Klaus Lemke
Klaus Lemke (* 13. Oktober 1940 in Landsberg an der Warthe) ist ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor.
Leben
Lemke wuchs in Düsseldorf auf und schlug sich nach dem Abitur zunächst mit Gelegenheitsjobs durch, unter anderem als Asphaltierer. Sein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg brach er nach sechs Semestern ab. 1963 assistierte er als Theaterregisseur in Düsseldorf und an den Münchner Kammerspielen. 1965 entstand sein erster Kurzfilm. Lemkes erster Langfilm 48 Stunden bis Acapulco machte ihn 1967 bekannt. Sein großer Durchbruch gelang in den 1970er Jahren: Rocker war eine filmische Hymne auf den Hamburger Kiez. Amore begründete 1978 die Schwabinger Milieukomödie und erhielt 1979 den Adolf-Grimme-Preis in Silber. In den 1990er Jahren versuchte er mit Filmen wie Die Ratte an seine Erfolge anzuknüpfen.
Erst nach der Jahrtausendwende 1999 erfuhr Klaus Lemke wieder besondere Würdigung: 2009 erhielt der Regisseur den Norddeutschen Filmpreis für Dancing with Devils, 2010 folgte der Münchner Filmpreis für seinen Film Schmutziger Süden. 2011 feierte der Film 3 Kreuze für einen Bestseller auf der Viennale in Wien und den Hofer Filmtagen Premiere. 2011 drehte er seinen ersten Film in Berlin – Berlin für Helden. „Es fühlt sich so an wie damals bei Rocker“, beschrieb er das Ergebnis.[1]
Lemke dreht seine Filme meist mit Laiendarstellern. Er arbeitet hauptsächlich für das Fernsehen (WDR, ZDF). Einige seiner Werke sind in bayerischer Umgebung angesiedelt und benutzen intensiv die bairische Sprache, oft in effektvollem Kontrast zu ausgiebigem Anglizismus. Lemke gilt in diesem Zusammenhang als Entdecker von Cleo Kretschmer, Wolfgang Fierek und Dolly Dollar.
Bei der Verleihung des Filmpreises der Stadt München an Lemke 2010 sagte Dominik Graf in der Laudatio: „Ziemlich unangestrengt, so wie John Sebastian, das Hirn und die Stimme von Lovin’ Spoonful, – so singen Lemke-Filme ihre Stories wie Melodien. […] Sein Film ‚Rocker‘, das war für 1972 eine Zeitenwende, zunächst einmal für Lemke selbst.“[2] Vom neuen Kurator Christoph Gröner erhielt Lemke auf dem Filmfest München 2014 eine eigene Hommage-Sonderreihe, nachdem er dort lange Zeit keine Rolle gespielt hatte.[3]
Schriften
- Auf die Regisseure kommt es an, (1965) wieder in: Hans Helmut Prinzler, Eric Rentschler Hgg., Der alte Film war tot. Verlag der Autoren, Frankfurt 2001 ISBN 3-88661-232-5, S. 52–55
Filmografie
- 1965: Kleine Front
- 1966: Henker Tom
- 1966: Ein Haus am Meer (Kurzfilm)
- 1967: 48 Stunden bis Acapulco
- 1967: Negresco****
- 1969: Der Kerl liebt mich – und das soll ich glauben? (Drehbuch)
- 1969: Brandstifter
- 1970: Mein schönes kurzes Leben
- 1970: Ein großer graublauer Vogel (Darsteller)
- 1971: Liebe, so schön wie Liebe
- 1971: Supergirl – Das Mädchen von den Sternen (Darsteller)
- 1972: Rocker
- 1973: Sylvie
- 1973: Okay S.I.R. – Der letzte Schrei (Darsteller)
- 1974: Paul
- 1975: Teenager-Liebe
- 1976: Idole
- 1977: Moto-Cross
- 1977: Sweethearts
- 1978: Amore
- 1978: Ein komischer Heiliger
- 1979: Der Allerletzte
- 1979: Arabische Nächte
- 1980: Flitterwochen
- 1981: Wie die Weltmeister
- 1982: Stadtwölfe (Der Kleine)
- 1986: Bibo’s Männer
- 1989: Ein verhexter Sommer
- 1991: Zockerexpreß
- 1993: Die Ratte
- 1995: Das Flittchen und der Totengräber
- 2000: Denk ich an Deutschland … – Die Leopoldstraße kills me (Doku)
- 2001: Never go to Goa
- 2002: Running Out of Cool
- 2003: Last Minute Jamaika
- 2005: 3 Minuten Heroes
- 2005: Träum weiter, Julia!
- 2005: Undercover Ibiza
- 2006: Die Quereinsteigerinnen (Darsteller)
- 2006: Finale
- 2006: Polizeiruf 110: Er sollte tot (Darsteller)
- 2008: Dancing with Devils
- 2010: Schmutziger Süden
- 2011: 3 Kreuze für einen Bestseller
- 2012: Berlin für Helden
- 2014: Kein großes Ding
- 2016: Unterwäschelügen
- 2017: Making Judith!
- 2018: Bad Girl Avenue
- 2018: Neue Götter in der Maxvorstadt
- 2020: Ein Callgirl für Geister
- 2021: Berlin Izza Bitch!
Auszeichnungen
- 1968: Bambi für 48 Stunden bis Acapulco[4][5]
- 1979: Adolf-Grimme-Preis mit Silber für Amore
- 2007: Schwabinger Kunstpreis
- 2009: Norddeutscher Filmpreis für Dancing with Devils in der Kategorie Bester Fernsehfilm[6]
- 2010: Filmpreis der Landeshauptstadt München
Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 679 f.
Weblinks
- Klaus Lemke in der Internet Movie Database (englisch)
- Klaus Lemke bei filmportal.de
Einzelnachweise
- DAS REGIEME LEMKE. DARE MAGAZIN. Abgerufen am 17. November 2011.
- Independence Day In: Süddeutsche Zeitung vom 29. Juli 2010, S. 10
- Klaus Lemke beim Filmfest München – Bombe, Baby!, Süddeutsche Zeitung vom 28. Juni 2014, abgerufen 28. Juni 2014
- Florian Merkel: Rocker: Hamburgs Kultfilm des Jahrtausends In: Hamburger Morgenpost vom 2. Februar 2012.
- http://gegenschuss.kinowelt.de/filmverlag.php (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Michael Schleicher: „So unerwartet wie ein Splitter aus dem Paradies“. In: merkur.de. 9. November 2009, abgerufen am 6. Januar 2019.