante Krankenpflege in Haidmühle (1934–1946)
- Seminar St. Valentin in Passau (1934–2000)
- Bischöfliche Residenz in Passau (1936–1971)
- Knabenseminar St. Max in Passau (1939–1983)
- Christkönigskolleg in Passau-Bergfried (1940–1941 und 1955–1993)
- Maristenkloster Fürstenzell (1942–2002)
- Kindergarten und Nähschule in Passau–Auerbach (1947–1953)
- Kindergarten St. Alruna in Ortenburg (1952–1999)
- Kinderheim St. Josef in Teublitz (1956–1958)
- Seminar St. Altmann in Burghausen (1956–1990)
- Exerzitienhaus Passau–Mariahilf, heute Spectrum Kirche Maria Hilf (1960–2006)
Literatur
- Benediktinerinnen der Anbetung (Hrsg.): 1851-2001 Benediktinerinnen der Anbetung. Festschrift zur Hundertfünfzig-Jahrfeier der Kongregation der Benediktinerinnen der Anbetung. Passau 2001
- Benediktinerinnen der Anbetung (Hrsg.): Jahresbericht der Benediktinerinnen der Anbetung. Seit 1924 alljährlich von der Bayerischen Provinz herausgegebener, in hoher Auflagenzahl erscheinender Bericht über Ereignisse in der Provinz und Kongregation.
- Friedrich Verena: Die Benediktinerinnen der Anbetung von Bellemagny /Dijon - Wien - Neustift. Kunstverlag Peda, Passau 2001, ISBN 978-3-89643-143-1
Einzelnachweise
- Geraubte Kinder: NS-Aufarbeitung in Niederbayern bei br.de, abgerufen am 13. Dezember 2018
- Artikel: Helene Binder ist neue Priorin der Benediktinerinnen der Anbetung vom 23. März 2009 auf Orden online abgerufen am 23. März 2009
- Der Letzte macht das Licht aus? Von der Umnutzung von Klöstern