Kleinkastell Hegelohe
Das Kleinkastell Hegelohe (in der älteren Literatur auch als „Feldwache bei Wachposten Wp 14/67“ bezeichnet) ist ein römisches Militärlager, das nahe der zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Rätischen Mauer errichtet wurde und dessen Reste heute südwestlich des Weilers Hegelohe, Ortsteil von Titting, im Landkreis Eichstätt in Bayern liegen.
Kleinkastell Hegelohe (Feldwache bei Wp 14/67) | |
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Limes | ORL -- (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 14 |
Datierung (Belegung) | bis spätestens um 260 n. Chr. |
Typ | Kleinkastell |
Größe | 20,25 (20,20) × 20,15 (20,10) (= ca. 0,04 ha) |
Bauweise | Stein |
Erhaltungszustand | flacher Schuttwall |
Ort | Titting-Hegelohe |
Geographische Lage | 48° 58′ 32,8″ N, 11° 16′ 16,7″ O |
Höhe | 518 m ü. NHN |
Vorhergehend | Kleinkastell Biebig (westlich) |
Anschließend | Kastell Böhming (südöstlich) |
Rückwärtig | Kastell Pfünz (rückwärtig, südlich) |
Lage und Forschungsgeschichte
Die kleine Anlage wurde auf flachem Terrain an der östlichen Kante des kurzen Östlichen Wassertals direkt an der hier fast genau in südöstliche Richtung laufenden rätischen Mauer errichtet. Vom Kastellplatz aus konnte nicht nur der von Norden nach Süden ausgerichtete Taleinschnitt, sondern auch die sich dort hinunter- und wieder hinaufziehende Grenzbefestigung überwacht werden. Zudem bestand mit dem nur vermuteten östlich gelegenen Wp 14/67 sowie mit dem auf der anderen westlichen Talseite postierten Wp 14/66, dessen Überreste erhalten sind, Sichtkontakt.
Friedrich Winkelmann (1852–1934), ein Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission (RLK), erschloss hauptsächlich die steinerne Umwehrung des Kleinkastells. Sein erster Bericht erfolgte 1895. Seither haben dort keine Grabungen mehr stattgefunden.
Baugeschichte
Die fast quadratische, 20,25 (20,20) × 20,15 (20,10) Meter große Anlage mit rechtwinkeligen Ecken besitzt einen einzigen 3,25 Meter breiten Einlass in der Mitte der Ostmauer. Dieser wird von zwei Torwangen flankiert, die drei Meter tief und 1,30 Meter breit sind. Im Unterschied zu vielen anderen ähnlichen Kleinkastellen befand sich der Zugang nicht auf der dem Limes gegenüberliegenden Seite, denn dieser verlief in einer Entfernung von 20 bis 26 Metern entlang der Nordmauer. An den Innenflanken der Torwangen konnten als bauliches Details zwei 0,25 Meter hervorspringenden und 0,32 Meter breite steinerne Ansätze beobachtet werden, hinter denen einst wohl die Torflügel angebracht waren. Es konnte festgestellt werden, dass die im besten Fall nur noch zwei bis drei Steinlagen hoch erhaltene Wehrmauer rundum 0,80 Meter stark war. An einigen Stellen ließ sich noch ein 0,10 bis 0,15 Meter weit aus dem Umfassungsmauer hervorspringender Sockel feststellen. In der Nordostecke war das Mauerwerk als Opus spicatum (Fischgrätmuster) gestaltet. Die Mauern selbst waren aus einem mit Ziegelmehl vermischten Mörtel errichtet worden. Die Innenbebauung, die sich wohl in einem zum Tor hin offenen Karree um einen Innenhof gruppierte, wird – wie an anderen Kleinkastellen nachgewiesen – wohl in Holzbauweise ausgeführt worden sein. Ein Graben konnte durch Winkelmann nicht gefunden werden.[1]
In dem 1933 erschienenen Grabungskompendium der RLK, dem Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches (ORL), wird berichtet, dass als Fundgut lediglich „Scherben gewöhnlichster Art“ und viele Tierknochen zu Tage kamen. Ein quer durch die Anlage gezogener Suchschnitt ließ keine weiteren Bauten erkennen. Auf Verlangen des Waldbesitzers mussten die Ausgräber die Grabungsstätte sofort wieder zuschütten.[1]
Kleinkastelle gehörten neben den Türmen zu den wesentlichen Stützpunkten der römischen Truppe direkt hinter dem Limes. Ihre Besatzung und Nutzung ist in der Regel jedoch unbekannt.
