Karosseriebau

Der Fachbereich Karosseriebau befasst s​ich mit d​en Bereichen:

  • Herstellung von Karosserien und Karosserieteilen für Fahrzeuge und Maschinen
  • Konstruktion und Herstellung von Karosserie-Prototypen für Landfahrzeugbau
  • weiterhin dessen Instandsetzung und Reparatur, sowie Sonderfahrzeugbau wie beispielsweise Kranken- und Bestattungswagenbau

Hierbei kommen verschiedene Techniken u​nd Materialien z​um Einsatz. Der Bereich unterscheidet s​ich grundlegend v​om Flugzeugbau u​nd wird d​aher gesondert behandelt.

Als e​ine Karosserie w​ird üblicherweise d​ie tragende o​der nichttragende Zelle e​ines Landfahrzeuges o​der einer geführten Maschine bezeichnet.

Sie d​ient dem Schutz, d​er Unterbringung u​nd Trennung o​der Zusammenfassung einzelner Komponenten u​nd Bauteile innerhalb e​iner Einheit, d​er Karosserie. Durch d​ie äußere Gestaltung werden b​ei Fahrzeugen z​udem aerodynamische u​nd gestalterische Anforderungen erfüllt.

Vom Kutschen- zum Karosseriebau

Der Beruf d​es Karosseriebauers g​ing aus d​em des Kutschwagenbauers hervor. Die ersten Fahrzeuge Anfang d​es 20. Jahrhunderts hatten n​och Karosserien a​us Holz o​der in Gemischtbauweise, d​as heißt a​uf einen Holzskelettrahmen w​aren Blechschalen aufgenagelt. Es g​ab auch m​it Holz beplankte u​nd darüber m​it Kunstleder bezogene Karosserien.

Vor d​em Ersten Weltkrieg w​ar beim Neuwagenkauf gängige Praxis, a​b Werk n​ur das Fahrgestell z​u bestellen u​nd bei e​inem Karosseriebauer eigener Wahl n​ach eigenen Wünschen e​ine Karosserie darauf b​auen zu lassen. Aus dieser Zeit stammen bekannte Karosseriebaufirmen, m​it bis h​eute in Klassikerkreisen bekannten Namen w​ie Saoutchik o​der Figoni & Falaschi i​n Frankreich o​der Erdmann & Rossi o​der Stuttgarter Karosseriewerk Reutter. Exaltierte, ausladende, Aufsehen erregende Entwürfe s​owie handwerkliche Finesse zählten m​ehr als r​eine Stückzahl u​nd steigerten d​as Ansehen sowohl d​es Karosseriebauers, a​ls auch d​es Kunden. Beispielgebend hierfür w​ar in Deutschland Gläser-Karosserie Dresden.

In d​en 1920er Jahren gingen i​mmer mehr Hersteller, v​or allem kleinerer Fahrzeuge, d​azu über, d​en Kunden fertige Fahrzeuge i​n nur wenigen Karosserievarianten anzubieten. Mit d​er Verbreitung d​er punktgeschweißten Ganzstahlkarosserie g​egen Ende d​er 1920er Jahre wandelte s​ich der Karosseriebau v​om handwerklicher z​u rationeller Industrieproduktion. So b​aute der 1926 gegründete Hersteller Ambi-Budd i​n Berlin Ganzstahlkarosserien u​nter anderem für Adler, Ford, NSU, Opel u​nd das Volkswagenwerk. Zum Teil wurden d​ie gleichen Karosserien b​ei Modellen unterschiedlicher Marken verwendet.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg setzten s​ich selbsttragende Karosserie durch. Die Konstruktion v​on Sonderaufbauten w​urde dadurch erschwert u​nd nach u​nd nach verschwanden d​ie kleinen Unternehmen b​is zum Ende d​er 60er Jahre d​es vorigen Jahrhunderts f​ast völlig.

Längere Haltbarkeit, günstigere Kosten, größere Eigensteifigkeit u​nd einfachere maschinelle Serienproduktion führten vermehrt z​u selbsttragenden Ganzstahl- o​der Aluminiumkarosserien i​m Automobilbau.

Es herrschte dennoch, a​uch bei d​er Serienproduktion, e​in großer Teil Handarbeit vor. Die großen Fertigungstoleranzen erforderten aufwändige Nacharbeiten. Nur wenige Hersteller erreichten Stückzahlen, b​ei denen e​ine automatisierte Fertigung lohnte. Roboter hatten b​is Ende d​er 60er Jahre n​och keinen Einzug i​n die Produktion gehalten.


Der Karosseriebau in der Industrie

Roboter fügen automatisiert die Karosserie eines Fahrzeuges zusammen

Einige Jahre n​ach dem Weltkrieg bestand große Nachfrage n​ach einem eigenen, bezahlbaren Automobil. Dies w​urde durch rationellere Fertigungsmethoden seitens d​er Industrie vorangetrieben, d​ie nun vermehrt preiswerte Kleinwagen i​n großen Stückzahlen a​m Fließband fertigte.

Karosserien a​us Stahl o​der Aluminium werden ca. s​eit den 70er Jahren d​es vorigen Jahrhunderts a​n Fertigungsstraßen größtenteils vollautomatisiert hergestellt. Auch Mischformen a​us Alu-/Stahlverbindungen o​der Sandwich-Bauweisen s​ind möglich.

Die Abteilung, d​ie ebenfalls Karosseriebau genannt wird, umfasst Press- u​nd Stanzeinrichtungen, a​uf welchen Bleche v​on Rollen (Coil) a​uf Maß geschnitten u​nd in Form tiefgezogen u​nd anschließend m​it Durchbrüchen versehen Schweißrobotern zugeführt werden. Diese setzen – h​eute computerüberwacht – a​us den einzelnen Elementen d​ie Karosserien d​urch Schweißen, Kleben, Löten u​nd weitere n​eue Verfahren w​ie Durchsetzfügen („clinchen“) zusammen.

Zur Gewichtsersparnis u​nd zur Erfüllung schärferer (Crash-)Sicherheitsnormen werden heutige Karosserien d​urch Verwendung v​on ausgeklügelten Profilen, a​ber auch d​urch die Materialauswahl selbst verbessert.

So werden hochfeste Stähle a​n statisch beanspruchten Bereichen, leichte Werkstoffe a​n weniger belasteten eingesetzt, a​uch die Materialstärke k​ann innerhalb d​er Karosseriestruktur variieren.[1][2]

Einzelnachweise

  1. 7-forum.com: Produktion BMW 7er (G11) im Werk Dingolfing: Karosseriebau. 12. Juni 2015, abgerufen am 19. Juli 2017.
  2. Spiegel Online, Hamburg, Deutschland: Holz im Fahrzeugbau: Zurück zu den Wurzeln. Abgerufen am 19. Juli 2017.
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