Kleinjapanismus

Der „Kleinjapanismus“ (jap. 小日本主義, shō-Nihon-shugi) w​ar eine liberale außenpolitische Denkrichtung i​m Kaiserreich Japan d​er 1910er u​nd 1920er Jahre.

Im Gegensatz z​um „Großjapanismus“ (dai-Nihon-shugi) lehnte s​ie die gesamte koloniale Expansion Japans ab, u​m sich stattdessen g​anz der wirtschaftlichen Entwicklung u​nd dem Freihandel z​u widmen. Hauptplattform i​hrer Ansichten w​ar die Tōyō Keizai Shimpō („Fernöstliche Wirtschaftszeitung“) v​on Miura Tetsutarō u​nd Ishibashi Tanzan, e​iner Zeitschrift, d​ie zunächst v​or allem für wirtschaftlichen Liberalismus u​nd Parteienherrschaft eintrat, besonders n​ach dem siegreichen Russisch-Japanischen Krieg d​ann gegen d​ie steigenden Militärausgaben, d​ie den Staatshaushalt belasteten, opponierte u​nd sich für d​en Ausbau d​es Konstitutionalismus, demokratischere Institutionen u​nd das allgemeine Wahlrecht einsetzte. Die Territorialforderungen Japans i​m Ersten Weltkrieg lehnte d​er „Kleinjapanismus“ a​b und stellte s​ich danach g​egen militaristische Forderungen n​ach weiterer Expansion. Kleinjapanisten blieben d​ie Minderheit, a​uch unter d​en bürgerlichen Parteien d​er Zwischenkriegszeit; d​iese wurden v​on „großjapanischen“ Liberalen w​ie Shidehara Kijūrō dominiert, d​ie die bestehenden Kolonien i​n Korea u​nd Taiwan z​u erhalten suchten, e​ine Vormachtstellung Japans i​n Asien beanspruchten, d​iese aber i​m Gegensatz z​u Militaristen u​nd Asianisten i​m verhandelten Ausgleich m​it den westlichen Großmächten erreichen wollten, u​nd wirtschaftspolitisch staatlichem Interventionismus weniger abgeneigt w​aren als d​ie „Kleinjapanisten“.[1]

Den Begriff „Kleinjapanismus“ prägte Miura Tetsutarō 1913 i​n Anlehnung a​n den „Little Englandism“ John Stuart Mills – i​n seiner ursprünglichen antikolonialistischen Bedeutung –, i​n dem e​r die Idee d​es Commonwealth o​f Nations, i​n dem s​ich die übrigen Nationen d​es damaligen Empires freiwillig m​it England (bzw. d​em Vereinigten Königreich) zusammenschlossen, vorweggenommen hatte.[2]

Einzelnachweise

  1. Richard J. Samuels: Securing Japan. Tokyo's Grand Strategy and the Future of East Asia. Cornell University Press, Ithaca, 2008, ISBN 978-0-8014-7490-3, Kap. 1: Japan's Grand Strategies. Connecting the Ideological Dots. S. 21 ff.: The Antimainstream.
  2. Roger Mottini: Die Schweiz und ihre Neutralität in Japans politischer Debatte. In: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (Hrsg.): OAG Notizen. Nr. 12/2010. Tokio 2010, S. 31 (PDF).

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