Klaus Laermann

Leben

Laermann w​urde mit e​iner Arbeit z​u Robert Musils Mann o​hne Eigenschaften 1969 promoviert.[1] Anschließend arbeitete e​r als Wissenschaftlicher Assistent a​n der TU Darmstadt u​nd ab 1972 a​ls Assistenzprofessor a​n der FU Berlin. 1976 habilitierte e​r sich i​n Berlin. Danach h​atte er Lehrstuhlvertretungen i​n Venedig u​nd Amsterdam inne.[2] Von 1980 b​is zu seinem Eintritt i​n den Ruhestand 2002 w​ar er Professor für Neuere Deutsche Literatur a​n der FU Berlin.

Werk

Laermann übersetzte a​us dem Englischen, Französischen u​nd Italienischen. Er gehörte z​u den ersten Übersetzern d​es französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan. Seine Essays erschienen u​nter anderem i​m Kursbuch, i​m Merkur u​nd in d​er Zeit. Er schrieb v​iel beachtete Polemiken u​nter anderem z​u Dietmar Kamper, d​er Sprache d​es Poststrukturalismus u​nd Peter Sloterdijk. Für seinen Aufsatz Lancancan u​nd Derridada. Frankolatrie: g​egen die neueste Mode, d​en neuesten Nonsens i​n den Kulturwissenschaften über d​en von französischen Philosophen geprägten Jargon i​n den deutschen Geisteswissenschaften erhielt e​r 1986 d​en Klagenfurter Joseph-Roth-Preis.[3] Der Essay erschien i​n der Zeit u​nd im Kursbuch, d​er Titel besteht a​us Kofferwörtern, d​ie den Philosophen Jacques Derrida m​it der Dada-Bewegung u​nd den Psychoanalytiker Lacan m​it dem Cancan-Tanz kombinieren.[4][5]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Monographien

  • Eigenschaftslosigkeit. Reflexionen zu Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften.1970
  • Arthur Schnitzler. Zur Diagnose des Wiener Bürgertums im Fin de Siècle (mit Rolf Peter Janz). 1977

Aufsätze

  • Georges Bataille – Das Auge als Fetisch. In: Wollüstige Phantasie. Zur Sexualästhetik der Literatur. Hg.: H. A. Glaser. 1974.
  • Raumerfahrung und Erfahrungsraum. Einige Überlegungen zu Reiseberichten aus Deutschland vom Ende des 18. Jahrhunderts. In: Reise und Utopie. Hg.: K. Laermann, H. J. Piechotta, U. Japp, R. Wuthenow u. a. 1976
  • Vom Sinn des Zitierens. (Merkur, 38, 1984)
  • Der Skandal um den ,Anfang'. Ein Versuch jugendlicher Gegenkultur im Kaiserreich. (,Mit uns zieht die neue Zeit'. Der Mythos Jugend. Hg.: T. Koebner, R. P. Janz und F. Trommler. 1985)
  • Das rasende Gefasel der Gegenaufklärung. Dietmar Kamper als Symptom. (Merkur, 39, 1985)
  • Lacancan und Derridada. (Kursbuch, 84, 1986)
  • Von der Apo zur Apokalypse. Resignation und Fröhliche Wissenschaft am Beispiel von Peter Sloterdijk. (,Postmoderne' oder Der Kampf um die Zukunft. Hg.: P. Kemper. 1988)
  • Die riskante Person in der moralischen Anstalt. Zur Darstellung der Schauspielerin in deutschen Theaterzeitschriften des späten 18. Jahrhunderts. (Die Schauspielerin. Hg.: R. Möhrmann. 1989)
  • Schrift als Gegenstand der Kritik. (Merkur, 44, 1990)
  • Adolph Freiherr von Knigge – oder: Die dunklen Wege der konspirativen Aufklärung. (Die Zeit, Nr. 48, 1990)
  • Die Lust an der Unklarheit und die Schmerzgrenzen des Verstehens. (Wozu Literaturwissenschaft? Hg.: F. Griesheimer, A. Prinz. 1991)
  • "Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch". Überlegungen zu einem Darstellungsverbot (Kunst und Literatur nach Auschwitz. Hg.: M. Koeppen u. a. 1993)
  • Narziß gegen Ödipus. Die Studentenbewegung als ästhetischer Protest. (Neue Rundschau, H. 2, 1993); Vorabdruck in: Die Zeit, Nr. 12, 1993
  • Der Zwang zum Wechsel. Moden in den Geistes- und Sozialwissenschaften. (Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 209, 1993)
  • Telecrazia. (Die Zeit, Nr. 16, 1994)
  • Der deutsche Literatur-Kanon. Was sollen Schüler lesen? (Die Zeit, Nr. 22, 1997)
  • Werther auf der Schwelle. Überlegungen zu einer Illustration von Daniel Chodowiecki. (Fs. A. Bennholdt-Thomsen. Hg.: I. v. d. Lühe, A. Runge u. a. 1997)
  • Derealisierung und Grandiosität – Probleme antisozialer Moral. (Psychoanalyse, Politik und Moral. Hg.: A. Ebrecht u.A. Wöll. 1998)