- Lage des Kleinkastells Hegelohe
(im Bild rechts) - Grundriss des Kleinkastells Hegelohe
- Das offensichtlich sehr ähnlich konstruierte Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck
Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Hegelohe und dem Kastell Böhming
ORL[2] | Name/Ort | Beschreibung/Zustand |
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KK[3] | Kleinkastell Hegelohe | siehe oben |
Wp 14/67[4] | ||
Wp 14/68 | „Östlich von Hegelohe“ | |
Wp 14/69 | Turmstelle wird vermutet.[8] | |
Wp 14/70 | „Nordöstlich von Hirnstetten“ | Die Turmstelle wurde festgestellt,[9] war für Wilhelm Schleiermacher in den 1960er Jahren schlecht erkennbar[10] und wurde von Dietwulf Baatz in den 1990er Jahren als sehr flacher Turmhügel festgestellt.[11] |
Wp 14/71 | Turmstelle wird vermutet.[12] | |
Wp 14/72 | „In der Flur Pfahlheg auf der Höhe nordwestlich von Pfahldorf“ | |
Wp 14/73 | Turmstelle wird vermutet.[14] Im Bereich der kurz danach folgenden modernen Kreuzung deckte das Landesamt für Denkmalpflege 1981 bei Straßenbauarbeiten Teile der Limesmauer sowie einen römischen Kalkofen auf. Heute ist hier nichts mehr zu sehen. | |
Wp 14/74 | ||
Wp 14/75 | „Östlich von Pfahldorf“ | |
Wp 14/76 | ||
Wp 14/77 | „Im Bezirk Taferlschlag“ | Bereits Winkelmann machte sich im Limeswerk Gedanken, an welcher Stelle der Vorgängerbau des Steinturms Wp 14/77 gelegen haben könnte. Doch erst durch einen engmaschig durchgeführten Airborne-Laserscan vom Winter/Frühjahr 2006/2007 wurde der Standort dieses Holzturms entdeckt. Im digitalen Geländemodell wird die annähernd quadratische Turmstelle, die noch immer einen stark verflachten, rund 12 × 12 Meter umfassenden Graben besitzt, sichtbar. Sie befindet sich rund 20 Meter nordöstlich des Steinturms und wird in ihrem südliche Teil von der Limesmauer geschnitten.[20] |
Wp 14/78 | „Pfahlbuck“ |
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ORL 73a[24] | Böhming | [25] |
Denkmalschutz
Das Kleinkastell Hegelohe und die erwähnten Anlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie geschützt als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 304.
- Ernst Fabricius, Felix Hettner und Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches, Abteilung A, Band 7: Die Strecken 14 und 15. Petters, Heidelberg 1933, S. 106 und Tafel 11, Abb. 1 und 5.
- Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2120-0
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“, November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92 (= Saalburg-Schriften 6).
- Günter Ulbert, Thomas Fischer: Der Limes in Bayern. Theiss, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0351-2
Weblinks
- Das Kleinkastell Hegelohe bei Arachne, der Objektdatenbank der Universität zu Köln und des Deutschen Archäologischen Instituts; abgerufen am 16. April 2014.
Anmerkungen
- Ernst Fabricius, Felix Hettner und Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches, Abteilung A, Band 7: Die Strecken 14 und 15, Petters, Heidelberg 1933, S. 106.
- ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limeskommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
- KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
- Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
- Wp 14/67 ungefähr bei 48° 58′ 33,46″ N, 11° 16′ 22,97″ O
- Wp 14/68 (Steinturm) bei 48° 58′ 31,03″ N, 11° 17′ 2,48″ O
- Wp 14/68 (Holzturm) bei 48° 58′ 30,94″ N, 11° 17′ 3,46″ O
- Wp 14/69 ungefähr bei 48° 58′ 27,26″ N, 11° 17′ 32,9″ O
- Wp 14/70 bei 48° 58′ 23,08″ N, 11° 18′ 6,34″ O
- Wilhelm Schleiermacher: Der römische Limes in Deutschland. Ein archäologischer Wegweiser für Autoreisen und Wanderungen. Mann, Berlin 1967, S. 196.
- Dietwulf Baatz: Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Mann, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1701-2, S. 304.
- Wp 14/71 ungefähr bei 48° 58′ 9,67″ N, 11° 18′ 48,9″ O
- Wp 14/72 bei 48° 57′ 57,82″ N, 11° 19′ 28,84″ O
- Wp 14/73 ungefähr bei 48° 57′ 49,83″ N, 11° 19′ 58,74″ O
- Wp 14/74 ungefähr bei 48° 57′ 40,63″ N, 11° 20′ 33,43″ O
- Günter Ulbert, Thomas Fischer: Der Limes in Bayern. Theiss, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0351-2. S. 91.
- Wp 14/75 bei 48° 57′ 33,76″ N, 11° 20′ 55,72″ O
- Wp 14/76 ungefähr bei 48° 57′ 24,62″ N, 11° 21′ 22,64″ O
- Wp 14/77 bei 48° 57′ 14,59″ N, 11° 21′ 48,67″ O
- Hermann Kerscher: Beobachtungen am Limes-Wachtposten 14/77 auf dem Pfahlbuck bei Kipfenberg. In: Das archäologische Jahr in Bayern, 2007, Theiss, 2008, S. 77–78.
- Wp 14/78 (Steinturm) bei 48° 57′ 3,55″ N, 11° 22′ 33,31″ O ; Wp 14/78 (Holzturm) bei 48° 57′ 3,49″ N, 11° 22′ 34,01″ O
- Hartwig Schmidt: Archäologische Denkmäler in Deutschland – Rekonstruiert und wieder aufgebaut. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1395-X, S. 109.
- Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2120-0, S. 135.
- ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL
- Kastell Böhming bei 48° 56′ 46″ N, 11° 21′ 39″ O