Kazuhiko Nishijima
Kazuhiko Nishijima (japanisch 西島 和彦 Nishijima Kazuhiko; * 4. Oktober 1926 in Tsuchiura; † 15. Februar 2009[1][2]) war ein japanischer Teilchenphysiker. Er war emeritierter Professor an den Universitäten Tokio und Kyōto.[1] Bekannt ist er vor allem für die in Zusammenarbeit mit Murray Gell-Mann hervorgegangene Gell-Mann-Nishijima-Formel und das Konzept der Strangeness, die er nach dem η-Meson als eta-Ladung bezeichnete.[1][3]
Leben und Wirken
Nishijima erhielt 1948 sein Diplom in Physik an der Kaiserlichen Universität Tokio und promovierte im Jahr 1955 an der Universität Ōsaka mit einer Arbeit über das Kernpotential.[2]
An der Universität Osaka wurde er 1950 von Yoichiro Nambu beauftragt, an der Theorie der Starken Wechselwirkung und der Physik seltsamer Materie (damals V-Teilchen genannt) zu arbeiten.[2] Während er den Zerfall dieser Teilchen untersuchte, entwickelte er zusammen mit Tadao Nakano – unabhängig von Murray Gell-Mann – eine Relation für die Quantenzahlen der Teilchen:
mit der elektrischen Ladung Q, der dritten Komponente des Isospins I3, der Baryonenzahl B und der Strangeness S des Teilchens.
Diese Gell-Mann-Nishijima-Formel (oder auch NNG-Formel, für Nishijima, Nakano, Gell-Mann) war ausschlaggebend für die Entwicklung des Quark-Modells durch Gell-Mann[4] und George Zweig[5][6] im Jahr 1964 (unabhängig voneinander).
Auf Einladung Werner Heisenbergs arbeitete Nishijima von 1956 bis 1958 in Göttingen, bevor er 1958 ans Institute for Advanced Study in Princeton wechselte.[2] Anderthalb Jahre später wurde er Professor an der University of Illinois at Urbana-Champaign.[2] 1966 kehrte er zurück an die Universität Tokio, wo er eine Arbeitsgruppe für theoretische Physik gründete, aber auch Verwaltungsaufgaben übernahm.[2] 1986–1989 sowie 1995–2005 war er Präsident der Nishina Memorial Foundation, eine Stiftung zur Förderung der Physik in Japan.[2] 1982 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Im selben Jahr wurde er als auswärtiges Mitglied in die damalige Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen.[7]
Bis zu seinem Tod war Nishijima in der Forschung aktiv, zuletzt über Confinement und nichtkommutative Quantenfeldtheorie. Er starb an Leukämie.[2]
Schriften
Auszeichnungen
- Nishina-Preis (Nishina Kinenshō)[2]
- Nippon Gakushiin-shō (Preis der Japanischen Akademie der Wissenschaften)[2]
- Ernennung zum Bunka Kōrōsha (Person mit besonderen kulturellen Verdiensten) (1993)
- Guggenheim-Stipendium (engl. Guggenheim Fellowship)[8]
- 3. Hofrang (jusammi)[9]
- Japanischer Kulturorden (engl. Order of Culture)[2][10] (2003)
Literatur
- K. Kawarabayashi: Ukawa A (Hrsg.): Wandering in the Fields: Festschrift for Professor Kazuhiko Nishijima on the Occasion of His Sixtieth Birthday. World Scientific, 1987, ISBN 9971-5-0363-8.
Einzelnachweise
- Particle Physicist Kazuhiko Nishijima dies at 82, The Japan Times. 18. Februar 2009. Abgerufen am 16. Juli 2010.
- Y. Nambu: Kazuhiko Nishijima. In: Physics Today. 62, Nr. 8, 2009, S. 58. doi:10.1063/1.3206100.
- K Nishijima: Charge Independence Theory of V Particles. In: Progress of Theoretical Physics. 13, 1955, S. 285. doi:10.1143/PTP.13.285.
- Gell-Mann, M: A Schematic Model of Baryons and Mesons. In: Physics Letters. 8, Nr. 3, 1964, S. 214–215. doi:10.1016/S0031-9163(64)92001-3.
- Zweig, G: An SU(3) Model for Strong Interaction Symmetry and its Breaking. In: CERN Report No.8181/Th 8419. 1964.
- Zweig, G: An SU(3) Model for Strong Interaction Symmetry and its Breaking: II. In: CERN Report No.8419/Th 8412. 1964.
- Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Kazuhiko Nishijima. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 11. Oktober 2015 (englisch).
- Kazuhiko Nishijima, Guggenheim Fellow 1965. John Simon Guggenheim Memorial Foundation. Abgerufen am 12. Februar 2016.
- Ehrungen durch Kabinettsbeschluss 2008 (Japanisch) Universität Kyōto. Abgerufen am 24. Mai 2012.
- 本学名誉教授の西島和彦先生が平成15年度の文化勲章を受章 (Japanisch) Universität Tokio. Abgerufen am 16. Juli 2010.