Übersetzungen

  • Jacques Lacan: Schriften I (mit Rodolphe Gasché, Norbert Haas und Peter Stehlin), Olten: Walter Verlag 1973.
  • Otto Fenichel: Psychoanalytische Neurosenlehre. 3 Bde. 1974–1977. (Üb. und Hg.)
  • Otto Fenichel: Aufsätze. 2 Bde. 1979 und 1981. (Hg. und teilweise übers.)
  • B. F. Skinner: Was ist Behaviorismus? Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1978.
  • Phyllis Chesler: Über Männer, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1979.
  • George Herbert Mead: Gesammelte Aufsätze, Bd. 1&2, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980f.
  • Fritz K. Ringer: Die Gelehrten, Stuttgart: Klett-Cotta, 1983.
  • Joyce McDougall: Plädoyer für eine gewisse Anormalität, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1985.
  • Russell Jacoby: Die Verdrängung der Psychoanalyse oder der Triumph des Konformismus, Frankfurt am Main : S. Fischer, 1985
  • Richard Kuhns: Psychoanalytische Theorie der Kunst, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1986, 1. Aufl.
  • Stephen Jay Gould: Der Daumen des Panda, Basel: Birkhäuser, 1987.
  • Joyce McDougall: Theater der Seele, München: Verl. Internat. Psychoanalyse, 1988.
  • Paul Veyne: Brot und Spiele, Frankfurt/Main: Campus-Verl., 1988.
  • Victor Farías: Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt am Main: S. Fischer, 1989.
  • Stephen Jay Gould: Das Lächeln des Flamingos, Basel: Birkhäuser, 1989.
  • Gianni Vattimo: Nietzsche, Stuttgart: Metzler, 1992.
  • Malcolm Bowie: Lacan, Göttingen: Steidl, 1994.
  • Terry Eagleton: Ästhetik, Stuttgart: Metzler, 1994.
  • Charles E. Larmore: Strukturen moralischer Komplexität, Stuttgart: Metzler, 1995.
  • Steven E. Aschheim: Nietzsche und die Deutschen, Stuttgart: Metzler, 1996.
  • Joyce McDougall: Die Couch ist kein Prokrustesbett, Stuttgart : Verl. Internat. Psychoanalyse, 1997.

Festschrift

  • Sabine Eickenrodt/Stephan Porombka/Susanne Scharnowski (Hg.): Übersetzen, übertragen, überreden, Würzburg: Königshausen & Neumann, 1999.

Fernsehen

  • Na denn Prost! (Dokumentation über deutsche Kneipen mit Sepp Strubel, ARD, 12. Juli 1981), 45 Minuten

Einzelnachweise

  1. Gerhard R. Kaiser: Review of Eigenschaftslosigkeit. Reflexionen zu Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften. In: Poetica. Band 5, Nr. 3/4, 1972, ISSN 0303-4178, S. 126–132, JSTOR:43027928.
  2. Laermann, Klaus. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online. degruyter.com, abgerufen am 30. Oktober 2020 (Begründet von Joseph Kürschner, ständig aktualisierte zugangsbeschränkte Onlineausgabe).
  3. u e ziegler / i hartwig: Ein Coup ohnegleichen. In: Die Tageszeitung: taz. 8. Februar 1992, ISSN 0931-9085, S. 14–15 (taz.de [abgerufen am 22. Oktober 2020]).
  4. Lacancan und Derridada. In: Die Zeit. 30. Mai 1986, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  5. RENÉ AGUIGAH: Derridada und Lacancan sind nicht mehr. In: Die Tageszeitung: taz. 2. Juni 2001, ISSN 0931-9085, S. 12 (taz.de [abgerufen am 23. Oktober 2020]).
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