Kleinstübing
Kleinstübing ist ein Ort in der Steiermark und gehört zur Marktgemeinde Deutschfeistritz. Der vor allem für das hier befindliche Österreichische Freilichtmuseum bekannte Ort liegt etwa 17 km nördlich der steirischen Landeshauptstadt Graz.
Kleinstübing (Dorf) Ortschaft Katastralgemeinde Kleinstübing | |||
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Basisdaten | |||
Pol. Bezirk, Bundesland | Graz-Umgebung (GU), Steiermark | ||
Gerichtsbezirk | Graz-West | ||
Pol. Gemeinde | Deutschfeistritz | ||
Koordinaten | 47° 10′ 49″ N, 15° 19′ 24″ O | ||
Höhe | 403 m ü. A. | ||
Einwohner der Ortschaft | 784 (1. Jän. 2021) | ||
Gebäudestand | 236 (2001) | ||
Fläche d. KG | 4,4 km² | ||
Statistische Kennzeichnung | |||
Ortschaftskennziffer | 14896 | ||
Katastralgemeinde-Nummer | 63010 | ||
Zählsprengel/ -bezirk | Stübinggraben u. Umgeb. (60603 002) | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Stmk |
Name
Die Ortsbezeichnung Stübing kommt aus dem Slawischen (urk. Erwähnung 1147 als Stubenik). Stubenik bedeutet (damit war der Stübingbach gemeint) -* stub'nik(a) etwa „Brunnbach“.
Geschichte
Der Raum des Mittleren Murtales ist seit der Bronzezeit dauerhaft besiedelt. Grabungen im Bereich des SOS-Kinderdorfes und der Freiwilligen Feuerwehr Kleinstübing brachten archäologische Funde zu Tage. Auch aus der Zeit der römischen Besiedelung der Steiermark sind in Kleinstübing zahlreiche archäologische Funde gemacht worden. Bei Straßenbauarbeiten wurden im Bereich der Landesstraße 334 sog. Hypokausten gefunden. Diese Anlage einer römischen Fußbodenheizung deutet auf eine große römische Villa bzw. einen bedeutenden Landsitz hin.
Beim Bahnbau der Südbahn wurde im Bereich der Mur in Kleinstübing 1843 ein Grabstein der bedeutenden Familie der Atii gefunden.
Das Schloss Stübing wurde als Wehrbau wahrscheinlich um 1120 errichtet. Beim ersten Wehrbau dürfte es sich um ein Festes Haus mit Mauer und Graben, aber ohne Bergfried gehandelt haben. Es tritt 1130 mit Bernehart de Stubenic erstmals in Erscheinung. Die Herren von Stübing waren Vollfreie. Erster erwähnter Besitzer Bero/Bernehart/Bernhard von Stübing aus dem Geschlecht der Vollfreien von Stübing, der die Burg auf dem Grazer Schloßberg errichten ließ. Er war der Vater des Konrad Henne von Feistritz, des Besitzers der Feste Henneberg/Himberg[1] in Deutschfeistritz.
Ihre Nachfolger, die sich auch nach der Burg nannten, waren bereits Ministeriale des Landesfürsten. Nach 1249 dürfte auch dieses Geschlecht erloschen sein. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam der Wehrbau an die Familie Gradner. Auf sie folgte Erasmus Steinwald von Fladnitz, der Stübing seinem Enkel Georg Breuner vererbte.
Dieser wurde 1417 vom Landesfürsten mit der Herrschaft belehnt. Breuner ließ den bereits stark verfallenen Hof wieder aufbauen. Im Ungarnkrieg stellte sich Jörg Breuner an die Seite von Matthias Corvinus, so dass er 1480 von Kaiser Friedrich III gewaltsam zum Gehorsam gezwungen werden musste. Stübing blieb aber bei seiner Familie. Unter den Breuners wurde der Ansitz stark ausgebaut.
Er hatte damals seine Glanzzeit. Vor allem Philipp Breuner pflegte hier einen prunkvollen Lebensstil. Kurz vor seinem Tod nahm er an einem Turnier Kaiser Maximillians I. in Wien teil.
Maximilian Breuner musste als Protestant das Land verlassen. Er verkaufte Stübing 1630 an Georg Amelreich von Eibiswald. Von diesem erwarb es 1635 Johann Anton Fürst von Eggenberg. Nach dem Tod des letzten Fürsten kam das mit der Herrschaft Waldstein vereinigte Stübing durch Heirat der Josefa Maria Fürstin von Eggenberg 1717 an Johann Wilhelm Graf Sinzendorf. Der damalige Burgfried (gleich bedeutend mit dem Grundbesitz) der Herrschaft reichte vom Reiner Landgerichtskreuz an der Straße nach Gratwein bis zum Königgraben. 1730 kaufte es Gotfried Graf Dietrichstein. Während der Dietrichstein-Herrschaft wurde das Gebäude nicht gepflegt und verfiel. 1863 kam Stübing an den Grafen Wilhelm Palffy-Daun ab Erdöd. Er war es, der dem Schloss durch den Umbau im Windsorstil ein völlig neues Aussehen gab.
1959 war Dr. Franz Fattinger Eigentümer. Er betrieb hier einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. 1960 wurde das Schloss dem SOS-Kinderdorf übergeben. Bei der darauf folgenden Renovierung wurde es stark vereinfachend verändert. Seit damals ist die Verwaltung des Kinderdorfes darin untergebracht.
Teile von Kleinstübing waren dem Stift Rein zinspflichtig. Daher auch der Name Kleinstübing und Großstübing. Kleinstübing (Stibing superior), das heute wesentlich mehr Einwohner hat als Großstübing, hatte damals weniger zinspflichtige Bauerngehöfte aufzuweisen.
Sehenswertes
Ein bekanntes Ziel in Kleinstübing ist das Österreichische Freilichtmuseum, das die Geschichte der österreichischen Landwirtschaft vorstellt.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Kleinstübing ist das Schloss Stübing, welches seit 1960 Teil des SOS Kinderdorfes ist. Die ursprüngliche mittelalterliche Anlage wurde 1863 durch die Grafen Palffy-Daun im Windsorstil wieder aufgebaut. Um die Anlage herum sind die Häuser der Kinderdorffamilien errichtet worden. Innerhalb des Kinderdorfes wurden auch Reste einer römischen Villa ausgegraben. Für die Aktion des Kinderdorfes, das mit Sponsoren für einen Schutzbau sowie einen kindergerechten Museumsraum sorgte, erhielten die Verantwortlichen im Jahr 2011 die Denkmalschutzmedaille des Bundesdenkmalamtes.[2]
Weiter zu erwähnen wäre das Haus der Freiwilligen Feuerwehr in Stübing. 1927 erbaut, wurde es im Jahr 2002 vollständig renoviert; die Außenfassade gestaltete der Künstler und Designer Cari Zalloni (CAZAL). Als Motiv für sein Rotes Bild wählte Zalloni Szenen und Symbole aus dem Tätigkeitsbereich der Feuerwehr, des Brauchtums und der Kultur aus Stübing.
Verkehr
An der Südbahn liegt der Bahnhof Stübing. Es hält die S1 in Richtung Graz bzw. Bruck an der Mur. Zur Hauptverkehrszeit gibt es einen Halbstundentakt, sonst verkehrt einmal in der Stunde ein Zug. Außerdem gibt es noch einige Züge der S11 nach Übelbach.
Freizeit
Kleinstübing hat einen Fußballplatz, der jederzeit zur freien Benutzung zur Verfügung steht, und einen Kinderspielplatz, wo im Winter ein Eislaufplatz angelegt wird. Beim Spielplatz befindet sich auch eine Eisstockbahn, welche im Sommer als Asphaltbahn verwendet wird. Neben der Bahn ist auch das Vereinshaus des ESV (Eisstock-Schieß-Verein gegr. 1950). Gleich daneben führt der Stübingbach vorbei. Stübing selbst ist ein ruhiger Ort mit etwa 1050 Einwohnern.
Es gibt zahlreiche Mostschenken und Gasthöfe im Ort, beim Bahnhof und beim Freilichtmuseum.
Außerdem durchquert der von den Naturfreunden betreute Grazer Umland-Weg (GUW) den Ort.
Fußnoten
- Henneberg
- Denkmalschutzmedaille 2011, abgerufen am 18. Juli 2011.